Schweiz: Benzodiazepin-Bedarf extrem hoch
Pressetext verfasst von vosinsky am Mi, 2021-11-10 12:06.Laut einer Studie der Universität Zürich werden Z-Substanzen und Benzodiazepine in der Schweiz bemerkenswert oft verschrieben. Obwohl das hohe Risiko einer Abhängigkeit bekannt ist, bekam im Jahr 2018 jede zehnte Person mindestens eine Packung dieser vor allem als Schlaf- und Beruhigungsmittel verwendeten Medikamente per Rezept verordnet.
Z-Substanzen wie Zopiclon oder Zolpidem kommen vor allem bei Schlafstörungen zum Einsatz. Bei Benzodiazepinen sind die möglichen Indikationen noch viel weiter gefasst. Wegen ihrer Zuverlässigkeit und den zumindest bei kurzfristiger Einnahme gut beherrschbaren Nebenwirkungen gelten sie als alternativlos. Zwar ist bekannt, dass sie oft zu sorglos verschrieben werden, doch konkrete Zahlen zu diesem Problem fehlten bisher.
Ziel der Studie war es, ein landesweites und umfassendes Bild über die Prävalenz und Verschreibungsmuster von Benzodiazepinen und Z-Substanzen in der Schweiz zu geben und die daraus entstehenden Probleme zu analysieren. Die Daten stellte die Helsana AG zur Verfügung, die größte Unfall- und Krankenversicherung des Landes.
Von insgesamt rund 845.000 Personen, die einen guten Querschnitt der Bevölkerung darstellen, hatten 95.000 im Jahr 2018 mindestens ein Rezept für ein Benzodiazepin wie Valium oder ein Z-Medikament erhalten, also etwas mehr als 10 %. Dabei zeigen sich starke Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Bei Menschen zwischen 45 und 65 Jahren lag die Prävalenz bei 30 %, bei den über 65-jährigen sogar bei ca. 50 %. Die meisten Rezepte wurden von Allgemeinmedizinern ausgestellt.
Wie die Auswertung weiterer Daten zeigt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Einweisung in die Akutversorgung, die Psychiatrie oder ein Pflegeheim mit den fraglichen Medikamenten wesentlich höher als im Durchschnitt der Bevölkerung. Ob die Medikamente dafür ursächlich verantwortlich sind, lässt sich allerdings aus den Daten nicht ableiten.
Wie in den meisten Ländern der Welt gibt es Z-Substanzen und Benzodiazepine auch in der Schweiz nur auf Rezept. Wer ein Präparat wie Valium kaufen möchte, muss also zuvor mit einem Arzt sprechen. Laut Zulassung sollten solche Medikamente in der Regel nur für wenige Wochen und in Ausnahmefällen bis zu sechs Monate zum Einsatz kommen. In der Praxis sind aber auch langjährige Behandlungen keine Seltenheit. Dadurch kann es zu einer Abhängigkeit und zu erheblichen Problemen beim Absetzen kommen.
Quelle: Benzodiazepine in der Schweiz: zu häufig verschrieben