"Jemand muss die Polizei rufen", kommt ein Mann herein. Ich stehe an der Kasse des Plus-Marktes in der Bismarckstraße. Schaue nach draußen. Dort ist mein Hund angeleint, eine Dogge hat sich in seinem Nacken festgebissen, wirbelt ihn durch die Luft. Mike schreit vor Schmerzen. Wird endlich von einem zweiten Mann befreit. Der hat eine Decke zusammengerollt, immer wieder zugeschlagen.

Zwei Polizeibeamte steigen aus einem Streifenwagen. Sie nehmen die Personalien der jungen Frau, die mit der Dogge unterwegs gewesen ist, und meine auf. Mike hat Reißaus genommen. Rennt bis zur Schulstraße 55. Dort hole ich ihn ab. Ein Tierarzt gibt ihm Spritzen gegen den Schock und gegen die Schmerzen.

Am nächsten Tag radele ich zum leer stehenden Haus meiner Mutter in Voslapp. Mike ist noch etwas ängstlich, badet aber. Im Haus meiner Mutter ruht er sich aus. Ich habe mir einen Schlüssel zum Haus meiner Mutter besorgt, obwohl mir meine Schwester den Zugang verwehren will.

Nach einer Stunde springt Mike auf. Flitzt los. Ich vermute, dass er durch die offene Terrassentür nach draußen geflüchtet ist. Ich suche Voslapp ab. Finde ihn nicht. Ich gehe mehrmals durch das Haus meiner Mutter. Finde Mike nicht. Ich informiere das Tierheim. Spreche mit der Polizei und mit der Stadt Wilhelmshaven. Ich erfahre: Diese Dogge hat nicht zum ersten Mal einen Hund angefallen.

Wieder ist eine Nacht vorüber. Ich mache mich erneut auf den Weg nach Voslapp. Von Mike keine Spur. Niemand hat ihn gesehen. Ich will die Tür zum Haus meiner Mutter öffnen. Jemand hat von innen einen Schraubenzieher ins Schloss gesteckt. Wird wohl meine Schwester gewesen sein, die verhindern will, dass ich ins Haus komme. Doch ich habe das Gefühl, dass ich ins Haus muss. Schaffe ich.

Ich gehe durch das Haus. Mike kommt mir entgegen. Er hat sich auf dem Boden versteckt. Wäre dort vielleicht immer noch, wenn ich nicht ins Haus gekommen wäre. Ich frage mich: Wer ist verrückter, eine junge Frau, die eine bissige Dogge frei herumlaufen lässt, oder jemand, der Schraubenzieher in ein Türschloss steckt?

Die Frage möge jeder für sich selbst beantworten, ich will nur noch diese Antwort: Wie lange darf diese Dogge noch frei herumlaufen, ohne dass der Hundehalter und seine Freundin zur Rechenschaft gezogen werden? Die bekomme ich wahrscheinlich am 19. Juli 2011 um 10.45 Uhr im Saal 46 des Wilhelmshavener Amtsgerichtes. Dann will sich Richter Drüner damit beschäftigen.

Aus www.2sechs3acht4.de