Was macht eigentlich Margaretha Main?

Margaretha Main, Jahrgang 1942, wuchs in der Nähe von Hannover auf, verbrachte aber den Großteil ihrer Schulferien bei Verwandten am Rande des Harzes. Mit Tante und Onkel und ihren dort ansässigen Freundinnen erlebte sie manches Abenteuer und erkundete zuerst per Fahrrad, später per Moped das nahe Mittelgebirge.
Die examinierte Krankenschwester hat sich bis zur Heimleiterin eines Senioren- und Pflegeheimes hochgearbeitet.
An einem kalten Winterabend vorm Kamin hörte ein bekannter Autor zum ersten Mal ihre lustigen Geschichten und bat sie, diese aufzuschreiben. Inzwischen hat MM viele Bücher geschrieben – von der Kindheit bis in die Gegenwart – und damit ihre Elfen-Reihe immer weiter ausgebaut.
Sie hat sich vom Lausemädchen zur Lausefrau entwickelt und wurde mit Buchpreisen für „Mein Autoleben" und „Die Elfe auf Umwegen“ ausgezeichnet. Da sie schon als Kind wegen ihrer schlanken Figur„die elfengleiche Retha“ genannt wurde, hat sie auch ihre Bücher so betitelt.
Ihre Lesungen, bei denen sie ihre Zuhörer mit ihrer natürlichen Fröhlichkeit zu fesseln weiß, sind immer wieder kulturelle Höhepunkte. Ob auf der Wurmbergbaude auf dem Wurmberg bei Braunlage im Harz, ob in Gretels Lesestube im Hotel „Kluster Hof“ in Basdahl bei Bremervörde oder dem Café „Dobbendeel“ am See in Bad Bederkesa, ob auf der Buchmesse in Leipzig oder in Schulen und Altenheimen – Margaretha Main ist immer ein Erlebnis.
Wenn Retha mit ihrem Moped unterwegs ist, ihr plötzlich Bäume in den Weg springen oder der Dorfsheriff mit ihrer Fahrweise nicht einverstanden ist, wenn sie Kuhhütten in die Luft sprengt, mit ihrer Freundin auf einem Motorrad zum Nordkap fährt, sich mit Autoverkäufern herumplagt oder einen Schuppen aus Holz baut, bleibt kein Auge trocken. Siebzig Jahre Leben in sieben Büchern.
Mit ihrem achten „Die Angst geht um in Narrenberge“ und neunten Buch „Festtagsschmaus in Narrenberge“ hat sie sich in ein aufstrebendes Moordorf gewagt und zerlegt auch dort mit chirurgischer Präzision die Stärken und Schwächen einiger Dorfbewohner, ohne zu vergessen, sich selbst kräftig auf die Schippe zu nehmen.
Margaretha Main: Garantin für äußerst humorvolle Unterhaltung für Frauen und Mädchen von neun bis neunzig.

MP: Hallo, Frau Main!

MM: Sie dürfen Retha zu mir sagen.

MP: Hallo, Retha!

MM: Hallo, Liese!

MP: Was machen Sie gerade?

MM: Im Moment sitze ich Ihnen gegenüber und harre der Fragen, die da kommen werden.

MP: Sind Sie niemals ernst?

MM: Doch, wenn es sein muss kann ich ganz schön ernst sein. Aber im Moment sehe ich nicht, dass irgendeine Gefahr von Ihnen ausgeht. Im Allgemeinen habe ich das mit Ernst nicht so. Der kann manchmal so was von ernst sein und dann ist die ganze Stimmung im Ernst, nein, natürlich im Eimer.

MP: Sie sind ja bekannt für Ihre Wortspielereien, aber dass das gleich jetzt so mit Ihnen losgeht.

MM: Ich bin nun mal so. Fressen Sie´s oder eben nicht. Ich habe nicht vor, jetzt plötzlich ernst zu werden, nur weil Sie lieber Ernst interviewen wollen, statt mich.

MP: Was tun Sie, wenn Sie sich nicht gerade von mir interviewen lassen?

MM: Ach, ich leite so vor mich hin.

