In Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer depressiven Störung.

Leipzig (dpa/tmn) - In Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer depressiven Störung. Das hat das Kompetenznetzwerk Depression ermittelt, zu dem verschiedene Forschungseinrichtungen und Kliniken gehören.

Laut Experten leiden in Deutschland etwa vier Millionen Menschen an einer depressiven Störung. (Bild: dpa) © dpa

Doch viele Menschen können ihre Symptome nicht einordnen. Depressionen sind die Hauptursache für Selbstmorde in Deutschland. So hat auch Nationaltorhüter Robert Enke, der am Dienstag (10. November) Selbstmord beging, unter Depressionen gelitten. Wie sich eine Depression erkennen und behandeln lässt, erklärt Peter Schönknecht, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig:

Symptome

Eine Depression überschattet alle Gefühle: Häufig fühlen sich Betroffene antriebsschwach, traurig und verlieren ihre Interessen. Daneben treten Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sowie Schuldgefühle, ständiges Grübeln und Konzentrationsschwäche auf. Wenn diese Anzeichen mindestens zwei Wochen anhalten, ist eine Erkrankung wahrscheinlich. "Auch bei nur einzelnen Symptomen kann die Leistungsfähigkeit aber schon stark beeinträchtigt sein", sagt Schönknecht. Bei jedem Patienten zeigen sich die Symptome unterschiedlich.

Behandlung

Depressionen werden in der Regel mit Medikamenten (Psychopharmaka) und Psychotherapien behandelt. Am häufigsten wird die kognitive Verhaltenstherapie angewendet, die durch Ergotherapie, Musik- und Familientherapie begleitet werden kann. Bei den Psychopharmaka handelt es sich um sogenannte Antidepressiva, die es in unterschiedlichen Stärken und mit verschiedenen Wirkmechanismen gibt. "Die Auswahl der Behandlungsmethoden richtet sich nach dem Schweregrad der Depression, der Krankheitsgeschichte des Patienten und seiner Verträglichkeit von Medikamenten", erläutert Schönknecht.

Angehörige dürfen sich nicht überfordern

Wenn ein Familienmitglied an einer Depression erkrankt, sind auch die Angehörigen davon betroffen. Sie sollten den Erkrankten unterstützen, sich dabei aber nicht selbst überfordern, rät Prof. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe in Leipzig. Wie Angehörige eine Depression erkennen und wie sie helfen können, erläuterte der Psychiater in einem Gespräch:

Wie erkennen Angehörige eine Depression bei anderen?

Hegerl: "Das Erleben und Verhalten der Betroffenen ändert sich fundamental: Depressive ziehen sich zurück, können sich an nichts mehr freuen und empfinden eine Hoffnungslosigkeit, die nicht durch das reale Leben gerechtfertigt ist." Weitere Symptome seien Schlaf- und Appetitlosigkeit. Wenn diese Anzeichen über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen anhalten, sei eine Depression wahrscheinlich.

Wie können Angehörige helfen?

Hegerl: "Hier entscheidet der individuelle Eindruck: Da die Erkrankten oft hoffnungslos und verzweifelt sind, sollten sie ermutigt werden, einen Arzt aufzusuchen. Spricht der Erkrankte von Selbsttötung, müsse er umgehend in eine Notaufnahme gebracht werden."

Wer sollte über die Krankheit informiert werden?

Hegerl: "Krankheit ist in erster Linie Privatsache." Der Betroffene entscheide selbst, wer von der Depression erfährt - das hätten Angehörige zu akzeptieren. Es sei Angehörigen aber immer zu empfehlen, engen Vertraute davon zu erzählen, um die Belastung nicht allein zu tragen.

Wie erhalten Angehörige Unterstützung?

Hegerl: "Es ist wichtig, dass Angehörige sich zuerst einmal über die Krankheit informieren, damit sie das Verhalten des Kranken einschätzen können und nicht als Ablehnung interpretieren." Sie müssten verstehen, dass Depression nicht allein mit Zuwendung zu heilen und die Heilung keine Aufgabe der Familie ist. Im Internet gibt es zahlreiche Informationen und Ansprechpartner, die weiterhelfen können. In größeren Städten werden auch Selbsthilfegruppen für Angehörige von Depressiven angeboten.

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