Heizen mit Holz: Fragen zum Umweltschutz und Praxistipps für Hauseigentümer

Mit Holz zu heizen steht bei Hauseigentümern wieder hoch im Kurs. Es garantiert nicht nur stabile und günstige Preise, als nachwachsender Rohstoff trägt es nach aktueller Gesetzeslage auch das Prädikat „erneuerbare Energiequelle“. In diesem Artikel widme ich mich der Frage, wie umweltfreundlich das Heizen mit Holz wirklich ist.

Umweltschutz beim Heizen mit Holz möglich?

Technisch gesehen sind moderne Holzkessel Verbrennungsheizungen wie andere, mit Öl oder Gas betriebene Heizungsanlagen auch. Letztere verursachen immer Abgase, im Falle der Holzverbrennung entstehen zudem noch Staub und Ruß. Für die Abgaswerte gelten inzwischen immerhin äußerst strenge gesetzliche Maßstäbe. Die 1. Bundesimmissionsschutzverordnung, die zuletzt im März 2010 überarbeitet wurde, regelt diese Vorgaben. Verglichen mit den Abgasen aus anderen Verbrennungsheizungen schneiden beispielsweise die Werte der heute gebauten Holzpelletheizungen mit Brennwerttechnik genauso gut ab wie die einer modernen Ölheizung. Der Feinstaubanteil solcher Holzpelletheizungen liegt bei 4 mg pro Megajoule, der von Ölheizungen bei 3 mg pro Megajoule. Einzig die Stückholzheizung kann da nicht mithalten: Technisch bedingt schaffen ihre Werte es nur auf rund 90 mg/MJ.

Holz ist bei Herstellung und Gewinnung den fossilen Brennstoffalternativen allerdings tatsächlich um Einiges voraus: Es entstehen keine giftigen oder radioaktiven Abfälle wie bei der Öl- und Gasgewinnung und solange die Bäume nicht gefällt sind, absorbieren sie CO2 und produzieren Sauerstoff. Wer CO2 Bilanzen bei der Heizung berücksichtigen möchte, der kann sich darauf berufen, dass Holz bei seiner Verbrennung nur so viel CO2 freisetzen kann, wie es zuvor in der Lebenszeit des Baumes aufgenommen hat. Es verhält sich also neutral.

Überdies bezieht man Brennholz in der Regel schon aus Kostengründen aus nahegelegen, heimischen Wäldern. Es verursacht also keine lange „Vorkette“, die viel Energie für Gewinnung, Veredelung und Transport verbrauchen könnte. Mit der Zuweisung eines günstigen Primärenergiefaktors von 0,2 belohnt die derzeitige deutsche Gesetzgebung diese Vorteile folglich. (Zum Vergleich: Erdwärme und Sonnenenergie erhalten den Bestwert 0,0 bewertet, Gas und Öl hingegen schlechte 1,1.) Dabei ist es übrigens egal, ob man wertvolles Stückholz oder die Abfälle aus der holzverarbeitenden Industrie in Form von Pellets verwendet.

Tendenzen für die Zukunft

Im Holz findet man durchaus eine günstige und umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen. Doch die Rechnung kann nur dann aufgehen, wenn das Holz aus verantwortungsvoll betriebener, nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Eine wachsende Nachfrage nach dem grünen Gold lässt deshalb aus meiner Sicht zwei Entwicklungen erwarten: Einerseits werden die Preise für Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ansteigen und andererseits Billigangebote aus unverantwortlichem Raubbau intensiver auf den Markt drängen. Solche Veränderungen haben in Deutschland normalerweise zur Folge, dass die Regierung durch neue Gesetze und Verordnungen diesen Markt stärker zu regulieren versucht und damit den lächerlichen Begriff des „Bürokratieabbaus“ wieder einmal als das entlarvt, was er ist: Leeres Geschwätz.

