Japan als Vorbild

In Japan mit seinen 128 Millionen Einwohnern unterhalten die USA seit 1945 Militärstützpunkte. Darauf sind heute 47.000 US-Soldaten stationiert. Nach der derzeitigen Vertragslage soll bis zum Jahre 2014 der Hauptstützpunkt in weniger bevölkerte Regionen der Insel Okinawa verlegt und ein Teil der dortigen US-Armee auf die Insel Guam abgezogen werden, die die USA 1898 nach dem spanisch-amerikanischen Krieg okkupierten. Die neue japanische Regierung, die bei den jüngsten Parlamentswahlen die seit langem herrschenden Liberaldemokraten ablöste, strebt eine einvernehmliche Schließung der amerikanischen Basen zuerst auf Okinawa und danach in ganz Japan mit einem alsbaldigen Totalabzug aller stationierten US-Truppen an.

Dies war ein Hauptthema der Verhandlungen, die jetzt der amerikanische Verteidigungsminister Gates in Tokio mit dem japanischen Ministerpräsidenten Hatoyama und seinem Außenminister Okada führte. Obama will die Verhandlungen über diese Kardinalfrage der Beziehungen zwischen Tokio und Washington auf die Zeit nach seinem Staatsbesuch in Japan vom 12. und 13. November verschieben. Das japanische Volk lehnt die Beeinträchtigung seiner Souveränität durch fremde Truppen ab.

Ganz anders die Haltung deutscher Politiker, die immer wieder die Stationierung von derzeit annähernd 70.000 US-Soldaten in der Bundesrepublik begrüßen und dem weiteren Ausbau praktisch exterritorialer US-Basen in Grafenwöhr, Ramstein usw. Gelder und Wege öffnen. Mittlerweile haben sich in der Bundesrepublik sogar die US-Kommandozentralen für Streitkräfte, die außerhalb Europas stationiert sind, angesiedelt.

Japan, das im Zweiten Weltkrieg unter anderem durch die mörderische Auslöschung seiner Städte und durch grauenvolle Kämpfe gegen die gigantische Übermacht der Invasionstruppen unbeschreibliche Verluste erlitt, hat seine Identität voll und ganz bewahrt. Der Kaiser als Garant der Würde der Nation blieb dem Land erhalten. Tokio repräsentiert die neben China und Indien führende Wirtschaftsmacht Asiens. Doch kein japanischer Politiker kam auf die Idee, nach dem Muster der Europäischen Union die Souveränität des Landes mit ungleich schwächeren Staaten zu teilen. Japan kennt keine nennenswerte Veränderung der Psyche seines Volkes. Die Bewahrung der nationalen Eigenart hat die Aussöhnung mit China und anderen einstigen Kriegsgegnern nicht behindert.

Dr. Gerhard Frey

29.10.2009: | |

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