Gedenktafel an der ehemaligen Fürsorgeanstalt Glückstadt

Das ehemalige Marinegebäude wurde 1874 als Anstalt eingerichtet, in welcher hauptsächlich „Landstreicher“ und „Dirnen“ eine auf unbestimme Zeit verhängte „korrektionelle Arbeitshaft“ absitzen sollten. 1925 wurde das Haus umbenannt in „Landesarbeitsanstalt“ und von 1933 bis 1934 wurde es von den Nationalsozialisten als „Wildes KZ“ genutzt. Ab 1943 begann man hier jugendliche Fürsorgezöglinge zur „Arbeitserziehung“ einzuweisen.

Von 1943 bis zur Schließung 1974 war Glückstadt ein Synonym für den härtesten Umgang mit Jugendlichen, die unglaublichen dort erlitten: Isolationfolter, Zwangsarbeit, Essensentzug, Schläge und sexuellen Missbrauch. Immer und immer wieder wurde von den Landesparlamentariern nach Besichtigung der Anstalt beschlossen, diese umgehend zu schließen, da die Zustände im Hause unhaltbar seien – immer wieder wurde es hinausgezögert und der „Betrieb“ lief ein weiteres Jahr „störungsfrei“ ab. Und die Jugendlichen wurden ein weiteres Jahr gequält, ausgebeutet, unternährt und brutalisiert – und in den Suizid getrieben.

Nun soll – auf Anregung des ehemaligen Zöglinges Rolf Breitfeld – am 22.05.2011 um 13:00 Uhre eine Messingtafel am Jungfernstieg 1 in Glückstadt, der Stelle, an der sich die ehemalige Fürsorgeheim befand, angebracht werden:

IM GEDENKEN AN DIE FÜRSORGEZÖGLINGE
DIE IN DEN JAHREN 1943 – 1974
IN DIESER ANSTALT UNTERGEBRACHT WAREN:
DIE KORREKTIONSANSTALT WURDE SCHON 1925 IN
LANDESARBEITSANSTALT UMBENANNT UND WAR EIN ARBEITSHAUS.
1933 – 1934 WAR HIER EIN SOGENANNTES „WILDES KZ“: NACH DESSEN
SCHLIEßUNG WURDEN DIE KZ-WÄRTER; ALLES SA-MÄNNER;
VON DER LANDESARBEITSANSTALT ALS WACHTMEISTER ÜBERNOMMEN:
AB 1943 WURDEN HIER FÜRSORGEZÖGLINGE IN DAS
ARBEITSERZIEHUNGSLAGER GLÜCKSTADT/ELBE EINGEWIESEN.
1949 ERFOLGTE DIE UMBENUNNUNG IN LANDESFÜRSORGEHEIM.
DIE KZ-WÄRTER UND WACHTMEISTER WURDEN ALS „ERZEIHER“
ÜBERNOMMEN. DIESES HAUS WURDE BIS ZUM 31.12.1974
WIE EIN KZ UND ARBEITSHAUS WEITERBETRIEBEN.
IM KZ GLÜCKSTADT GAB ES NACHWEISLICH KEINE TOTEN.
IM LANDESFÜRSORGEHEIM WURDEN 6 MENSCHEN
IN DEN SUIZID GETRIEBEN UND EINER AUF DER FLUCHT ERSCHOSSEN.

In einer feierlichen Gedenkstunde wird die Tafel der Öffentlichkeit übergeben. Anwesend sein werden:

Rolf Breitfeld, Initiator der Gedenktafel
Gerhard Blasberg, Bürgermeister von Glückstadt
Prof. Christian Schrapper von der Universität Koblenz und Frau
Frau Dr. Gitta Trauernicht, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages
Katharina Behrents vom Detlefsen Museum in Glückstadt
Ehemalige aus Glückstadt und anderen Heimen