MP: Was leiten Sie denn?

MM: Ich leite ein Senioren- und Pflegeheim in der Nähe von Hannover und tue alles, um es den Alten und Pflegebedürftigen so angenehm wie möglich zu machen.

MP: Wie kriegen Sie das Leiten und Ihre vielen Nebentätigkeiten denn unter einen Hut?

MM: Na, hören Sie mal! So alt bin ich ja nun auch noch nicht. Das klappt schon ganz gut. Das Leiten kostet mich etwas über vierzig Wochenstunden. Rechnen Sie doch mal aus: da bleibt noch einige Zeit über.

MP: Früher haben Sie Schutzhütten für Kühe in die Luft gesprengt und sind mit dem Motorrad zum Nordkap gefahren. Tun Sie das heute auch noch?

MM: Nein. Heute habe ich leider keine Zeit mehr für solch schöne Sachen. Damals habe ich keine Bücher geschrieben und keine Vorlesungen abgehalten und hatte auch noch keinen Fan-Club, der dauernd irgendwas über mich wissen will.

MP: Haben Sie Stress mit Ihrem Fan-Club?

MM: Nein, nein, war nur´n Spaß. Das sind alles liebe Leute, die immer zu mir gehalten und meine Bücher gekauft haben – auch in der dicksten Krise.

MP: Sie hatten eine Krise?

MM: Natürlich gab es auch in meinem Leben Krisen. Vor ein paar Jahren wollte meine Zahnpastatube partout nicht aufgehen. Ich musste eine Wasserpumpenzange zu Hilfe rufen. Die hat dann den Drehverschluss für mich geöffnet. Allerdings hat sie dabei die ganze Zahnpasta verschüttet und ich musste meine Ersatzzahnpastatube in Anspruch nehmen, um nicht ungeputzt unter die Leute gehen zu müssen.
Eines Tages war der Vergaser meiner neuen Honda verstopft. Irgend so ein Tankstellen-Dödel hatte wohl dreckigen Sprit in seiner Leitung. Ich bin nach Haus gestottert und habe mich flugs ans Werk gemacht. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass die Gemischaufbereitung bei diesen neumodischen Dingern nicht mehr viel mit dem Vergaser meines Mopeds aus den fünfziger Jahren zutun hatte. Ich nahm die Einspritzung auseinander und blies durch alle Röhrchen, die ich finden konnte. Auch das Zusammenbauen war kein richtiges Problem. Allerdings hatte ich anschließend ein paar Teile über. Darüber wunderte ich mich. Aber das Wundern brachte den Motor auch nicht zu Laufen. Ich musste mich doch wahrlich drei bis fünf Mal ärgern. Ein Anruf bei meiner Lieblingsmechanikerin löste das Problem schnell. Schon innerhalb von drei Monaten hatte sie Zeit, kam vorbei und baute die übrig gebliebenen Teile ein. Seitdem schnurrt mein schönes Zweirad wieder wie eine Eins.

MP: Gibt es sonst noch Dinge, über die Sie sich ärgern oder geärgert haben?

MM: Na ja, als meine Ex-Verleger meine Kohle zum Fenster rausgeschmissen haben, anstatt sie mir zu geben, und anschließend Pleite machten, fand ich das nicht so lustig. Als mein nächster Verlag sich dann auch noch weigerte, meine Bücher über den Buchhandel oder über einschlägige Internetplattformen zu verkaufen, war ich auch für ein paar Sekunden ungehalten. Aber nun läuft es ja wieder. Meine Bücher sind kaufbar und hin und wieder darf ich die Leute mit meinen Geschichten erfreuen.

MP: Im letzten Jahr haben Sie eine Lesetour durch Norddeutschland gemacht.

MM: Ja, das war mal wieder was richtig Schönes. Mila und ich haben uns an der Nordsee den Wind um die Nasen wehen lassen, sind mit unseren Großrollern durch die Heide gekutschert, haben hier und da angehalten, was vorgelesen und sind dann weitergefahren. Im Harz habe ich meine alten Lieblingsstellen abgefahren und manchen Baum wieder erkannt, sogar den, der mir mal in den Weg gesprungen ist, nachdem ich eine Kiste Bier allein ausgetrunken hatte. Das kann mir heute nicht mehr passieren, weil ich keine Kiste Bier mehr allein austrinke. Im Sommer mal eine gepflegte Apfelschorle reicht doch völlig, nä?

