Schlafmittelkonsum erhöht Demenzrisiko
Pressetext verfasst von robertbumgarner am Mi, 2022-07-27 12:58.Einige Medikamente, die auch als Schlafmittel verwendet werden, stehen unter Verdacht, das Demenzrisiko zu erhöhen - darunter auch rezeptfrei erhältliche Produkte. Sie wurden zwar nicht speziell für diesen Zweck entwickelt, haben aber den Nebeneffekt, dass sie den Schlaf fördern. Allerdings hemmen sie im Gehirn die Wirkung des Botenstoffs Acetylcholin (ACh). Dadurch könnte das Risiko steigen, eine Demenz zu entwickeln, zum Beispiel vom Typ Alzheimer.
Es gibt viele Medikamente, die anticholinerg wirken. Einige davon kommen auch als Schlafmittel zur Verwendung. Im Wesentlichen sind dies die rezeptpflichtigen Wirkstoffe Amitriptylin, Doxepin, Hydroxyzin, Quetiapin und Trimipramin sowie Diphenhydramin (DPH), das rezeptfrei erhältlich ist. Letzteres ist unter anderem in Produkten wie „Vivinox“ und den „Nachtsternen“ enthalten.
Einige Medikamente, die bei anderen Erkrankungen eingesetzt werden (Depression, Allergien, Krampfanfälle, Parkinson, Übelkeit, Schwindel, Blasenprobleme und Atemprobleme), hemmen ebenfalls ACh und erhöhen die sogenannte „anticholinerge Belastung“. Darunter versteht man die kumulative Wirkung aller anticholinergen Medikamente, die eine Person einnimmt. Je mehr dieser Medikamente man einnimmt, desto höher ist das Risiko für Demenz.
Die Einnahme eines oder mehrerer dieser Medikamente bedeutet nicht, dass man irgendwann an Demenz erkranken wird. Es bedeutet nur, dass Menschen, die solche Medikamente regelmäßig einnehmen, ein höheres Risiko für Demenz haben als andere. Wer nur selten ein Medikament benötigt, um zu schlafen, erhöht sein Risiko kaum. Auch bei Menschen, die langfristig auf einen dieser Wirkstoffe angewiesen sind, entsteht nicht zwangsläufig eine Demenz. Wenn ein Medikament jedoch nicht unbedingt erforderlich ist, wäre es sicherlich ratsam, die Einnahme zu minimieren. Je weniger anticholinerge Stoffe eine Person einnimmt, desto geringer ist die Gefahr, die von diesen ausgeht.
Um die Menge der fraglichen Medikamente zu verringern, gibt es einige Möglichkeiten. Wer eines der sechs oben genannten Schlafmittel einnimmt, kann mit einem Arzt oder einer Ärztin über mögliche Alternativen sprechen. Neben verschiedenen anderen Medikamenten kommen dafür auch Methoden wie die kognitive Verhaltenstherapie in Frage.
Generell ist es ratsam, Schlafmittel als nicht Dauerlösung zu betrachten. Meist gibt es für Schlafprobleme körperliche oder psychische Gründe. Diese gilt es zu finden und zu behandeln. Schlafmittel jeglicher Art sollten, wenn überhaupt, nur bei schweren Schlafstörungen und auch dann nur für möglichst kurze Zeit zur Anwendung kommen. Das gilt auch dann, wenn ein Schlafmittel rezeptfrei zu haben ist, wie das oben erwähnte DPH. Eine vorsichtige Anwendung dieser Medikamente reduziert nicht nur das Demenzrisiko, sondern auch viele andere Probleme, die damit in Verbindung stehen. Dazu zählen wie zum Beispiel eine drohende Abhängigkeit, die Entwicklung einer Toleranz und Probleme beim Absetzen.