Die LR-"Wilhelmshavener Zeitung": BASU gegen Oberbürgermeisterwahl als "Spaßveranstaltung"

"LR" als Kürzel vor einem Artikel steht für "Lokalredaktion" hat mir vor einigen Monaten eine Redakteurin der "Wilhelmshavener Zeitung" (WZ) erklärt. Ein Namenskürzel sei das nicht. So landen Pressemitteilungen - meistens kaum bearbeitet - in der Lokalzeitung. Wie heute "Kritik an OB-Kandidaten-Vielzahl". Dieser Bericht stammt nicht von einem Profi, merkt man schon am ersten Satz. Der lautet: "Auf der Mitgliederversammlung der BASU in der Ruscherei standen auch die Wahlen des Vorstandes auf der Tagesordnung."

Da Leserinnen und Leser langweilen nicht strafbar ist, WZ-Schwamm drüber. Aber nicht über: "Dass bei den Oberbürgermeisterwahlen 2011 mittlerweile die Zahl der Bewerber auf acht angewachsen ist, wurde nur noch mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Ganz sicher werde die Wahl als absolutes Negativbeispiel in die Geschichte der Stadt eingehen."

Mag sein, dass die BASU erstaunt ist, wenn bei einer Oberbürgermeisterwahl fast so viele Kandidaten antreten wie diese Organisation Mitglieder hat - aber so kann doch niemand etwas Negatives manifestieren. Absolut nicht! Doch der BASU-Absolutismus setzt sich fort: "Die meisten Kandidaten litten anscheinend an absoluter Selbstüberschätzung oder hielten die OB-Wahlen nur für eine ´Spaßveranstaltung´, bei der man sich einfach mal anmelden kann, wurde kritisiert."

Vor "Spaßveranstaltung" fehlt zwar "absolute" - aber die "meisten Kandidaten" bedeutet mindestens fünf. Oder sechs? Sieben? Müsste also: In den folgenden Sätzen die Spreu vom Weizen getrennt werden. Wird aber nicht. Der nächste und letzte Satz zu diesem Thema lautet: "An diesem unsinnigen Treiben werde sich die BASU nicht beteiligen."

Warum eigentlich darf eine Oberbürgermeisterwahl keine "Spaßveranstaltung" sein, also: eine "Veranstaltung", die Spaß macht? Und zwar so sehr, dass viele Lust auf eine Wahlbeteiligung bekommen. Nicht einmal die Hälfte der Stimmberechtigten an den Wahlurnen - das ist und bleibt: ein Trauerspiel.

Wichtig wird sein: Kein Kandidat unterstellt einem anderen Selbstüberschätzung. Heißt: Niemand spielt den Hobbypsychologen. Denn Experten wissen: Bei leichten Aufgaben neigen Menschen zur Selbstüberschätzung, bei schweren Aufgaben zur Selbstunterschätzung.

Ein wenig Bildung schadet nie. Auch nicht beim Schreiben von Artikeln, die in der "Wilhelmshavener Zeitung" unter "LR" erscheinen.

Ein Beitrag für http://obkandidattjaden.blogspot.com


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