50 Prozent der Langzeitpatienten nehmen ihre Medikamente nicht korrekt ein

Begleitete Therapie sichert Erfolge und spart Kosten

Frankfurt am Main, 11. Mai 2011 – Die Tabletten, die man mittags nehmen sollte, liegen zu Hause, die Tropfen schmecken so scheußlich, dass man sich nicht überwinden kann, sie einzunehmen oder die Arzneimittel sind aufgebraucht, aber man hat keine Zeit, ein neues Rezept zu holen. Diese Beispiele kommen wahrscheinlich jedem bekannt vor. Teils aus Unwissenheit, teils weil sich die Einnahme der Medikamente nicht mit dem Tagesablauf kombinieren lässt, hält man sich nicht an die korrekte Einnahme und verhindert so eine schnelle Heilung. Weitere Arztbesuche werden nötig, neue Medikamente werden ausprobiert und das kostet Geld. Erika Fink, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, erlebt dies täglich: „Viele Patienten sind über ihre Krankheiten schlecht informiert und erfassen daher gar nicht die Notwendigkeit der korrekten Einnahme. An dieser Stelle wollen Apotheker und Ärzte nun einhaken. Mit einem neuen Modell wollen wir Kosten sparen, indem wir unsere Patienten gemeinsam bei der Therapie begleiten und unterstützen: Vom Rezept bis zur Genesung.“
Momentan fangen die Probleme der Therapie schon mit dem Rezept an. Der Arzt wählt zwar ein Präparat aus, de facto bestimmt aber die Krankenkasse durch ihre Rabattverträge, welches Arzneimittel der Patient in der Apotheke erhält. Das hat zur Folge, dass Ärzte nicht wissen, welche Medikamente ihre Patienten wirklich einnehmen und dass Patienten verunsichert sind, da sie nicht das Medikament erhalten, das ihr Arzt als das Beste empfohlen hat. Durch häufige Neuverhandlungen der Rabattverträge erhalten Patienten zudem ständig andere Medikamente. Gerade wenn mehrere Arzneimittel gleichzeitig eingenommen werden müssen, ist dies ein Problem. Es kann keine Routine aufkommen, da stets abgeglichen werden muss, ob gerade das richtige Medikament eingenommen wird.
Mit dem Modell, das von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gemeinsam entwickelt wurde, wird dem Patienten die Unsicherheit genommen. Er wird aktiv in die Behandlung eingebunden und erhält fachkundige Unterstützung. Das Modell sieht vor, dass der Arzt auf dem Rezept einen Wirkstoff notiert, sowie die Menge, Stärke und Einnahmehinweise. Der Patient geht mit dem Rezept zu seinem Stammapotheker, der ihm das passende Medikament entsprechend den ärztlichen Vorgaben heraussucht. Dem Stammapotheker liegen in seiner Datenbank Informationen über sämtliche Medikamente vor, die der Patient einnimmt, das heißt, auch über die rezeptfreien Arzneimittel. Auf diese Weise kann er Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten ausschließen, Doppelverordnungen feststellen, Rücksicht auf Unverträglichkeiten nehmen und dafür sorgen, dass der Patient immer das gleiche Medikament, das speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist, erhält. Anschließend wird er detailliert über die korrekte Einnahme informiert und erhält einen persönlichen Medikationsplan, der alles noch einmal übersichtlich festhält. Im persönlichen Gespräch kann der Patient zudem Fragen äußern und Tipps erhalten, wie er seine Medikamente richtig einnimmt. So schmecken die Tropfen nicht mehr so bitter oder die Tablette am Morgen schlägt nicht so sehr auf den Magen. Durch diese umfassende Beratung wird die korrekte Einnahme und damit die Wirksamkeit der Medikamente gesichert. Der Patient fühlt sich schnell besser und versteht den Verlauf der Therapie.
Die Vorteile für Patient und Krankenkasse liegen auf der Hand: Der Patient erhält in dem Programm eine optimierte Therapie und wird sachkundig begleitet. Durch regelmäßige Kontrollen der Medikation und eine genaue Dokumentation können Wechselwirkungen und falsche Medikamenteneinnahme minimiert werden. „Dies kommt zu allererst der Gesundheit des Patienten zu Gute.“, erläutert Erika Fink, „Aber den Krankenkassen können so Kosten von mehreren Milliarden Euro pro Jahr erspart werden. Aktuell nehmen 50 Prozent der Langzeitpatienten ihre Medikamente nicht korrekt ein. Das bedeutet 3,5 Millionen Menschen, die Arzneimittel falsch oder gar nicht einnehmen. Daraus resultieren wiederum vermeidbare Krankenhausaufenthalte und Krankschreibungen. Ärzte und Apotheker können das verhindern.“
Das Modell startet 2013 und wird bis 2014 flächendeckend eingeführt sein. Es betrifft alle Patienten, die fünf oder mehr Medikamente einnehmen, das heißt aktuell sieben Millionen Menschen in Deutschland. Es ist vorgesehen, dass Ärzte, Apotheker oder Krankenkassen Patienten vorschlagen, an dem Programm teilzunehmen. Sie können aber ebenso von sich aus diesen Wunsch äußern.

Der Landesapothekerkammer Hessen gehören rund 5.800 Apothekerinnen und Apotheker an. Der Heilberuf des Apothekers unterliegt einem gesetzlichen Auftrag. Zu den Aufgaben der Landesapothekerkammer gehören die Förderung der Fort- und Weiterbildung und die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten durch ihre Mitglieder. Die Landesapothekerkammer stellt ebenso eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung in ganz Hessen mit Medikamenten sicher.

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Diese Pressemitteilung finden Sie auch unter www.apothekerkammer.de.

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