Praxistipps für Hauseigentümer

Zum Heizen von Wohnhäusern ist Holz letztendlich eine akzeptable Alternative zu Öl und Gas. Es steht sowohl im Punkt Umweltverträglichkeit, als auch in der Preisentwicklung deutlich besser da. Im Hinblick auf weitere Argumente muss jeder Hausbesitzer für sich entscheiden, welche Dinge ihm bei der Heizungsauswahl am wichtigsten sind. Bei den Betriebs- und Verbrauchskosten, wie auch in der Handhabung und Bequemlichkeit, steht eine Holzheizung besonders in Konkurrenz zur Wärmepumpenheizung.

Wenn Sie sich für das Heizen mit Holz interessieren und mit dem Gedanken spielen, die gesamte Raumheizung auf Holz ein- oder umzustellen, machen Sie sich mit den verschiedenen Angebotsformen von Brennholz vertraut. Denn als Brennstoff für die Holzheizung können Sie verschiedene Holzarten verwenden. Doch nicht alle Sorten sind gleich gut geeignet, um damit eine Zentralheizung zu betreiben. Diese folgende Übersicht zeigt, welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Formen bieten.

Stückholz
Holzscheite von 30 bis 100 cm Länge können Sie sich als Schichtholz pro Raummeter liefern lassen. Wenn Sie einen Wald in der Nähe haben, besteht auch die Möglichkeit, sich gegen Bezahlung ein sogenanntes Flächenlos zu besorgen. Damit können Sie markierte Bäume in einer abgegrenzten Fläche selbst im Wald fällen. Eine solche Genehmigung bekommen Sie beim Förster vor Ort.

Stückholz eignet sich zum Verheizen in sogenannten Stückholz- oder Holzvergaserkesseln und kann somit in Zentralheizungen eingesetzt werden. Beim Stückholz nehmen Sie allerdings in Kauf, dass Sie den Kessel täglich von Hand bevorraten müssen und die Leistung nur sehr eingeschränkt regelbar ist. Es eignet sich daher besser zum Verbrennen im offenen Kamin oder in Kaminöfen, die Sie als Zusatzgerät betreiben können.

Holzpellets
Holzpellets sind kleine Stifte, die unter hohem Druck ohne chemische Bindemittel aus Holzabfällen hergestellt werden. Sie sind sehr gut geeignet für die Verbrennung in kleinen Mengen. Wegen ihrer Größe und Form lassen sie sich sehr wirtschaftlich lagern und befördern. So können Pellets über die ganze Saison den Pelletkessel vollautomatisch mit Brennstoff beschicken, ohne dass Sie als Bewohner etwas tun müssen. Damit erreicht die Pelletheizung einen Komfort, den sonst nur die Öl- oder Gasheizung bieten kann.

Holzhackschnitzel
Hackschnitzel sind ebenfalls ein Abfallprodukt aus der Holzwirtschaft. Zwar sind die Techniken der Lagerung und des automatischen Transports zur Brennkammer durchaus ausgereift. Doch aufgrund ihres großen Lagervolumens und einem hohen Wartungsaufwand sind die passenden Heizsysteme zu diesem Brennstoff eher für größere Anlagen ab 50 kW ausgelegt. Kleinere Anlagen, die für Ein- und Zweifamilienhäuser geeignet wären, sind kaum auf dem Markt verfügbar. Für den privaten Gebrauch mit heutigen geringen Heizlasten bis zu 10 kW kann man Hackschnitzel deshalb nicht sinnvoll einsetzen.

Weiterführende Informationen zum Heizen mit Holz

Lesern, die zum Thema Holz als Brennstoff mehr in die Tiefe gehen möchten und dabei Wert auf herstellerunabhängige Informationen legen, empfehle ich meine Blogbeiträge unter www.christophblumenthal.de/heizen-mit-holz.


Über Durchblickvideo

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Christoph

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Blumenthal

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Branche
Architekt Christoph Blumenthal ist Autor des großen Heizungsratgebers „Baukompass Heizung und Energie“. Vor der Veröffentlichung des Buches im November 2011 war er bereits 15 Jahre als Planer und Projektleiter tätig., Neben seiner Arbeit als Architekt gibt er Bücher, Videos und Seminare heraus, die Bauherren und Fachleuten helfen, ihr Bauwissen zu vertiefen. Eine verständliche Sprache auch für Nichtfachleute und die praktische Anwendung dieses Wissens stehen für ihn immer im Vordergrund.