Mit den Händen sehen – Blindenführung auf der Erotikmesse Venus

In Berlin war dieses Jahr wieder vom 12. Bis 15. Oktober die Erotik- und Life-Style Messe Venus. Es gab wieder jede Menge für die Besucher zu sehen. Bei dieser 21. Messe gab es auch die zweite Ausgabe der Blindenführung am Freitag den 13. Oktober. Hier wurden in einer Sonderführung blinden und sehbehinderten Menschen Produkte dieser Branche sehbehindertengerecht vorgeführt und durch das Fühlen näher gebracht.
Die Führung war ein Teil der Woche des Sehens. In dieser Zeit wird mit vielen Aktionen auf die Belange der Blinden hingewiesen. Da passte diese Führung voll dazu. Diese Tour war eine Kooperation zwischen der Venus und den Berliner Blindenverein ABSV.
Die Leitung dieser Sonderführung übernahm wieder der Hamburger Travestie-Star Ella Mortadella. Diese außergewöhnliche Frau führte mit viel Wortwitz und Charme die Besucher von Stand zu Stand und durch ihre Wortakrobatik gab es immer wieder Lacher. Die Idee zu diesen Führungen hatte 2016 der blinde Berliner Hans Peter Sperber. Denn er kannte die Venus noch als Sehender. Dieser Erfinder bin ich der Autor dieses Berichtes selbst und erzähle nun euch Lesern wie es war. Viel Spaß beim Lesen.
Wir versammelten uns alle im Vorraum des Nordeingangs der Messe Berlin. Von dort ging es dann über die Venus. Neben Ella Mortadella waren noch Miriam von der Venus, Paloma vom ABSV und einige Leute von der Presse dabei. Da war die FAZ, BamS und ein Fernsehteam von RTL für ihr Magazin „Extra“ mit dabei. Wir wurden bei dem Rundgang gefilmt und fotografiert. Unser erster Halt war ein Stand mit einer großen Auswahl an Dildos. Uns wurde ein Gerät mit Strom vorgeführt. Wir Teilnehmer konnten den vibrierenden Dildo mit unseren Händen erfühlen. Einige von uns fanden diese Vibrationen sehr angenehm in der Hand und andere nicht. Ich empfand diese Stromvibrationen als doch ganz angenehm. Uns wurde noch eine Massagekerze vorgeführt, wobei ich der Proband war. Die Kerze wurde angezündet und das Massageöl tropfte mir sehr warm auf die Hand. Eine Standbetreuerin massierte nun meine Hand – und ich genoss es.
Als nächstes Requisit konnten wir einen Pulsator ertasten. Dieser vibriert nicht, sondern durch Strom wird eine Technik in Gang gesetzt, die Stöße nach vorne macht. Hier sind die Bewegungen des Mannes beim Liebe machen nachempfunden. Ein typisches Spielzeug für die Frau. Bei der Firma Spitzbuben wurde uns Unterwäsche für den Mann vorgeführt. Das Besondere daran sind die Spitzen. Spitzen-Unterwäsche für die Frau ist ja sehr bekannt. Nun gibt es auch Spitzen-Höschen für uns Männer. Hier waren wir Männer geteilter Meinung. Der Eine fand es gut, der Andere weniger.
Gummipuppen sind out, RS-Dolls sind in. Diese uns gezeigten Liebespuppen sind aus Synthetik und der menschlichen Haut nachempfunden. Es gibt sie als klassisches Frauenmodell und für die Frau als Mann. Es ist sogar möglich diese Puppen mit einem Wunschkopf auszustatten. Als Beispiel wurde eine Puppe gezeigt mit dem Kopf der Frau des Standbetreuers. Dass die Puppenmacher Humor haben führten sie uns auch vor. Denn bei einem Doll sang diese das Kinderlied „Alle meine Entchen“. Ein reines Frauenspielzeug war der Klitoris-Vibrator. Ich hielt ihn mir eingeschaltet an die Nase und es kitzelte sehr stark. Ungewöhnlich war der Pärchen-Vibrator. Denn er ist für Mann und Frau gleichzeitig benutzbar und auch mit Strom betrieben. Das eigentliche Gerät ist für die Frau und die Fernbedienung für den Mann. Hier vibrieren beide Geräte gleichzeitig. Mann und Frau können hier in zwei Räumen einer Wohnung sein und gemeinsam das Toy benutzen. Liebesspiel mit Distanz!
Es ging dann in den Kinky-Bereich, wo uns Nagelbürsten und Nietenpeitschen präsentiert wurden. Ich probierte beide Toys aus. Also wenn man die Bürste und die Peitsche nur sanft benutzt, erzeugen sie doch ein wohliges Gefühl auf der Haut. Dann wurde es richtig heiß. Denn vier Mädels machten für uns exklusiv eine erotische Live-Show mit Striptease und vielem mehr. Ella Mortadella und der Erotikstar Maria Mia kommentierten und erklärten die Aktionen der Girls. Das war echt mega-hot. Ich hatte noch nie so eine Show mit Audiodeskription/Bildbeschreibung erlebt. Meine Phantasie bekam da große Flügel. Es war aber nicht nur für uns eine Premiere, sondern auch für die Darstellerinnen und Kommentatorinnen auf der Bühne. Ich bin sicher, da werden sich die Mädels und wir ewig daran erinnern. Zum Abschluss gab es dann endlich was Flüssiges. Bei der Firma Kinky-Drinks konnten wir erotische Likörkreationen probieren. Es gab drei verschiedene Geschmacksrichtungen: dunkle Schokolade mit Minze, weiße Schokolade mit Orangenlikör und Wodka Energy. Diese Liköre sind in kleinen Fläschchen in Penisform abgefüllt. Mit einem tosenden Applaus für die brillante Führung von Ella Mortadella endete dann die Führung.
Hinterher besuchte ich noch den Starwalk, wo sich die Stars der Branche präsentierten. Hier bekam man Autogramme und konnte sich mit den Stars fotografieren lassen. Ich nutzte das ausführlich. Als Ideengeber für diese Führung wurde ich dann noch von den Zeitungen Bild am Sonntag und FAZ/Frankfurter Allgemeine Zeitung, sowie einem Reporter vom Fernsehmagazin Extra von RTL interviewt. Der Filmbericht über die Venus-Blindenführung wird am 16. Oktober in Extra auf RTL ausgestrahlt. Diese Führung hat gezeigt, dass Blinde genauso interessiert sind an Erotik und Sex wie Sehende. Es war ein grandioser Erfolg.
Bericht und Fotos: Hans Peter Sperber von Sperbys Musikplantage


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