Der Selbstmordverein

„Ja, hören Sie nur zu. Aber erst noch eine Vorbemerkung. Es steht ziemlich schlecht um mich, liebe Käthe. Ich habe in dieser Zeit ein dummes Leben geführt... ich habe angefangen zu spielen und viel verloren. Notabene, ich verliere natürlich, was ich eigentlich gar nicht besitze. Und abends habe ich dann allein oder mit Ihrem Ungarn – der übrigens beständig nach Ihnen fragt – viele, viele Gläser getrunken. An dem Abend, auf den es ankommt, war ich zufällig allein und trank wieder viele Gläser, fühlte mich, wie ich leider gestehen muss, schon etwas unklar und dachte darüber nach, wie ich mich aus alledem wieder herausreißen könnte. Es war ein ziemliches Gedränge in der Bar, ich sah zu, wie sie tanzten, und sah ein dunkles Mädchen mit einem langen blonden Herrn, den ich schon einmal gesehen haben musste.“
„Der verdammte Schwede“, sagte Käthe halblaut und ergriffen.
„Richtig, der verdammte Schwede – ich wusste es auch, aber es erregte mich nicht besonders. Sie müssen entschuldigen, wenn ich noch einmal betone, dass mein Bewusstsein etwas umfangen war, es gehört leider zur Geschichte und beeinflusst sie... Ich sah also den verdammten Schweden, sah ihn mit Lucy tanzen und empfand es mit friedlicher Heiterkeit, dass die beiden wieder da waren. Sie tanzte auch wieder auffallend stürmisch, war aber nicht so schick angezogen wie damals, im Gegenteil, sie sah einigermaßen reduziert aus, und das freute mich beinah. Ich dachte, dir ist es anscheinend auch nicht besonders gut gegangen seit damals.“ Henning stockte und sah eine Zeitlang in das Feuer. Käthe beobachtete sein schön gebildetes Profil und die breite Stirn und sann darüber nach, welchen Eindruck er wohl auf Lucy gemacht habe.
„Es blieb auf die Länge nicht so idyllisch“, fuhr er in seiner Erzählung fort. „Ich trank einen schwarzen Kaffee, wurde wieder munterer und fing Händel mit dem Schweden an, nannte ihn einen verdammten Schweden und suchte ihm klarzumachen, dass ich mindestens ebensoviel Anrecht an Lucy habe wie er. Kurzum, es war eine Szene, wie sie manchmal gegen Morgen in solchen Lokalen stattfindet. Schließlich endete sie damit, dass Lucy mit mir am Tisch saß und der Schwede verschwunden war. Sie hatte sich die ganze Zeit halb totgelacht und schien großen Spaß daran zu haben.“
„Und dann?“ wollte Käthe wissen. Sie war sehr gespannt, aber leicht enttäuscht. Man hatte sich dereinst zuviel von Lucy versprochen, als dass sie jetzt als banales Barabenteuer enden durfte.

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Über Erhard Coch

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Erhard Coch ist Autor verschiedener Bücher und Essays.