NETZ e.V. stellt Jahresbericht 2017 vor: Erfolgreich gegen Kinder-Ehen in Bangladesch

Beitrag für Menschenrechte in Bangladesch

Wetzlar – „Ohne dieses Engagement könnten viele heranwachsende Mädchen in Bangladesch heute nicht auf dem Schulhof spielen, sondern würden als Ehefrau einen Haushalt versorgen“, erklärt Peter Dietzel, Geschäftsführer der deutschen Entwicklungsorganisation NETZ e.V. bei der Vorstellung des aktuellen Jahresberichts. Gemeinsam mit Partnern in Bangladesch initiiert NETZ die Arbeit, mit der Kinder-Ehen verhindert, Menschenrechte geschützt und Unterernährung überwunden werden. „Besonders Frauen, Mädchen und Familien, die benachteiligt und in der Gesellschaft ausgegrenzt sind, wollen aus eigener Kraft etwas verändern“, erklärt Dietzel. „NETZ unterstützt sie dabei, denn Veränderung ist möglich.“

Davon zeugt der aktuelle Jahresbericht des Vereins: Das Menschenrechtsprojekt von NETZ hat 9.200 Ehrenamtliche in Bangladesch mobilisiert, die in entlegenen Dörfern Menschenrechtsvergehen aufdecken und die Betroffenen unterstützen. „Sie agieren als Konfliktvermittler, stoppen Gewalt und helfen Bedürftigen beim Kampf um soziale Sicherung“, erklärt Dietzel und fügt hinzu: „Die Aktivisten leisten mutige Arbeit, denn vielerorts ist die Menschenrechtslage schwierig.“ Das verdeutlichen aktuelle Zahlen der Vereinten Nationen, nach denen 57 Prozent der Frauen in Bangladesch direkte Gewalt erfahren und über die Hälfte der Mädchen vor dem 18. Lebensjahr verheiratet wird – eine der weltweit höchsten Raten an Kinder-Ehen.

Die Gründe dafür sind vielfältig. So erklärt Dietzel, dass Armut ein treibender Faktor ist, aber auch kulturelle Tradition eine Rolle spielt: „Manche Eltern wollen ihre Töchter durch die frühe Verheiratung vor dem Ehrverlust bewahren.“ Doch die fatalen Folgen für die Mädchen liegen auf der Hand: Schulabbruch, häusliche Gewalt und häufige Komplikationen bei einer frühen Schwangerschaft. „Durch die Aufklärungsarbeit von Lehrern und Dorfentwicklungshelferinnen, können Kinder-Ehen verhindert werden und Mädchen bekommen die Chance auf einen Schulabschluss und ein selbstbestimmtes Leben“, fügt der NETZ-Geschäftsführer hinzu.

In weiteren Projekten unterstützt die Entwicklungsorganisation in Bangladesch Familien, die in extremer Armut leben. Durch das Projekt „Ein Leben lang genug Reis“ haben inzwischen 200.000 Menschen eine gesicherte Ernährung. Sie haben Produktivkapital und Schulungen erhalten und bauen damit kleine Landwirtschaften oder Handwerksbetriebe auf. Zugleich gründen sie Selbsthilfe-Organisationen, mit denen sie andere benachteiligte Familien ihrer Region unterstützen, etwa um staatliches Land für den Reisanbau zu erhalten.
Außerdem fördert NETZ ein Schulprojekt, über das 29.000 Kinder eine qualitativ gute Schulbildung in abgelegenen Regionen erhalten. Direkte Nahrungsmittelhilfe leistet NETZ im Katastrophenfall: Bei einer schweren Überflutung im August 2016 wurden an 11.000 Menschen im Norden Bangladeschs 68 Tonnen Lebensmittel verteilt.

Finanziert werden die Projekte durch Privatspenden zusammen mit Fördergeldern des Bundesentwicklungsministeriums und der EU. Auf über 3,3 Millionen Euro beliefen sich die Einnahmen im vergangenen Jahr, wobei Kosten für die Verwaltung und Kommunikation mit den Spendern nur 10,7 Prozent betrugen. Über großes Engagement für Bangladesch und viel ehrenamtliches Engagement freut sich Peter Dietzel: „Mehr als 6.000 Menschen machen mit und haben im vergangenen Jahr 20.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Dafür bin ich sehr dankbar.“

NETZ hat aktuell erneut das Gütesiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) verliehen bekommen und führt dieses nun bereits seit 15 Jahren. Es steht für einen verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern.

Weitere Informationen unter: www.bangladesch.org


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