Wahlkampfreden: Westerwelle und Steinmeier überzeugen am meisten

Berlin, 11. August 2009 – Drei Monate lang hat der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) die Reden der Spitzenkandidaten zur bevorstehenden Bundestagswahl ausgewertet. In der bisherigen Bilanz, die die Reden auf den Wahlparteitagen berücksichtigt, konnte dabei vor allem der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle punkten. Seine Ansprache war am besten strukturiert, gut formuliert und angemessen mit Bildern und einprägsamen Sätzen versehen. "Außerdem war seine Argumentation nachvollziehbar und nicht zu datenlastig", betont VRdS-Vorstandsmitglied Dr. Vazrik Bazil, der die Beobachtung der Wahlkampfreden leitet. Allerdings sieht er auch bei Guido Westerwelle Verbesserungsbedarf: "Er hat zu lange und zu laut gesprochen."

Auf Platz zwei wählten die Redenschreiber den SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier, dessen Rede ebenfalls gut vorbereitet war. Bemängelt wurde allerdings der Widerspruch zwischen seiner ruhigen Körpersprache und dem aggressiv-kämpferischen Ton seiner Rede. Jürgen Trittin, Spitzenkandidat bei Bündnis 90 / Die Grünen, kam im Gesamturteil der Experten auf den dritten Platz. Gregor Gysi von der Partei Die Linke fiel wegen der humorvollsten aller Reden auf.

Bewertet wurden Aufbau und Struktur der Rede, Sprache (verständlich, korrekt, adressatenbezogen), Stil (angemessen, richtige Bilder, wenig Phrasen) und Argumentation (logisch nachvollziehbar, vernünftig), aber auch Kriterien wie Körpersprache, Stimme, Glaubwürdigkeit und Inszenierung (Bühnenbild, Ablauf der Veranstaltung). "Struktur und Ablauf einer Veranstaltung, in der die Rede gehalten wird, beeinflussen stark ihre Wirkung", so Vazrik Bazil. In die Bewertung sind außerdem Meinungen der Parteitags-Delegierten eingeflossen, die vom Expertenteam stichprobenweise befragt wurden.

Nach dieser ersten Phase, in der der Verband die Wahlparteitagsreden beobachtet hat, werden in der zweiten Phase die Reden der Kandidaten auf Wahlkundgebungen bundesweit bewertet. Die Ergebnisse dieser Auswertung werden bei einem Pressegespräch Anfang September in Berlin vorgestellt.

Der VRdS plädiert und fördert glaubwürdige, lebendige und allgemein verständliche Reden, in denen Botschaften vermittelt werden. "Zu oft müssen sich die Zuhörer mit großen Worten zufrieden geben", so VRdS-Präsidentin Minita von Gagern. "Hinreichend allgemein, um allseits zustimmungsfähig zu sein. Die Austauschbarkeit mancher Wahlkampfreden zeigt die gedankliche und programmatische Unschärfe, die oft dahinter steckt." Der VRdS wurde 1998 in Bonn gegründet. Ihm gehören heute mehr als 450 Redenschreiber und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Sie liefern Formulierungsvorschläge und beraten Redner in Politik und Wirtschaft sowie Privatleute und ehrenamtliche Mandatsträger.

Weitere Informationen:
Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS)
Claudius Kroker
Vorstand und Pressesprecher
Buschstraße 83
53113 Bonn
Telefon (0228) 4107721
www.vrds.de


Über Claudius Kroker