Praxisnahe Antworten auf den demografischen Wandel

Öffentlichkeit und Arbeitgeber für die vielfältigen Potentiale von über 55jährigen zu sensibilisieren und deren Know-how für die Arbeitswelt zu sichern – mit diesen Zielen wurde im vergangenen Jahr das EU-Projekt „Best Agers“ ins Leben gerufen. Unter Federführung der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein untersuchen seitdem 19 Partnerorganisationen aus dem gesamten Ostseeraum berufliche Rahmenbe­dingungen, um neue Perspek­tiven für die Generation 55+ zu entwickeln. Die Wirtschaftsakademie hat daraus unter anderem ein Training für Personalverantwortliche in öffentlichen und privaten Unternehmen erarbeitet, das sich „Alternsgerechtem Personalmanagement“ widmet. Dieses wurde jetzt erstmals von Führungskräften und Beschäftigten der Landeshauptstadt Kiel einem Praxistest unterzogen.

Durch das Altern der Belegschaften in allen Teilen Europas und dem gleichzeitigem Rückgang von jungen Nachwuchskräften stellen sich Personalabteilungen ganz neuartige Herausforderungen: Die Erwerbsbevölkerung wird kleiner, ein vorausschauender Perspektivenwechsel im Personalmanagement wird erforderlich – das zeigen die Untersuchungen des Projekts „Best Agers“ deutlich. Der Lehrplan des von der Wirtschaftsakademie konzipierten Seminars gibt Unternehmens- und Personalleitungen einen zusätzlichen Anstoß sowie Anregungen für eine möglicherweise ohnehin geplante, stärker an der demografischen Entwicklung orientierten Ausgestaltung der eigenen Personalpolitik. Die Landeshauptstadt Kiel war für die Wirtschaftsakademie der geborene Partner, da die Stadtverwaltung sich selbst des Themas und der damit verbundenen Aufgabenstellungen bereits seit vielen Jahren angenommen hat.

Schon in den Jahren 2005 bis 2007 hat die Landeshauptstadt Kiel in drei bundesweit beachtete Demografiekonferenzen im Kieler Rathaus die Folgen der Bevölkerungsentwicklung und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Infrastruktur und das Zusammenleben der Generationen diskutiert. Und neben vielen Handlungsfeldern, die sich für die Stadt Kiel unter den demografischen Aspekten ergeben, sind auch die eigenen älter werdenden Beschäftigten in der Stadtverwaltung im Fokus.

„Ich kann die Entwicklung von zukunftsorientierten Strategien für eine demografiesensible Personalarbeit für alle öffentlichen und privaten Unternehmen nur unterstützen“ betont Hanne Rosner, Leiterin der Stabsstelle Demografiemanagement und zertifizierte Demografieberaterin, die für die Stadt Kiel beim Projekt „Best Agers“ mitarbeitet.

Im Mittelpunkt des Pilotseminars mit den Führungskräften und der Mitarbeiterschaft der Personalorganisation der Stadt standen Module zu den Themen „Mitarbeiter als wichtigste Ressource“, „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ und „Change-Management“ für den Einsatz in öffentlichen Verwaltungen auf dem Prüfstein. Zentrale Handlungsfelder wie beispielsweise Gestaltung von Arbeitsplatz, Arbeitsumgebung, Arbeitsinhalt und Arbeitszeit, Personaleinsatz, Personalführung oder betriebliche Gesundheitsförderung wurden so mit den Teilnehmenden der Kieler Verwaltung getestet und bewertet. Die Diskussionen der Teilnehmenden zu den Modulen haben aus Sicht von Demografieberaterin Hanne Rosner gezeigt, dass die Landeshauptstadt Kiel schon viele Instrumente einer zukunftsorientierten Personalarbeit eingeführt hat und mit einer strategischen Weiterentwicklung genau auf dem richtigen Weg ist.

„Die Verzahnung von theoretischer Erarbeitung, Praxistest und möglicher Anpassung der Lehrpläne im Anschluss ist für uns eine ganz wichtige Abfolge“, erläutert Hartwig Wagemester, Projektleiter der Wirtschaftsakademie. „Dadurch stellen wir die Entwicklung wirklich nachhaltiger Konzepte sicher, die berufsalltagstauglich sind“, so Wagemester. Ein wichtiger Punkt für den Projektleiter – denn weit über das Projektende hinaus sollen die entwickelten Seminare gleichermaßen für öffentliche Stellen sowie kleine- und mittelständische Unternehmen nutzbringend anwendbar sein. Daher werden die Evaluierungsergebnisse allen Projektpartnern für eigene Pilottrainings zur Verfügung gestellt und als Handlungsempfehlungen mit speziellen regionalen Hinweisen publiziert.

Und auch für die Stadt Kiel ist nach dem Training nicht Schluss, sondern sind weitere Aktivitäten in der Planung: „Für uns geht es nun darum, die Altersstruktur unserer Beschäftigten sehr genau anzuschauen und daraus unseren Handlungsbedarf abzuleiten“, sagt Stephanie Bewernitz, Leiterin des Personal- und Organisationsamtes der Landeshauptstadt Kiel. „AGE CERT, ein Qualitätssiegel für eine alternsgerechte Personalentwicklung, könnte ein sinnvolles Instrument auf dem Weg sein.“

Die laufenden Ergebnisse des Projektes „Best Agers“, das innerhalb des „Baltic Sea Region Programme 2007-2013“ durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie vom Ministerium für Städtebauentwicklung finanziert wird, lassen sich im Internet unter www.best-agers-project.eu mit verfolgen. Die Aktivitäten des Demografiemanagements der Landeshauptstadt Kiel können unter www.kiel.de/demografie nachgelesen werden.

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Bildunterschrift: Absolvierten und testeten das Pilotseminar – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landeshauptstadt Kiel mit dem Dozententeam der Wirtschaftsakademie

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