Daniel Cockburn - zerofunctional video work - Directors Lounge Screening

Directors Lounge präsentiert:
Daniel Cockburn
- zerofunctional video work -

Z-Bar
Bergstraße 2
10115 Berlin-Mitte

Mittwoch, 30. September 2009
21:00 Uhr

Daniel Cockburn Flyer

Daniel Cockburn

Daniel Cockburn ist häufig Darsteller in seinen eigenen Filmen. Er spielt jedoch nicht sich selbst, sondern die Rolle der Protagonisten seiner Drehbücher. „Ich interessiere mich für das leere emotionslose Gesicht, das Projektionsfläche wird für alles was im Film passiert, so wie im Kuleshov-Effekt.“ Der frühe russische Filmemacher bewies, dass dieselbe Aufnahme eines Gesichtes sowohl Furcht, Ärger, als auch Traurigkeit ausdrücken kann, je nach dem wie es mit anderen Bildschnitten verbunden ist, und hatte einen bestimmenden Einfluß auf Eisensteins Montage-Theorie. – später wurde das emotionslose Pokerface von Buster Keaton als Beginn moderner Filmschauspielerei gefeiert. – „Und ich entschied, das kann ich selbst, ich brauche keine Schauspieler.“ sagt Cockburn und begann so nach Abschluß der Filmschule nach eigenen Formen des Filmemachens zu suchen.

Die Filme des kanadischen Stipendiaten des Berliner DAAD Künstlerprogramms bewegen sich zwischen Film-Genres. Eine Reihe der emotionalen oder psychologischen Filmsettings erinnern an Situationen aus einem Science Fiction Roman wie von Stanislaw Lem oder William Gibson. So erlebt der Protagonist etwa eine Zeitschleife, oder ihm werden die Schnitte seines eigenen Films bewußt, in dem er selbst nur eine Figur ist. Allerdings spielen diese Szenen weder in der Zukunft, noch haben sie eine futuristische Ausstattung.

Cockburn studierte Film an der York University in Toronto. Da er so unzufrieden mit seinem eigenen Examensfilm war, einem 17-minütigem Spielfilm an dem er 6 Monate gearbeitet hatte, beschloß er „diesen ganzen Kram wegzulassen“, also den Aufwand von Bühnenbild, Lichtdesign, Soundtechnikern und Produktionsleitern, um viel einfachere Filme zu machen – Film der direkter aus dem eigenen Schreiben entsteht. Seither stellte er mehr als 20 Kurzfilme her, und präsentiert diese international erfolgreich auf Festival, in Kinos und in Galerien.

Gefragt, ob er eher wie Cindy Sherman in ganz andere Rollen schlüpft oder eher wie Woody Allen einen Charakter spielt, der auf eigenem Erleben gründet, antwortet er „auf jeden Fall näher an Woody Allen.“ Und er gibt zu, dass sein Protagonist in letzter Zeit zunehmend autobiografische Züge trägt. Im Gegensatz zu anderen Experimentalfilmen, die im persönlichen Umfeld gedreht sind und wo das Voiceover oder der Text erst im Laufe des Drehens und Schneidens geschrieben werden, entstehen Daniels Filme aus dem Schreiben bzw. dem geschriebenen Monolog der Hauptfigur. Dahinter steht eine Strategie der künstlerischen Ökonomie: welche Mittel werden überhaupt benötigt, um einen Film aus dem Skript entstehen zu lassen?

Eine andere Strategie ist die Aneignung. Am sichtbarsten wird dies bei den Found-Footage-Filmen, aber auch für die Kamerafilme „stiehlt“ er Ideen von anderen Texten, Filmen und Musik. In seinem jüngsten Projekt „You Are Here“, ein Featurefilm, der wieder Schauspieler und Studioaufnahmen benutzt, spielen das Finden und Archivieren von Artefakten – Tonbändern, Videokassetten und Filmrollen – eine große Rolle. Das Sammeln erscheint als Falle und Ursache für Obsession, aber anders besehen, mag es auch Ausgangspunkt für Widerstand sein, ein Fluchtpunkt vor den Kräften, die Macht über jene klaustrophobische Situationen haben, die auch in seinen Langfilm bestimmend sind. Man mag daraus schlussfolgern, dass Appropriation eine Strategie sein kann, jene Kräfte auszuhebeln, die laut dem Maler Sigmar Polke fordern: „höhere Kräfte befahlen, linke obere Ecke schwarz malen!“

Eine weitere Genreüberschreitung ist Daniels Beteiligung an Performance-Kunst. Hier ist er noch stärker interessiert an der Selbstreferentialität von Sprache. Indexikalität ist vielleicht nur eine weitere Falle (der Kunst) und dagegen sind in seinen Performances Rhythmus, Überlagerung von Silben und die innere Logik der Sprache vorherrschend gegenüber dem Bezeichneten (signifié). Die oft klaustrophobische Spannung in seinen Filmen ist hier aufgehoben zugunsten der Präsenz von Stimme und Körper. Der Film „Brother Tongue / Langue Fraternelle” dagegen untersucht die Idee einer selbstreferentiellen Sprache mit noch anderem Ergebnis: am Ende bleibt der Sprecher allein zurück, wortlos, die untertitelte Übersetzung bleibt schwebend-zusammenhanglos auf dem Bildschirm, bis auch dieses Bild sich in nicht-referentielle elektronische Artefakte auflöst.

Am 30. September präsentiert Daniel Cockburn jene Filme, in denen er sich die „größeren Freiheiten“ und damit eine experimentellere Haltung nahm, als in einigen anderen Filmen; und er wird eine Episode aus seinem Feature „You Are Here“ als Preview präsentieren. Das Screening ist in zeitlicher Nähe zu seiner Performance-Lecture bei „General Public“ am 28. September, und es wird ein weiteres, davon verschiedenes Filmprogram im November im Arsenal geben.

Der Filmemacher wird eine Einführung geben und am Ende gerne zur Diskussion mit dem Publikum bereit stehen.

(Klaus W. Eisenlohr)
More infos and details at: http://www.richfilm.de/filmUpload/1-framesCockburn.html

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Über richfilm

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Eisenlohr

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Künstler, Kurator für Directors Lounge, Dozent für Fotografie an der vhs Kreuzberg-Friedrichshain, Dozent für Lexia International