EUROPA ALS WOHLSTANDSGEMEINSCHAFT: ILLUSION ODER REALITÄT?

Im europäischen Jargon wird oft über die Friedens-, Wirtschafts- sowie die Wohlstandsgemeinschaft Europa geredet. Tatsache ist aber, dass in puncto Wohlstand unser Kontinent sehr heterogen ist und selbst innerhalb der Europäischen Union sind die Unterschiede gewaltig. Wie hoch der Wohlstand gemessen an den privaten Konsumausgaben in 12 europäischen Ländern ist, hat RegioData Research aktuell ermittelt.

Trend: Wohlstandsgefälle in Europa ist – nach wie vor – gewaltig!
Trotz europäischer Integration, Zusammenbruch des Kommunismus und Öffnung der Märkte ist Europa nach wie vor ein Kontinent der starken Kontraste. Während einem österreichischen Haushalt jährlich rund 36.000 Euro für private Konsumzwecke zur Verfügung stehen, wendet ein ukrainischer Haushalt nur rund 3.800 Euro dafür auf.

Trend: Freizeit, Reisen und Kleider bleiben für viele nur ein Traum!
Der Wohlstand einer Gesellschaft misst sich auch daran, wie viel den Haushalten nach Abzug ihrer Fixkosten für andere Zwecke übrig bleibt. Während in einem westeuropäischen Haushalt der Fixkostenanteil rund 50% beträgt, liegt dieser beispielsweise in Rumänien bei nahezu 80%! Freizeit, Reisen oder Konsumgüter wie Kleider kann man sich hier nur eingeschränkt leisten. So wenden die Menschen in Rumänien, Kroatien oder Polen nur maximal 2% ihrer Budgets für Gaststätten und Beherbergung auf. In Österreich beträgt dieser Anteil 6%.

Trend: Konsumausgaben stiegen trotz Krise!
Allen Unterschieden zum Trotz: Die privaten Konsumausgaben steigen seit Jahren kontinuierlich und selbst während der Krise in vielen der untersuchten Länder an.

  • Europa der Kontraste!
  • Gemessen an den durchschnittlichen Konsumausgaben der privaten Haushalte in verschiedenen Ländern zeigen sich nach wie vor eklatante Wohlstandsunterschiede in Europa: Verfügt beispielsweise ein Haushalt in Österreich im Schnitt über circa 36.000 Euro im Jahr, so stehen einem bulgarischen Haushalt nur 5.500 Euro zur Verfügung. Noch weniger haben die Haushalte in dem Nicht-EU-Land Ukraine – 3.800 Euro.
    Dem westeuropäischen Niveau am nächsten kommen die slowenischen Haushalte mit circa 20.500 Euro jährlich. Das entspricht beinahe dem Wert der Konsumausgaben in Portugal.

  • Nach Abzug der Fixkosten bleibt für viele nur sehr wenig übrig!
  • Charakteristisch für weniger wohlhabende Gesellschaften ist, dass der Fixkostenanteil das meiste an Geld verschlingt, so dass für andere Güter oder Aktivitäten kaum noch etwas übrig bleibt.
    Zieht man die Fixkosten beispielsweise in einem rumänischen Haushalt ab, so bleiben nur noch rund 24% des Geldes für private Konsumzwecke übrig. Zum Vergleich: In Österreich sind es rund 45% des gesamten Budgets, die für private Konsumzwecke aufgewendet werden. Die Fixkosten umfassen die Ausgaben für Ernährung, Wohnung, Transport und Bildung.

    Nach Abzug der Fixkosten wird das meiste Geld für Freizeit, Unterhaltung und Kultur ausgegeben – das ist zwischen 4% in Rumänien und Bulgarien und 11% in Slowenien. Anteilsmäßig am meisten geben die Bulgaren und die Slowaken auch für Reisen (Beherbergung und Gaststätten) aus – je 6% ihrer gesamten Ausgaben. Die Einrichtung ihrer Häuser und Wohnungen lassen sich die Haushalte zwischen 4% und 8% ihrer verfügbaren Budgets kosten.

    „Erst diese Ausgabenverteilung macht deutlich, wie viel Geld potenziell für den Handel und für Dienstleistungen übrig bleibt“, erklärt Mag. Mark Ruhsam, Pressesprecher von RegioData Research.

    Immer noch sehr hoch sind die Ausgaben der Haushalte in allen untersuchten Ländern für Ernährung. Diese belaufen sich zwischen 18% (Slowenien) und 58% (Bosnien) des jeweils gesamten Haushaltsbudgets. In Österreich beträgt dieser Anteil nur etwa 15%.
    Auch in absoluten Werten betrachtet geben Haushalte in Kroatien, Polen und Rumänien mehr Geld für Ernährung als ein slowenischer Haushalt aus, obwohl dieser über ein deutlich höheres Gesamtbudget verfügt.

  • Trotzdem wächst der Wohlstand – auch während der Krise!
  • Obwohl die Kontraste zwischen den europäischen Ländern nach wie vor gewaltig sind, darf man nicht vergessen, dass viele Staaten Osteuropas ihren Aufholprozess nach dem Zusammenbruch des Kommunismus von einem sehr niedrigen Niveau begonnen haben. In den vergangenen 20 Jahren wurde viel nachgeholt und selbst während der jüngsten Krise seit 2008 sind die privaten Konsumausgaben der Haushalte weiterhin gestiegen – auch stärker als die Inflation.

    So gab es im vergangenen Jahr in den meisten der untersuchten Länder Osteuropas mit Ausnahme Serbiens und Tschechiens reale Einkommenszuwächse. Die Ukraine und Polen liegen mit etwa 5,1% und 3,7% an der Spitze, gefolgt von der Slowakei, Slowenien und Rumänien. In den anderen Ländern gab es nur leichte Wachstumsraten. Serbien musste wegen einer hohen Inflation ein reales Minus von 2,2% hinnehmen.

    Über RegioData Research:
    Die RegioData Research GmbH. mit Sitz in Wien ist Spezialist bei regionalen Wirtschaftsdaten in Europa. Wir liefern Entscheidungsgrundlagen für Handel, Real Estate und Finanzierung. Aktuell, klar und sicher! RegioData Research erhebt und berechnet als Marktführer seit 20 Jahren Daten zur Kaufkraft in Österreich und allen anderen europäischen Ländern.

    AnhangGröße
    RegioData_Konsumausgaben_Europa.jpg119.52 KB