18. Münsteraner Botschaftergespräch beim Corps Rheno-Guestphalia Münster mit dem Botschafter von Belgien, S.E. E-Ghislain D'hoop

18. Münsteraner Botschaftergespräch beim Corps Rheno-Guestphalia:

Belgiens Botschafter D’hoop:
Deutschland muss in Europa mehr Führung übernehmen

(Münster, den 25. April 2018) Die Forderung nach einer stärkeren Führungsrolle Deutschlands in der Weiterentwicklung Europas war die zentrale Aussage von Belgiens Botschafter, S.E-Ghislain D’hoop, beim 18. Münsteraner Botschaftergespräch. In seinem Vortrag am 23. April vor rund 70 Angehörigen und Gästen des 1908 in Münster gegründeten Corps Rheno-Guestphalia knüpfte er an den Appell seines Landsmanns Paul-Henry Spaak, an: Der frühere Außenminister Belgiens und Mitunterzeichner der Römischen Verträge hatte den Standpunkt vertreten, dass man Europa nicht nur gestalten, sondern auch organisieren müsse.

Mit seiner vorbildlichen Demokratie und der breiten Unterstützung durch die Bevölkerung und fast aller im Bundestag vertretenen Parteien, fördere Deutschland die Europäische Integration uneingeschränkt. Deshalb müsse Deutschland dringend mehr Führung übernehmen, um die EU fortzuentwickeln. Ein Weiter so könne es nicht geben, sagte der Botschafter.

In fast allen europäischen Mitgliedstaaten gebe es zunehmend europakritische Stimmen und auch Belgien sei davon nicht verschont. Wenn wir uns in Europa nicht wieder zurückentwickeln wollen, müsse Europa eine Herzensangelegenheit werden und dazu brauche es eine politische Führungsrolle Deutschlands. Vorbehalte gegen Deutschland sollten nicht überbewertet werden und auch keine Entschuldigung sein. Nicht nur Reden sei gefragt, sondern konkretes Handeln - und wenn auch in kleinen Schritten.

„Bevor große Visionen aufgezeigt werden, muss jedes EU-Mitgliedsland zunächst seine Hausaufgaben erledigen. Darin seien sich die meisten EU-Mitgliedsländer auch einig“, so der Diplomat unter Anspielung auf einen EU-Finanzminister und einen eigenen Haushalt, was von Frankreich gefordert und in Deutschland kritisch betrachtet wird.

Andere Staaten außerhalb von Europa organisierten sich besser und effizienter. Sie hätten dadurch teilweise eine stärkere wirtschaftliche Schlagkraft. Doch Europa brauche sich nicht zu verstecken. Es zeichne sich durch seine politische Stabilität aus und sei auch nach dem bedauerlichen Brexit weiterhin eine der stärksten Wirtschaftsräume der Welt mit einem Markt von knapp 550 Millionen Einwohnern. Offene Grenzen zwischen den Staaten und ein freier Wirtschafts- und Handelsraum seien die Garanten für den wirtschaftlichen Erfolg und den Wohlstand aller Europäer.

„Abschottung und Handelsgrenzen gefährden diesen Wohlstand“, stellte der Botschafter fest, „aber wir müssen die Europäer bei der Fortentwicklung der EU auch mitnehmen und dürfen sie auch nicht überfordern, weil sonst die Akzeptanz abnimmt, wie man in vielen Mitgliedsstaaten sehen kann“.

„Vielleicht sollten wir die Europäische Union als großen Brückenbauer sehen. Es geht schließlich nicht um die Abschaffung der Nationalstaaten“, führte D’hoop weiter aus. Europa sei ein „Gesamtprojekt mit verschiedenen Stufen, bei denen es natürlich Nationalstaaten gebe“, befand der Botschafter. Das wollten auch die meisten Europäer.

Ohne Zusammenarbeit könnten wir nicht überleben. Das zeige auch ein Blick auf seine Heimat. Belgien lebte und lebe vom Handel, was dem Diplomaten zufolge mehr als lediglich wirtschaftliche Vorteile brachte: „Dieser Handel hat uns bereichert, auch was Kultur und Zivilisation betrifft.“ Offenheit, Toleranz, Respekt und Dialog seien so in seine Heimat gelangt.

Im Anschluss an seinen Vortrag beantwortete D’hoop durchaus auch kritische Fragen aus dem Auditorium zu Belgien, seiner hohen Verschuldung und der Rolle der EU-Kommission sowie dem geringen Einfluss des europäischen Parlaments. Ja, es gebe unstreitig Handlungsbedarf, gerade deswegen sei ja Deutschland gefordert, resümierte der Botschafter und erhielt von den Studenten und ihren Gästen langanhaltenden Applaus.

