Difäm deckt erneut Fälschung von Arzneimitteln in Afrika auf

Eine Malariabehandlung mit einem gefälschten Medikament kann tödlich enden. Partner des Difäm – Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V. – deckten in Kamerun Anfang April mit Hilfe von sogenannten Minilabs eine Fälschung der meistverwendeten Malaria-Kombination Coartem auf. Diese der Aufmachung des Originals täuschend ähnliche Kopie enthielt keinerlei Wirkstoffe. Das Pharmaunternehmen Novartis aus Basel arbeitet nun gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und den Kontrollbehörden vor Ort an der Aufklärung des Betrugs.

Ein Apotheker in Kamerun schöpfte Verdacht aufgrund mehrerer Meldungen von Patienten, die an der Wirkung des Präparates zweifelten. Er bat eine kirchliche Zentralapotheke um Prüfung, da er von dem durch das Difäm bereitgestellten Minilab wusste.
Difäm stattete in den letzten Jahren sechs solcher Zentralapotheken mit einem kleinen Basislabor aus, das eine einfache und schnelle Prüfung der Inhaltsstoffe von Medika-menten ermöglicht. Die Tests bestätigten den anfänglichen Verdacht. "Das Vorhandensein der zwei angegebenen malariawirksamen Inhaltstoffe konnte nicht nachgewiesen werden", erklärt Albert Petersen, Leiter der Difäm-Arzneimittelhilfe, der das „Minilab-Netzwerk“ koordiniert und sich seit Jahren für die Qualitätssicherung von Medikamenten einsetzt.

Nach der Bestätigung durch ein zweites Minilab organisierte das Difäm eine Analyse dieser Tabletten durch das von der Weltgesundheitsorganisation zertifizierte Prüflabor in Kenia. Auch mit modernen Prüfmethoden konnte kein Wirkstoff dieses Präparates identifiziert werden. Das Difäm informierte daraufhin über 20 auf dem Arzneisektor arbeitende Partner in Kamerun, um die weitere Verwendung dieser Charge zu verhindern. Herr Petersen steht in direktem Kontakt mit dem Hersteller des Originalpräparates und der Weltgesundheitsorganisation und informierte ebenfalls die Kontrollbehörde in Kamerun. "Nun versuchen wir gemeinsam, weiteren Schaden zu vermeiden. Es ist aber Sache der Behörden, den Betrug aufzuklären", sagt Albert Petersen. Wo dieses gefälschte Präparat tatsächlich herkommt und wie viele Packungen dieser Charge und ob noch andere Chargen im Umlauf sind, ist bisher nicht bekannt. Die Partner in Kamerun und Nigeria beginnen nun, landesweit verschiedene Chargen dieses Präparates zu sammeln und zu kontrollieren. Schon 2011 waren gefälschte Präparate in Angola aufgefallen.

Jedes Jahr infizieren sich weltweit Millionen Menschen mit Malaria, Hunderttausende von ihnen sterben an den Folgen der Infektion. Entscheidend in der Behandlung sind wirksame Medikamente in guter Qualität, die möglichst schnell eingesetzt werden müssen. Doch in wirtschaftlich ärmeren Ländern fehlen häufig die Möglichkeiten für Qualitätsanalysen und Kontrolle der Vertriebswege oder der Produktion der Arzneimittel. "Unsere Partner vor Ort sind sensibilisiert und wachsam und haben mit den Schnelltests und der Option eines Bestätigungstestes in Kenia eine Möglichkeit zur Überprüfung", erklärt Medizinerin Dr. Gisela Schneider. "Daneben braucht es aber eine massive Stärkung der nationalen Kontrollinstanzen, denn die sind für die Qualität und Vertrieb der im Lande befindlichen Medikamente verantwortlich."

Bereits im vergangenen Jahr konnte das Difäm in Zusammenarbeit mit der kenianischen kirchlichen Zentralapotheke MEDS eine Fälschung eines anderen Malariapräparates in der Demokratischen Republik Kongo aufdecken. "Es bestätigt sich nun wieder einmal, wie wichtig diese Arbeit und damit unabhängige Qualitätskontrollen sind, gerade in Ländern, in denen die staatlichen Strukturen nicht ausreichen", sagt Dr. Gisela Schneider, Direktorin des Difäm. "Und es zeigt, wie wichtig eine funktionierende länderübergreifende Netzwerkarbeit sein kann, um solche Fälle rasch gemeinsam angehen zu können. Die Difäm Arzneimittelhilfe wird auch weiterhin dieses 'Minilab-Netzwerk' aktiv unterstützen und ausbauen."

Hintergründe
Die Arzneimittelhilfe – Damit Medizin wirkt
Die Arzneimittelhilfe des Difäm hilft in Notlagen durch die Arzneimittelbeschaffung für kirchliche Krankenhäuser und Gesundheitsstationen und Brückenfinanzierungen von Gesundheitsprojekten. Sie berät Projektpartner, stärkt die Selbsthilfe, fördert pharmazeutisches Fachwissen sowie die Selbstherstellung, Verteilung, Qualitätssicherung und einen besseren Zugang zu Arzneimitteln.

Das Difäm – Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V.
Seit über 100 Jahren setzt sich das Difäm mit Entwicklungsprojekten aktiv für die Gesundheit in der Einen Welt ein. Als Fachstelle für Gesundheitsarbeit verwirklicht das Difäm zusammen mit kirchlichen Einrichtungen und Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit weltweite Gesundheitsprojekte, berät und begleitet seine Partner vor Ort. Das Difäm ist Träger der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen.

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