Ein kommentar zur Schlecker Insolvenz: Schlecker: diletantisch zugrunde gewirtschaftet – politisch verraten und verkauft?

Der Fall (von) Schlecker: diletantisch zugrunde gewirtschaftet – politisch verraten und verkauft

Die zynische Fratze eines völlig enthemmten und dekadenten Markradikalismus hat sich heute bei der Bekanntgabe des entgültigen Schlecker Aus gezeigt. Es konnte kein geeigneter Investor für die verbliebenen Filialen gefunden werden, so verkündete Insolvenzverwalter Geiwitz, weil das wirtschaftliche Risiko, das sich aus den vielen Tausend anhängigen Kündigungsklagen ergibt, jedem potentiellen Käufer zu hoch schien.

Dass durch die Ablehnung einer Übergangsgesellschaft, vor allem durch die FDP, diese Situation überhaupt erst entstehen konnte, wurde von den anwesenden Pressemedien zunächst nur unkommentiert zur Kenntnis genommen. Deren Nachfragen richteten sich vielmehr auf das Warum der Kündigungsklagen der betroffenen Schlecker Frauen; und suggerierte durch ihren Unterton, dass gerade durch das Verhalten der (ehemaligen) Arbeitnehmerinnen der Schlamassel erst entstanden sei. Die Opfer einer völlig enthemmten und sozio ökonomisch destruktiven Markradikalität wurden damit zum Sündenbock gemacht, die Verursacher – die diletantische und habgierige Schleckerführung, sowie die ignoranten FDP Granten und sozial ökonomisch inkompetenten CDU/CSU Hinterbänkler, blieben in ihrer Verantwortung außen vor.

Die nachträglichen Forderungen von Gewerkschaft und Betriebsratsführung nach einer Übergangs- und Auffangsgesellschaft, die durch einen Fonts finanziert werden sollte, wirkten naiv und hilflos. Jeder der Anwesenden wusste insgeheim, dass jetzt nicht plötzlich neue Einsichten bei den Politikern einkehren würden. Für Rösler und seine Parteisoldaten, die für die völlige Freiheit des Raubbau treibenden Marktes eintraten; und die für die völlige Zwangseinbindung des Humankapitals – mehr sind die Menschen in ihren Augen nicht – in den Ausbeuterprozess kämpften, ist der Niedergang Schleckers ein quasi natürlicher Vorgang innerhalb ihres sozial darwinistischen Weltensystems, das nur das Recht des Stärkeren und die Regeln des Survival of the fitest and biggest kennt. Sie lächeln darüber; und genau das erscheint krank und zynisch.

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Über René Brandstädter