Paramilitärische Gewalt in Europa nach dem Ersten Weltkrieg

Paramilitarismus umfasste revolutionäre und gegenrevolutionäre Gewalt im Namen säkularer Ideologien sowie ethnische Gewalt in Verbindung mit der Gründung neuer Nationalstaaten oder dem Widerstand von Minderheiten gegen diesen Prozess. Er trat neben anderen Gewaltformen auf wie sozialen Protesten, Aufständen, Terrorismus, Polizeirepressionen, Kriminalität und konventionellen bewaffneten Kämpfen.

Krieg im Frieden
Paramilitärische Gewalt in Europa nach dem Ersten Weltkrieg
Robert Gerwarth
Wallstein Verlag

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Der Begriff »paramilitärisch« entstand erst in den 1930er Jahren und bezeichnete bewaffnete, militärisch organisierte politische Formationen in faschistischen Staaten – insbesondere in Italien und Deutschland; in den 1950er Jahren wurde er auf ähnliche Gruppierungen in den Dekolonialisierungskriegen und in postkolonialen Konflikten ausgedehnt. Die Geschichte paramilitärischer Verbände reicht jedoch erheblich weiter zurück, sei es als örtliche Milizen, Guerillabewegungen oder bewaffnete Hilfstruppen regulärer Streitkräfte. In Zeiten von Niederlagen spielten sie eine besondere Rolle, namentlich in Spanien, Österreich und Preußen während der Napoleonischen Kriege, als stehende Heere Frankreichs Vormarsch nicht aufzuhalten vermochten. In ihren jeweiligen »Befreiungskriegen
« erlangten spanische Guerillas, Andreas Hofers Landsturm in den Tiroler Alpen und die deutschen Freikorps einen legendären Status, der noch nach dem Ersten Weltkrieg immer wieder bemüht wurde – und sei es auch nur als historischer Bezugspunkt neuer paramilitärischer Bewegungen, die sich historisch zu legitimieren und den Erfolg des antinapoleonischen Widerstandes nachzuahmen versuchten. Das Besondere an den paramilitärischen Bewegungen der Jahre nach 1918 war, dass sie nach einem Jahrhundert entstanden, in dem nationale Armeen sich zur Regel entwickelt und moderne Polizeikräfte, Strafgesetze und Gefängnisse dazu beigetragen hatten, ein weitgehend unangefochtenes staatliches Monopol auf legitime Gewaltanwendung zu etablieren.
(Auszug Vorwort)


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Erhard Coch ist Autor verschiedener Bücher und Essays.