Die wochenlange Rally an der Börse scheint endgültig zu Ende. Der Dax fällt nach den Kursgewinnen von den Vortagen kontinuierlich zurück und rutscht um mehr als zwei Prozent ab. Belastend wirken Verluste an der Wall Street. Eine Irrfahrt legen Infineon-Aktien hin: Am Morgen noch stärkster Dax-Wert, liegen sie nun am Indexende.

HB FRANKFURT. Am deutschen Aktienmarkt hat sich die Unsicherheit vor dem Wochenende weiter verstärkt: Der Dax fiel am Nachmittag um 2,43 Prozent oder 135 auf 5 451 Punkte, nachdem er am Donnerstag um 1,7 Prozent gestiegen war. "Nach den Kursgewinnen von gestern ist der Ofen aus, und die Leute wissen nicht, was sie tun sollen," sagte ein Börsianer.

Die US-Börsen eröffneten mit einem leichten Minus, rutschten dann aber immer stärker ab. Nach zweieinhalb Handelsstunden lag der Dow Jones Index 1,7 Prozent im Minus bei 9 790 Punkten.

Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, machte vor allem Gewinnmitnahmen für die Verluste verantwortlich. Insgesamt jedoch hätten gerade die Konjunkturdaten Stützen für weiter steigende Aktienmärkte geliefert, fügte der Experte hinzu.

"Es herrscht ein gewisses Misstrauen am Markt, das auch zu einer höheren Bereitschaft bei den Anlegern führt, Gewinne mitzunehmen", sagte Mark Rohles, Marktanalyst bei IG Markets. "Die US-Daten haben diese Tendenz dann noch verstärkt." In den USA sanken die Ausgaben der privaten Haushalte im September wie erwartet.

Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp zieht Parallelen zur Dax-Entwicklung des Jahres 2003. Damals habe es sich ausgezahlt, schwächere Tage zum Einstieg zu nutzen. "Wir erwarten Ähnliches für den Herbst 2009."

Wer aufgrund guter Nachrichten am Morgen in Aktien eingestiegen war, erlebte am Freitag aber mitunter böse Überraschungen: So zählte Infineon am Vormittag mit einem Plus von zeitweise gut fünf Prozent zu den größten Gewinnern, nachdem sie bereits am Donnerstag deutlich zugelegt hatten. Im weiteren Verlauf bröckelten die Kursgewinne aber ab. Händler begründeten den Anstieg mit einem Rekordquartalsgewinn und einem optimistischen Ausblick des koreanischen Speicherchipherstellers Samsung Electronics. Am Nachmittag drehte sich das Bild allerdings komplett und Infineon-Papiere rutschten mit einem Minus von gut fünf Prozent ans Dax-Ende.

Ähnlich stark verloren Siemens-Aktien, die 4,9 Prozent nachgaben. Die Deutsche Bahn macht nach einem Bericht des Handelsblatts in den Verhandlungen um einen Milliardenauftrag für neue Intercity-Züge Druck auf die Hersteller. Das belaste die Stimmung, sagte ein Händler.

Mit der Allianz fand sich unter den großen Dax-Verlierern ein weiterer Münchener Wert. Die Papiere verloren ebenso wie Adidas und Daimler mehr als vier Prozent.

Beiersdorf und Henkel profitierten dagegen lange von Kaufempfehlungen der Analysten von Goldman Sachs. Beiersdorf-Papiere waren am Nachmittag mit einem minimalen Plus von 0,1 Prozent einziger Gewinner im Dax.

Im TecDax setzten Aixtron ihren Höhenflug fort und legten um gut sieben Prozent zu. Nach der Vorlage von Quartalszahlen am Mittwochabend hatten sie bereits am Donnerstag rund sechs Prozent gewonnen. Am Freitag stuften Exane BNPund Equinet die Aktien des Anlagenbauers hoch.

Von einem Analystenkommentar der Commerzbank profitierten Demag Cranes. Sie zählten mit einem Plus von rund sechs Prozent auf 23,74 Euro zu den größten Gewinnern im MDax. Die Commerzbank hatte das Kursziel für Demag auf 34 von 27 Euro angehoben.

In Paris straften die Anleger Alcatel-Lucent ab. Die Aktien des Netzwerkausrüsters rauschten gut acht Prozent in den Keller, nachdem der Konzern den zwölften Quartalsverlust in Folge veröffentlicht hatte. Außerdem erwartet Alcatel noch mindestens drei weitere Verlustquartale.
Quelle: Handelsblatt

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