Am Anfang stand das Wort. Aber das Wort Gottes stand zunächst nur auf verschiedenen Schriftrollen geschrieben – und die waren über Tausende Kilometer verstreut. Wie konnte unter diesen Umständen die Bibel zum Buch der Bücher werden? Die Geschichte eines verwegenen Gelehrten, frierender Mönche und eines genialen deutschen Erfinders steht im Mittelpunkt dieses Buches aus der Reihe „Historisches“.

Sobald der Bibeltext in aller Welt war, ist mit ihm Schindluder getrieben worden. Häufig diente ein aus dem Zusammenhang gerissener Textfetzen als Rechtfertigung klerikaler und politischer Grausamkeiten. So berief sich die Heilige Inquisition oft auf einen einzigen Satz aus dem Buch Exodus (Kapitel 22, Vers 18); dort heißt es: "Die Zauberer sollst Du nicht leben lassen." Und als Luther dieselbe Stelle aus dem hebräischen Original mit "Zauberinnen" statt "Zauberer" übersetzt, war die Treibjagd auf Frauen eröffnet. Hinter den Scheiterhaufen, auf denen die "Hexen" verbrannt wurden, stand ein Zitat aus Johannes: "Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen." Auch die amerikanischen Sklavenhalter beriefen sich auf ein Zitat aus dem zweiten Buch Moses, wo es heißt: "Spricht aber der Sklave: Ich habe meinen Herrn lieb und meine Frau und Kind, ich will nicht frei werden, so bringe ihn sein Herr vor Gott und stelle ihn an die Tür oder den Pfosten und durchbohre mit einem Pfriemen sein Ohr und er sei sein Sklave für immer." Trotzdem ist es unseriös, den Bibeltext für diese Gräuel verantwortlich zu machen. Er war absichtsvollen Fehlinterpretationen unterworfen - sein Wortlaut aber ist seit Hieronymus' Zeiten praktisch unverändert.
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