Dr. Horst Siegfried Werner zur Atomkatastrophe, zur Weltwirtschaft und zu Inflation

Die Welt steht wegen des AKW-Desasters und der historischen Demonstrationen in den arabischen Ländern - so Dr. Horst Siegfried Werner - vor einer großen Belastungsprobe. Die Dreifach-Katastrophe in Japan mit Erdbeben, Tsunami und Fukushima-Kernkraftwerks-Desaster, die Demokratiebewegungen in den arabischen (Ölförder-)ländern und die kriegerischen Auseinandersetzungen in Libyen sowie die Uneinigkeiten in Europa belasten die Weltwirtschaft. Dieses Krisenszenario betrifft alle Wirtschaftsräume der Welt. Es hat immense Auswirkungen auf die Volkswirtschaften sowie die Preise von Öl, Gas, Lebensmittel und Rohstoffe insgesamt. Besonders betroffen sind Japan sowie die Schwellen- und Entwicklungsländer Asiens und Afrikas, die unter den gestiegenen Ölpreisen leiden. Für Japan belaufen sich die Schätzungen der Schäden auf über 310 Mrd. Euro. Die Schäden der Atomkatastrophe nicht eingerechnet, da noch nicht abschätzbar. Dies hat nicht nur Einfluss auf die Währungen, Inflation und das Wirtschaftswachstum in der Region wegen der starken Vernetzung der dominanten japanischen Wirtschaft mit den Nachbarländern, sondern auch weltweite Auswirkungen.

Die Experten gehen davon aus, dass Japan finanziell stark genug ist, mit einem solidarischen Kraftakt die Wirtschaftskrise schon innerhalb dieses Jahres zu überwinden. Erfahrungen nach dem Erdbeben im japanischem Kobe 1995 bestärken diese Einschätzung. Schließlich dürfte der Wiederaufbau in ein weiteres, großes Konjunkturprogramm in Japan münden. Nach einem Rückgang des Wachstums sollte dies ab Sommer bereits zu einem starken Anstieg führen. Für die beiden großen Wirtschaftsnationen in Asien, China und Indien, prognostiziert die Weltbank einen weiteren Anstieg der Wirtschaft um 8 - 9 % in diesem Jahr und damit eine Lokomotiv-Funktion. Bob Doll, Chefstratege von Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, sieht in einem die aktuelle Lage der Weltwirtschaft trotz allem entspannt: Wir sind der Ansicht, dass die langfristige Erholung der Weltkonjunktur nicht wirklich gebremst wird und der langfristige Aufwärtstrend weiter intakt ist. Belastend und gefährlich werden die Krisen aber für die weltweite Inflation sein. Darin sehen die Experten der Weltbank die größten Gefahren. Die Nachfrage nach Öl, Gas sowie Lebensmitteln wird durch die Katastrophe in Japan deutlich steigen. Erschwerend kommen die Auseinandersetzungen in den arabischen Ölförderländern hinzu, die durch die Spekulation stark preistreibend sind. Neben den Verschuldungen aus der Finanzmarktkrise kommen Rohstoff- und Lieferpropleme (japanische Speicherchips teilweise mit 66% Weltmarktanteil) mit erheblichen Kostensteigerungen hinzu. Ein Gegensteuern bei der Geldpolitik ist in den nächsten Wochen deshalb angezeigt.

Die Europäische Zentralbank und auch die deutsche Bundesbank ( allein mit Euro 325 Mrd. verschuldet ! ) haben bereits signalisiert, dass sie Handlungsbedarf an der Zinsschraube sehen. Damit steht ein Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes bevor. Der Spagat, einerseits die hohe Verschuldung zu schultern und andererseits die Geldwertstabilität durch Erhöhung der Zinsen zu sichern, ist fast nicht mehr zu schaffen. Es wird den Mittelstand und die ärmeren Länder dieser Welt hart treffen. Mit dem Abklingen der unmittelbaren Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise müssen die geldpolitischen Stützungsmaßnahmen zum richtigen Zeitpunkt beendet werden. Die Notenbankpräsidenten sprechen demgemäss von "starker Wachsamkeit". So wurden jedenfalls in der Vergangenheit Zinserhöhungen der EZB für das Finanzpublikum vorbereitet. Das wird auch für Deutschland teuer: Jedes einzelne Prozent Zinserhöhung kosten die bundesdeutschen Haushalte jährlich Euro 20 Mrd. mehr. Arme Steuer- und Abgabenzahler (!), denn Vater Staat holt sich von seinen Bürgern das Geld, was er braucht.