MP: Als Sie im Harz waren, wurde ein Film über ihre Fahrt gedreht.

MM: Ja, da sollte ich immer wieder die gleiche Strecke hoch und runter fahren. Hier stimmte das Licht nicht und da war zuviel Wald drauf und, und, und. Da habe ich gesagt, dass mir das zu blöd ist. Und um die Kurven wollte ich auch nicht mehr so rasant umkurven. Ich bin ja schließlich keine sechzig mehr.

MP: Und wie es dann zu diesen halsbrecherischen Szenen gekommen?

MM. Mein Herausgeber, der ja auch schon ewig Motorrad fährt, hat das dann gemacht. Der ist ja auch aus der Nähe des Harzes und kennt fast jede Kurve aus dem Effeff. Und auf den Wurmberg mussten wir sowieso mit der Seilbahn fahren. Seilbahn fahren ist wirklich was Schönes. Frau sitzt im Trockenen, wird leicht im Winde hin und her gewogen und kann sich auf das Zählen der vorüberhuschenden Baumwipfel konzentrieren. Beim Roller fahren muss ich mich immer so auf die Straße konzentrieren. Da bleibt das Baumwipfelzählen meistens auf der Strecke.

MP: In ihren letzten beiden Büchern haben sie ein aufstrebendes Moordorf seziert. Gab es da keinen Ärger?

MM: Ach was. Warum auch. Ich habe keinen Namen dran geschrieben. Das könnte ja jedes aufstrebende Moordorf sein. Und die, die sich erkannt haben, haben ziemlich gelacht. Na ja, hier und da kam mal eine winzige Morddrohung rein. Aber so was schmeißt die alte Retha ja nicht gleich um, nä? Wer mit einem Moped dem Dorfsheriff entkommt und in Skandinavien mit schwedisch sprechenden Mücken fertig wird, den kann eine winzige Morddrohung nun wirklich nicht mehr aus der Fassung bringen.

MP: Wann haben denn Ihre Fans die nächste Gelegenheit, Sie life zu erleben?

MM: Im Moment wollte ich eigentlich eine kleine Sommerpause einlegen. Allerdings war das Gejammer von ein paar Leuten so groß, dass ich mich entschlossen habe, meine Sommerpause, Sommerpause sein zu lassen und eine Lesung einzuschieben. Am 14. August lese ich im Café „Dobbendeel“ am See in Bad Bederkesa um 19.30 Uhr.

MP: Bleibt das in diesem Jahr der einzige Auftritt in der Nähe Ihrer Wahlheimat Bremervörde?

MM: Nein, natürlich nicht. Am 23. Oktober bin ich noch mal im „Dobbendeel“ und kurz vor Weihnachten, am 17. Dezember, im Hotel „Kluster Hof“ in Basdahl.

MP: Sie sind ja nicht mehr ganz so jung. Wie schaffen Sie es, so fantastisch auszusehen?

MM: Ich lebe mein Leben, wie ich es möchte. Ich habe mir schon vor vielen Jahrzehnten abgewöhnt, anderer Leute Erwartungshaltungen erfüllen zu wollen. Seitdem es mich nix mehr angeht, was andere über mich sagen, bin ich neunzig Prozent meines Stresses losgeworden. Und wer mich und meine Mila nicht mag, der lässt es eben ganz einfach bleiben.

MP: Herzlichen Dank für das nette Gespräch und viel Glück für die Zukunft.

MM: War mir ein Vergnügen, mit Ihnen geplaudert zu haben.

Buchtipp

Margaretha Main
Die Elfe aus Umwegen
ISBN: 9783837025859
108 Seiten
5,90 Euro

Die Angst geht um in Narrenberge
ISBN: 9783837025897
76 Seiten
4,90 Euro

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