Obdachloser Max Bryan will jetzt »kämpfen«

Max Bryan, der Obdachlose, den Vitali Klitschko Anfang September an den Landungsbrücken im Hamburger Hafen durch Zufall entdeckte, war wohl einer der ungewöhnlichsten Gäste am vergangenen Samstag, als Vitali Klitschko gegen Shannon Briggs in den Ring stieg. Der Boxweltmeister hatte ihm eine Eintrittskarte spendiert.

[TNN] Es war Bryan´s erster Besuch bei einem Boxkampf, bislang kannte er solche Ereignisse nur aus dem Fernsehen. Tagsüber hatte ein R T L-Team mit ihm gedreht, im Hamburger Hafen und an den Landungsbrücken. Es ging um Touristen und die abwertenden Bemerkungen, die sich Max fast täglich anhören muss. Max verlor Anfang März seine Wohnung und lebt seither auf der Straße, schläft abwechselnd auf den Stufen der Roten Flora im Hamburger Schanzenviertel und an den Landungsbrücken im Hamburger Hafen. Dort lieben ihn die Leute, zumindest die, die ihn kennen.

Max ist kein gewöhnlicher Penner. Er raucht nicht und er trinkt kein Alkohol, nur deshalb habe er die Erlaubnis auf einer der Bänke dort nachts schlafen zu dürfen.

Vergangenes Wochenende dann, war er eingeladen beim Boxkampf von Vitali Klitschko mit dabei zu sein und bei der Auswahl der Karte bewies das Klitschko-Management großes Feingefühl. Bryan, der kaum unter Leute gehen kann, der große Angst vor größeren Menschenansammlungen hat, saß dort, wo niemand mehr hinter ihm sitzen konnte, ganz oben und ganz hinten, „genau richtig“, wie er selbst schreibt, in seinem Tagebuchbericht, der seit gestern bei Facebook Online steht.

Lesen Sie hier den ausführlichen Erlebnisbericht des obdachlosen Max Bryan:
http://www.facebook.com/pages/Max-Bryan/161102710574227

Darin berichtet der 34-Jährige auch von seinen Erfahrungen am roten Teppich. Dort und vor dem Kampf gerade erst angekommen, wird er direkt wieder vertrieben, von einem der Security-Leute. „Halten Sie sich bitte etwas entfernt auf !“, spricht ein bulliger Typ ihn an. Bryan bleibt cool und entgegnet: „Geht nicht, ich warte hier auf mein Kamerateam“.

Schade dass wir kein Foto vom Gesicht des Security-Menschen haben, wir hätten gern seine Verwunderung abgebildet. Schließlich stand vor ihm ein Penner, mit Rucksack und Isomatte, und nicht mehr so sauberen Sachen am Leib. Bryan´s Kapuzsenshirt steht vor Dreck, klar dass ein Security-Mensch, der für die Sicherheit der ankommenden Gäste verantwortlich ist, da erst mal stutzig wird. Ein Fotograf vom Abendblatt eilte ihm dann zur Hilfe und klärte den Sicherheitsmann auf. „Das ist doch der Max, aus der Bild zeitung“, hieß es, und Max durfte bleiben.

Und nicht nur das.

Die vor Ort angereisten Journalisten erkennen den bärtigen Kapuzenmann schnell, und alle wollen ein Interview. Pressefotografen lichten ihn ab und Kamerateams stehen Schlange. Stunden später, so wird berichtet, hält spontan ein Taxifahrer an, weil er Bryan auf einem Foto in der B Z (Berliner Zeit ung) erkannt hatte. Leute aus ganz Deutschland, die in Hamburg zu Gast sind, erkennen den Obdachlosen und alle wollen sie ein Foto mit ihm. Grund für die Reporterin vom Hamburger Abend blatt beim „Mann des Tages“ mal nachzufragen, wie man sich denn so fühle, jetzt, wo man auch über die Grenzen von Hamburg hinaus bekannt wurde.

Erstaunlich nüchtern beurteilt Bryan die Angelegenheit: „Wenn der Kampf vorbei ist, die Kameras eingepackt und die Scheinwerfer aus sind, werde ich immer noch obdachlos sein, werde ich immer noch unter der Brücke am Hafen schlafen“, und weiter: „Für die Medien erlischt das Interesse mit Ende dieses Kampfes, das ist nun mal so. Sie lieben den Moment, den kurzen Augenblick der Aktualität. Reicher Boxer trifft armen Obdachlosen, jeder liebt diese Geschichte“, und Recht hat er.

Vor 6 Wochen wusste niemand wer Max Bryan ist. Heute kennen ihn mindestens 13 Mio. Menschen (Auflage der Bildzeitung x 3). Und dabei war alles nur Zufall, eine Geschichte die eigentlich zu schön ist um wahr zu sein. Aber sie ist es, und genau das macht die Sache so wertvoll. Max ist jetzt schon ein Vorbild für viele Menschen, die sprichwörtlich an nichts mehr glauben, die sich längst aufgegeben haben, die irgendwo im Dreck vor sich hin vegetieren. Bryan hat bewiesen, dass es sich lohnt an sein Glück zu glauben, und daran zu arbeiten, den Moment des Glücks auch zu nutzen, das Beste daraus zu machen. Und das hat er.

„Dieser Kampf hat mich stärker gemacht als jedes Ereignis zuvor“, schreibt Max in seinem Tagebuch.

Diese Stärke wird er auch brauchen. Der Winter steht vor der Tür und Bryan hat immer noch keine Wohnung. Aber er will kämpfen, genau wie sein großes Vorbild Vitali Klitschko und genau wie sein Gegner Shannon Briggs. Der würde „lieber sterben als aufgeben“.

Eigenen Angaben zur Folge will Bryan nun den „Test“ wiederholen, bei dem er Anfang August so kläglich versagte. Mit dem Scheitern dort hatte alles begonnen.

Sean Quentin Dexter für TeleNewsNet.com

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Foto: TNN / Brinkmann / Mehr Fotos über dpa

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