Gedächtnistraining — Für wen und wozu?

Viele Menschen glauben, dass geistige Defizite im Alter nicht zu vermeiden sind. Forschungsergebnisse belegen allerdings, dass auch Menschen im fortgeschrittenen Alter lernfähig bleiben, sich geistig weiterentwickeln, und über eine große Denkkapazität verfügen. Häufig werden diese Fähigkeiten einfach nicht ausgeschöpft.

Gedächtnistraining kann Nervenzellen dazu anregen, neue Verzweigungen und Netzwerke zu bilden. Die Aktivität des Gehirns gleicht der Aktivität eines Muskels: Wird er nicht in Anspruch genommen, so schwindet seine Substanz und Funktionsfähigkeit. Geistige Defizite können daher bei gesunden älteren Menschen auf mangelnde Übung zurückzuführen sein. Entsprechendes Training kann die geistige Leistungsfähigkeit verbessern.

Ob zur Aktivierung oder Vorbeugung, Therapie oder Rehabilitation von Hirnleistungsstörungen — ein tägliches Gedächtnistraining von 10 bis 15 Minuten stellt eine wichtige Maßnahme zur geistigen Gesunderhaltung dar.

Liegt jedoch ein begründeter Verdacht auf eine ernsthafte organische Störung wie Morbus Alzheimer oder eine andere Demenz vor, so sollte unbedingt zuallererst eine zielgerichtete Diagnostik über den Hausarzt oder einen Facharzt für Neurologie bzw. Psychiatrie erfolgen. Am besten geschieht die ausführliche Befundung in einem spezialisierten Servicezentrum für Demenz mit interdisziplinärem Team. Es ist wichtig, andere Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik wie Depression oder Schilddrüsenunterfunktion auszuschließen. Flüssigkeitsmangel oder Nachwirkungen von Vollnarkosen können zu zeitweiligen Verwirrtheitszuständen führen.

Bei krankheitsbedingten geistigen Defiziten sollte ein speziell angepasstes Gedächtnistraining durch entsprechend ausgebildete Fachkräfte angeboten werden. Vorhandene Reserven sollen dabei stabilisiert, im Alltagsgeschehen genutzt und womöglich ausgebaut werden. Das Hirnleistungstraining im engeren Sinne mit Konzentrations- und anderen Übungen, verlagert sich daher beim Fortschreiten einer Demenz oder bei Alzheimer hin zu eher lebenspraktisch ausgerichteten Übungen.

Für geistig gesunde ältere Menschen gilt: Das Gehirn funktioniert mit dem Älterwerden langsamer, weil dann die für die Informationsübertragung erforderlichen "Botenstoffe spärlicher ausgeschüttet werden. Je früher also ein lebenslanges Gedächtnistraining beginnt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass das Gehirn auch in hohem Alter noch "intakt" ist!