Am frühen Nachmittag war der Botschafter mit den Rhein-Westfalen offiziell durch die Stadt Münster von Frau Bürgermeisterin Wendela-Beate Vilhjalmsson (SPD) herzlichst im Friedenssaal empfangen worden. Hier trug sich D’hoop in das Goldene Buch der Stadt Münster ein.

Ferner empfing Herr Dr. Jörg Albrecht, Künstlerischer Direktor der Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung, den Botschafter und stellte die Stiftung und den beabsichtigten Ausbau zu einem literarischen Forschungs-Zentrum vor. Botschafter Ghislain D’hoop war mehr als beeindruckt. Er selbst beabsichtigt nach seiner Pensionierung literarisch tätig zu werden.

Es folgte noch eine ausführliche Führung und Besichtigung des St.-Paulus-Doms und der Stadt. S.E. war von der Schönheit Münsters und der Gastfreundschaft beeindruckt und versprach mit seiner Ehefrau zurückzukommen.

Bilder: Frei im Zusammenhang mit der Berichterstattung über das Botschaftergespräch.

Abbildung 1: Empfang im Friedenssaal. Bürgermeisterin Vilhjalmsson (SPD)und Botschafter D‘hoop sowie dessen Gastgeber vom Corps Rheno-Guestphalia

Abbildung II: Auf dem Rhein-Westfalen-Haus. v.l. E. Fuhse(Vors. Der Altherrenvereinigung), Botschafter D’hoop, Senior Niemeier und Dirk C. Frotscher, Initiator der Münsteraner Botschaftergespräche

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Rückfragen: Corps Rheno-Guestphalia, Telefon 0251/230 14 17, E-Mail: cc@rheno-guestphalia.de oder Ass. iur. Dirk C. Frotscher,
Telefon: 030/264 04 36 oder 0173/60 660 79, E-Mail: frotscher@rheno-guestphalia.de
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Hintergrund:

Münsteraner Botschaftergespräche
Die in der Studentenschaft einmalige Gesprächsreihe wurde 2009 mit dem Botschafter Israels gestartet. Ihm folgten die Botschafter der Republik Kosovo und Tansanias sowie aus Afghanistan, Äthiopien, Lettland, Kuba, von den Philippinen, Zypern, Mali, Irland, Ägypten, Taiwan, Litauen, Armenien und im letzten Semester Montenegro und Malta sowie jetzt von Belgien. Im Juni wird der Botschafter von Polen beim Corps sprechen.

Botschafter Ghislain D'hoop(59)
BILDUNG:Studium der Internationalen Beziehungen, Betriebswirtschaftslehre und Europastudien, Universität Leuven und Universität Louvain-la-Neuve

BERUFLICHE LAUFBAHN
1984 Eintritt in den Belgischen diplomatischen Dienst; 1987-1988 Mitglied des neu gegründeten Sekretariats der Europäischen Politischen Zusammenarbeit; 1988-1992 1. Sekretär, später Botschaftsrat, Belgische Botschaft, London; 1992-1995 Sprecher und Referatsleiter Presseamt des Belgischen Außenministeriums; 1995-1997 Gesandter, Belgische Botschaft Rom; 1997-2013 Diplomatischer Berater S.M. König Albert II: 1997-2006 im Rang eines Beigeordneten Kabinettschefs des Königs; 2006-2013, im Rang eines Botschafters, ab 2006, zugleich Mitglied des Vorstands des Königlichen Hofes und Leiter des Ressorts für Internationale Beziehungen, 1997-2010, gleichzeitig Diplomatischer Berater S.K.H. Kronprinz Philippe; 2013-2014 Leitungs- und Planungsstab im Belgischen Außenministerium

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Homepage
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Branche
Das Corps Rheno-Guestphalia Münster wurde im Jahre 1908 gestiftet und ist eine Studentenverbindung im Kösener Senioren-Convents-Verband, dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen, welcher im Jahre 1848 gegründet wurde und heute aus über 100 Corps, in Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht., Unsere Mitglieder sind, ungeachtet ihrer Nationalität, Konfession, Abstammung oder politischen Haltung, in Freundschaft verbunden, wobei Extremismus, jedweder Art, abgelehnt wird. Als Kösener Corps zeichnen wir uns durch unsere tolerante und neutrale Grundhaltung aus., Siehe auch:, http://de.wikipedia.org/wiki/Corps_Rheno-Guestphalia_M%C3%BCnster, oder bei facebook "Gruppe Rheno-Guestphalia Münster"