Braucht mein Kind eine Brille? - Schon Babys können auf eine Sehhilfe angewiesen sein

DÜSSELDORF 04.08.2011 – „Muss das wirklich sein?“ Eine augenärztliche Brillenverordnung stößt bei den Eltern kleiner Kinder oft auf Skepsis. PD Dr. med. Dietlind Friedrich vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) hält dem entgegen: „Ja, oft muss es sein. Damit sich das Sehvermögen der Kinder gut entwickeln kann, sind Sehhilfen mitunter dringend nötig.“

Wenn ein Kind fehlsichtig ist, verwenden Augenärzte besondere Sorgfalt auf die Bestimmung der Sehhilfe. „Das ist absolut notwendig“, betont Dr. Friedrich, die Leiterin des Arbeitskreises Strabologie (das ist die Lehre von den Schielerkrankungen) im BVA. Denn jeder Sehfehler – ganz gleich ob es sich um eine Kurz-, Weit- oder Stabsichtigkeit handelt – muss korrekt ausgeglichen werden, damit sich die Sehkraft gut und altersgemäß entwickeln kann, und damit das Gehirn lernt, die Bildinformationen beider Augen zu verarbeiten.

Ziel ist es, eine einseitige Sehschwäche zu vermeiden

Augenärzte hören oft von Eltern „Mein Kind sieht ohne Brille genauso gut.“ Doch dieser Eindruck täuscht: Medizinische Laien können die Wertigkeit des Sehens in der Regel nicht richtig einschätzen, denn subjektive Eindrücke sind hier nicht ausschlaggebend. Das Sehen mit beiden Augen verdeckt möglicherweise einen Sehfehler, der schon länger unbemerkt auf einem Auge besteht.
Mit einer Brillenverordnung für Kinder soll in den meisten Fällen eine Sehschwäche (Amblyopie) vermieden werden. Sie droht, wenn die Bildinformationen der beiden Augen aufgrund von Sehfehlern und/oder Schielen zu stark voneinander abweichen. Dann wird der Seheindruck des schwächeren Auges im Gehirn unterdrückt. In der frühen Kindheit (bis etwa zum Alter von vier Jahren), in der sich das Zusammenspiel zwischen Augen und Gehirn entwickelt, lässt sich diese Asymmetrie noch rückgängig machen. „Dieses Zeitfenster muss unbedingt genutzt werden“, macht Dr. Friedrich klar. Deshalb können schon Babys auf eine Brille angewiesen sein.

Ein gewisser Aufwand kann schon damit verbunden sein, wenn ein Kind eine Brille bekommt: „Bei größeren Kindern müssen die Gläser manchmal in ihrer Stärke langsam aufgebaut werden“, erläutert Dr. Friedrich. „Damit das Kind sich an die Korrektion gewöhnen kann, müssen die Gläser in seltenen Fällen zwei bis drei Mal im Abstand von einigen Wochen gewechselt werden.“ Die Brille ist für Kinder immer die Sehhilfe der ersten Wahl. Bei größeren Kindern können auch Kontaktlinsen eine Option sein. Dann ist es allerdings wichtig, dass die Kinder die für Kontaktlinsen unerlässlichen Hygieneregeln sorgfältig beachten.

Mit der richtigen Brille zum Erfolg in der Schule

Ein Sehfehler wie eine geringfügige Weitsichtigkeit, die im Alltag gar nicht auffällt, kann in der Schule, bei den Hausaufgaben und anderen Naharbeiten zu so genannten asthenopischen Beschwerden führen. Sie machen sich als Kopfschmerzen und Leseunlust bemerkbar und können auch zu Konzentrationsschwierigkeiten führen. In diesen Fällen kann die Sehhilfe den Kindern den Spaß am Lernen zurückgeben und so den Erfolg in der Schule sichern.

Vertrauensvolle Zusammenarbeit

Oft hält die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Eltern, Kindern und der Augenarztpraxis über mehrere Jahre an. Das Ziel ist ein voller Visus auf beiden Augen und ein möglichst gutes beidäugiges, also dreidimensionales Sehen. Eine einseitige Sehschwäche, die später einmal die Berufswahl einschränken könnte, soll verhindert werden. Zwei gesunde Augen ein Leben lang – das ist die Mühe in jungen Jahren allemal wert.

Woche des Sehens vom 8. bis 15. Oktober

Der Wert guten Sehens ist ein zentrales Thema der Woche des Sehens. Bereits zum zehnten Mal findet vom 8. bis 15. Oktober 2011 die bundesweite Woche des Sehens statt. „Sehen, was geht!“ ist das diesjährige Thema. Seit dem Jahr 2002 hebt die Woche des Sehens mit vielfältigen Aktionen bundesweit die Bedeutung guten Sehvermögens hervor und klärt über die Ursachen vermeidbarer Blindheit sowie die Situation sehbehinderter und blinder Menschen in Deutschland und in den so genannten Entwicklungsländern auf. Schirmherrin der Aktionswoche ist im dritten Jahr in Folge die Fernsehjournalistin Gundula Gause. Getragen wird die Aufklärungskampagne von der Christoffel-Blindenmission, dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, dem Berufsverband der Augenärzte, dem Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf sowie der PRO RETINA Deutschland. Unterstützt wird die Woche des Sehens von der Aktion Mensch und der Carl Zeiss Meditec AG. www.woche-des-sehens.de

Weitere Informationen zum Thema Auge und Sehen inklusive Bild- und Statistikdatenbank: www.augeninfo.de/presse

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