Legasthenie ist in den Familien immer noch ein Tabu
Pressetext verfasst von lars.m.lehmann am Mi, 2011-02-09 15:58.Familie mit legasthenen Kindern haben es in der heutigen Zeit nicht gerade leicht. Sehr oft gibt es über lange Zeit keine korrekte Klarheit, um welche Schwierigkeiten es sich handelt. Bei Kindern mit Legasthenie sind überwiegend Elternteile, Onkels, Tanten, Eltern betroffen. Meistens wissen diese Familienmitglieder selbst nicht Bescheid, weil man nie darüber gesprochen hat.
Die heutige Wissenschaft weiß aber, dass eine genetisch bedingte Legasthenie bis zu 60 % von einem Elternteil weitergegeben wird. Unsere langjährige Praxis sowie persönliche Erfahrung bestätigen diese wissenschaftlichen Thesen. Bis heute spricht man in den Familien nicht über diese Schwierigkeiten, da sie ein Makel ist. Dies liegt natürlich an unserem gesellschaftlichen Tabu. Wer nicht fehlerlos lesen und schreiben kann, ist entweder dumm oder faul. So ist es schon seit sehr vielen Jahren in unserer Gesellschaft verankert. Zumindest ist es so in unserem Kulturkreis. In anderen Ländern der Welt werden diese Fertigkeiten nicht wie hier, so überbewertet.
Schon seit sechs Jahrzehnten weiß man, dass Legasthenie sich unabhängig von der Intelligenz eines Menschen entwickelt. Dies ist viel zu wenig bei den betroffenen Familien sowie, in unserer Gesellschaft bekannt. Weil es bei uns mit einem Makel, verbunden ist, sprechen natürlich auch Familien nicht darüber. Obwohl meistens über Generationen diese Probleme bekannt sind. Wir hören immer wieder von Familien, ähnliche Aussagen wie: “Wir haben nie in unserer Familie über dieses ‚Thema’gesprochen. Es war immer ein Tabu, Schwierigkeiten mit dem lesen und schreiben zu haben.”
Unausgesprochene Tabus bringen natürlich sehr verschiedene Schwierigkeiten im Zusammenleben, ob im Alltag, Schule oder Beruf. Wir erleben es auch in unseren Institut, wie vorsichtig betroffene über dieses ‚Tabuthema‘ sprechen. Da müssen wir immer wieder Mut machen, um darüber zu sprechen. Wir vermitteln auch unseren Klienten sich in den Familien zu outen. Um es wenigstens in der Familie zu enttabuisieren.
Man sollte immer in der Familie mit diesen Schwierigkeiten so offen wie möglich umgehen lernen. Dann wird auch das leben mit diesen Schwierigkeiten viel leichter.