Geplant in Wilhelmshaven: Oberbürgermeister macht aus "Findet Nemo!" einen neuen Erfolgsfilm

Veröffentlichungen dieser Art mag der Wilhelmshavener Oberbürgermeister nicht. Als die ersten beiden aus der Feder von Heinz-Peter Tjaden erschienen waren, bemühte Eberhard Menzel das Amtsgericht. Die Verhandlung dauerte nicht lange, am nächsten Tag zog der Oberbürgermeister seine Klage wieder zurück.

Children-Scout Eberhard Menzel hat alles mitgebracht, was ein Oberbürgermeister braucht, wenn er einen Film vorführen will: Fernseher und DVD-Player. Die Kinder sitzen Stuhlreihe hinter Stuhlreihe im Nicht-mehr-Hertie-Restaurant und sind gespannt wie sonst nicht immer, wenn der Children-Scout sie eingeladen hat.

Eberhard Menzel (bevor er den Fernsehapparat einschaltet, die Fernbedienung hat er aber bereits in der Hand): 2003 hat gut begonnen und es endete auch gut. Für mich und für euch. Ich bin am 1. Januar euer Oberbürgermeister geworden. Das war auch gut für euch, denn seitdem macht jede Krise einen großen Bogen um die Stadt. Außerdem kam Ende 2003 ein sehr erfolgreicher Film in die Kinos und in eure Wohnzimmer. Der hieß…
Jessica (wissen wir, die ist vorlaut): “Findet Nemo!” (Jens mag vorlaute Mädchen nicht, haut Jessica von hinten mit dem linken Fuß in die linke Wade.)
Jens (auf Unschuldslamm spezialisiert): Entschuldigung. Wollte ich nicht.

Eberhard Menzel (schaltet Fernsehapparat und DVD-Player ein, legt die DVD ein): Diesen Film schauen wir uns nun an, und ich erzähle euch, was ich vorhabe. Ich drehe nämlich eine ähnlich erfolgreiche Geschichte. Die heißt “Findet Oberbürgermeister!” Denn ich muss euch 2011 verlassen. Dann bin ich nicht mehr Oberbürgermeister. Für meinen Nachfolger muss zwar nicht gelten, dass er wie ich eigentlich Förster werden wollte, aber so gut wie ich sollte er schon sein.
Jessica (mundfaul wird die nie): Mindestens!

Der Film beginnt. Marlins Frau Cora und fast das gesamte Gelege werden verschlungen, nur ein Ei bleibt übrig, aus dem schlüpft Nemo.

Eberhard Menzel (schreibt diese Szene gedanklich um): Der Raubfisch, der das Gelege verschlingt, ist die geringe Zahl der Kritiker meiner Arbeit, die aufgefressenen Eier sind die Ansiedlungen, die ich ohne sie geschafft hätte, Nemo ist der Oberbürgermeister, den wir für unsere Stadt suchen müssen.
Jessica (weiß wieder einmal alles besser): Aber Nemo ist doch ein Fisch-Kind. Das ergibt doch gar keinen Sinn. Ein Kind kann doch nicht Oberbürgermeister werden.
Jens (nicht mehr ganz Unschuldslamm): Du bringst das fertig!

Da er nicht angehalten wird, läuft der Film weiter. Nemo wird an seinem ersten Schultag von einem Taucher entführt, sein Vater schwimmt hinterher, doch das Boot ist schneller. Dorie gesellt sich zu ihm. Die vergisst aber alles gleich wieder.

Eberhard Menzel (schmunzelt ein wenig): Die Dorie ist die ideale Pressesprecherin für jeden Oberbürgermeister.
Die Kinderschar (hört nicht so genau hin, will den Film sehen)

Die Haie Hammer und Hart schwimmen durch das Bild, sie haben eine Vegetarierer-Selbsthilfegruppe gegründet.

Eberhard Menzel: Auch meine Haie heißen so. Aber sie sagen nicht “Fische sind Freunde, kein Futter”, sondern “Wähler sind Freunde, kein Stimmvieh”.

Marlin findet eine Taucherbrille, darauf steht der Name des Besitzers.

Eberhard Menzel (setzt auch das neu in Szene): Dorie und Marlin müssen also nach Sidney, so wie ich in meinen Reden häufiger in Acapulco bin.

Nemos Vater und seine vergessliche Begleiterin folgen nun einem Strom, der sie ans Ziel bringen soll.

Eberhard Menzel (ganz bei der Umschreib-Sache): In meinem Film heißt dieser Strom SPD. Nur er führt an das Ziel, an das wir alle wollen.
Jessica (gar nicht wie Dorie): Mein Vater sagt, dass du viel versprochen hast. Umgestaltung des Kurparkes, des Bismarckplatzes, des…

Nemo ist inzwischen bei einem Zahnarzt in einem Aquarium. Schmiedet mit den anderen einen Fluchtplan. Das Wasser soll so dreckig werden, dass alle Fische von dem Zahnarzt aus dem Aquarium genommen werden müssen, bevor seine Nichte Darla als Fischmörderin Nemo an die Flossen kann.

Eberhard Menzel (muss eine Film-Klippe umschiffen): Denkt jetzt bei dem dreckigen Wasser bloß nicht an die Fäkalien am Südstrand! Und Darla ist auch nicht die Kanalisation!
Die Kinderschar (badet schon lange in Hooksiel)

Möwen schreien “Meins!”, Nemo gelingt schließlich die Flucht durch den Abfluss. Dorie sieht ihn als erste, hat aber längst wieder alles vergessen.

Jessica (vorlaut und obenauf): Und was machst du mit dieser Szene? Wie willst du jetzt Nemo zum Oberbürgermeister machen? Ich sag´s ja, Nemo muss erst einmal zur Schule. So endet der Film auch.
Außerdem sind alle anderen Fische aus dem Aquarium in Plastikbeuteln gefangen! Sind in deinem Film diese Plastikbeutel etwa die Stimmzettel?

Eberhard Menzel (schaltet die Geräte aus): Jessica, du gehst ab morgen in Oldenburg zur Schule. Und bleibst dort!
Jens (begeistert statt Unschuldslamm): Cool! Hammer und hart! Dann hat der Film sogar ein Happy End!

Mehr davon hier http://www.lulu.com/content/paperback-buch/fiktive-interviews-in-freizei...


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