New York ist ja bekanntlich die Stadt, die niemals schläft. Aber dieser Satz trifft längst auch auf Berlin zu – und zwar nicht nur wegen den zahlreichen Spätis, den Kiosken, die rund um die Uhr geöffnet haben, wegen den 24-Stunden-Supermärkten und -Kneipen oder den Clubs, die gern am Wochenende ununterbrochen geöffnet haben. Irgendwas ist in Berlin immer los – irgendwo, da kann man sicher sein. Aber nicht alle Menschen, die die Nacht zum Tage machen, die schlafen gehen, wenn andere zur Arbeit eilen, machen das aus Spaß an der Freude. Für viele ist es Arbeitsalltag, nachts wach zu sein – für Currywurstverkäufer und Krankenschwestern, für Polizisten und Lkw-Fahrer, für Schichtarbeiter und DJs – ja, und auch für Zeitungsdrucker und Prostituierte. Reporter der Berliner Zeitung haben die unterschiedlichsten „Nacht-Menschen“ in der deutschen Hauptstadt begleitet durch die dunklen Stunden, haben teilweise sogar im Selbstversuch mitgearbeitet, und haben genau beobachtet, was es heißt, das (Arbeits-)Leben in einem anderen Rhythmus zu verbringen. Entstanden sind dabei beeindruckende Reportagen aus dem ganz normalen Leben in Berlin, Schilderungen von Situationen, die auf den ersten Blick wenig interessant scheinen – die dann aber doch beim Lesen fesseln, weil sie den Blick freigeben auf so Vieles, was stellvertretend steht für unsere Gesellschaft, für unser Arbeitsleben und für die Stadt. Beschäftigungen, die wenig interessant erscheinen, seien es die eines Bierträgers in der Disko oder eines Fertigungsleiters in der Fabrik, können doch sehr interessant sein, wenn man sich darauf einlässt, zu erfahren, was diese Menschen bewegt, und was sie Nacht für Nacht erleben. Zusammen genommen ergeben die Reportagen ein Sittengemälde der Stadt, ein authentisches und ein sehr interessantes – eines auch, das Einblicke ermöglicht in Bereiche, die sonst für viele unzugänglich sind.

Berlin bei Nacht
Berliner Zeitung

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