Verspäteter Sommerbeginn: Zecken in Franken wahrscheinlich aktiver denn je – Ärzte raten dringend zur Impfung

Keine Entwarnung an der Zeckenfront gab es bei der außergewöhnlich gut besuchten Pressekonferenz des FSME-Netzwerk Deutschland gestern in Nürnberg. Gekommen waren zwei TV-Sender, zwei Radiosender sowie Vertreter von Zeitungen und Presseagenturen. Der Hintergrund: Auch wenn die schweren Erkrankungen durch die Übertragung des FSME-Virus durch Zecken in den letzten Jahren rückgängig waren, gibt es keinen Grund zur Entwarnung vor der unheilbaren Frühsommer-Meningo-Enzephalitis. So betonte auch Prof. Dr. Frank Erbguth vom Klinikum Nürnberg, dass er eine FSME-Impfung in Risikogebieten ausdrücklich empfiehlt. Denn, so der Neurologe, „Wir können nur machtlos zusehen, was passiert und die Symptome lindern, aber heilbar ist eine einmal ausgebrochene FSME-Erkrankung nicht“.
Dieses Jahr kommt noch der verspätete Sommerbeginn hinzu. Die Menschen genießen jetzt die Natur und die Zecken lechzen nach Nahrung. Verschärft wird die ganze Situation noch durch die bislang guten Bedingungen für das Wachstum der Zeckenpopulationen durch das feuchte Wetter in den letzten Wochen. Und: Die Zecken können überall dort sein, wo es grün ist. In Waldgebieten, zwischen Gräsern und Büschen oder in Gärten und Stadtparks.
Für ausgewiesene Risikogebiete gilt gerade daher mit dem verspäteten Sommerbeginn nach wie vor eine erhöhte Ansteckungsgefahr. Evelyn Bachmann, Vorsitzende des Netzwerks und selbst Betroffene: „Ein einziger Stich einer Zecke reicht aus, um diese unheilbare und fürchterliche Erkrankung zu bekommen. So war es bei den meisten unserer Mitglieder und bei mir. Man wird herausgerissen aus dem normalen Leben, verliert Gesundheit, häufig den Job oder landet im Rollstuhl. Eine Verharmlosung dieser Krankheit ist daher unverantwortlich. Besonders in Risikogebieten wie Franken.“ Da fast ganz Franken als Risikogebiet gilt, ist die Gefährdung nahezu flächendeckend. „Die FSME-Impfung ist der einzige, wirksame und sichere Schutz gegen die Erkrankung“, so Prof. Dr. Frank Erbguth. Auch wer schon geimpft ist, muss den Schutz alle drei bis fünf Jahre auffrischen.
Der FSME-Virus ist bei der Übertragung besonders tückisch. Nach einem Zeckenstich ist der Erreger sofort im Blut. Die Entfernung der Zecke im Nachhinein kommt bei FSME zu spät. Einmal infiziert, lässt sich der Krankheitsverlauf nicht mehr beeinflussen. Was mit Kopfschmerzen und Fieber wie eine harmlose Sommergrippe beginnt, endet oft mit Bewusstseinsstörungen, dauerhaften Lähmungen und in seltenen Fällen mit dem Tod.