Niederländische Fachhochschulen in ausgezeichneter Qualität

Nirgendwo gibt es mehr deutsche Auslandsstudenten als in den Niederlanden – selbst nicht in den USA und England. Auch in diesem Jahr zieht es wieder eine große Zahl von Schulabgängern in unser Nachbarland. Davon werden nach Erhebungen der EDU-CON GmbH etwa Zweidrittel an den dortigen Fachhochschulen (Hogescholen) studieren.

Anders als in Deutschland, wo bei einer Vielzahl von Studiengängen Interessenten der Zugang durch einen Numerus Clausus verwehrt wird, geschieht dies in den Niederlanden nur selten. Eine Auswahl nach der Abinote existiert hier für Deutsche nicht. Und wo kein NC ist, wird auch jeder zugelassen. Auch dann, wenn er wegen schlechterer Noten in Deutschland keinen Platz bekommt.

Nun denkt vielleicht mancher:
Wenn in Holland der Zugang leichter ist, ist dann die Qualität des Studiums und der Abschlüsse niederländischer Fachhochschulen denen der deutschen ebenbürtig?

Diese Frage kann eindeutig mit einem Ja beantwortet werden:
Niederländische Fachhochschulen stehen den deutschen Hochschulen in nichts nach.

Im Zusammenhang mit der Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen ging es entsprechend einem Ziel der Bologna-Erklärung von 1999 von Anfang an um die „Förderung der europäischen Zusammenarbeit bei der Qualitätssicherung im Hinblick auf die Einführung vergleichbarer Kriterien und Methoden“. Deutsche und niederländische Akkreditierungsagenturen arbeiten mit anderen seit November 2003 im ECA – Consortium zusammen und haben entsprechend dem 1999 formulierten Anspruch vergleichbare Standards entwickelt. Wenn es heute noch keine automatische gegenseitige Anerkennung der deutschen und holländischen Akkreditierungen gibt, wie das seit Dezember 2007 zwischen den Niederlanden und Flandern, Österreich, der Schweiz, Norwegen, Frankreich, Spanien und Polen der Fall ist, so liegt das nicht an fachlichen Bedenken deutscher Agenturen, sondern an typisch deutschen juristischen Zuständigkeitsproblemen.

Auch die oft enge Zusammenarbeit deutscher Fachhochschulen mit niederländischen Partnern zeigt, dass beide Länder auf gleichem Niveau agieren. Beispiel: die laut CHE-Ranking beste deutsche FH in Betriebswirtschaft, die Hochschule Reutlingen, arbeitet mit der Avans Hogeschool in Breda zusammen. Insgesamt existieren zur Zeit laut Hochschulrektorenkonferenz auf Fachhochschulebene 120 deutsch-niederländische ERASMUS-Kooperationen, also solche, bei denen bei einem Auslandsaufenthalt die im Ausland erworbenen Credits als Studienleistungen an der Heimathochschule anerkannt werden.

Im Gegensatz zum Fachhochschulstudium in Deutschland, das zumeist nach drei Jahren abgeschlossen werden kann, benötigen Studierende niederländischer Hochschulen vier Jahre. Wie kommt das? Die Einführung der Studiendauer von drei Jahren an Fachhochschulen in Deutschland mit hoher Semesterwochenstundenzahl, einer höheren Stundenbelastung pro Credit usw. ist kein Qualitätsmerkmal einer anspruchsvolleren Ausbildung als in NL, sondern ein grober hochschulpolitischer Fehler. Es wurde der zuvor in einem längeren Zeitraum vermittelte Stoff in ein engeres Zeitkorsett gepresst, was nicht nur teilweise zu vermehrten Studienabbrüchen geführt hat, sondern auch die Herausbildung von im späteren Beruf benötigten Kompetenzen zugunsten blinden Stoffpaukens behindert. Die Niederlande haben die Einführung von Bachelor-Master-Studiengängen hingegen nicht nur viel schneller hinbekommen als Deutschland, sondern es dabei mit der Beibehaltung der vierjährigen Studiendauer an Fachhochschulen auch noch richtig bzw. besser gemacht. Denn: vier Jahre lassen Raum für produktive Lernformen, Praktika, Auslandsaufenthalte usw.. Gegenwärtig gibt es eine Reihe von Fürsprechern, die auch für Deutschland eine längere Studiendauer fordern. Am 7.Juli 2009 erklärte die Bundesbildungsministerin Schavan: „Für die Länge des Bachelor-Studiums brauchen wir mehr Flexibilität. Es kann auch erforderlich sein, statt sechs auch sieben oder acht Semester im Bachelor-Studiengang zu studieren.“ (http://www.bmbf.de/press/2614.php)

Niederländische Hochschulen werden wie Wirtschaftsunternehmen geführt und vom Staat durch ein bestimmtes System der Hochschulfinanzierung gesteuert. Je mehr Studierende an einer Hochschule sind, desto höher die Einnahmen der Hochschulen. Hier könnte man unterstellen, dass die Hochschulen dadurch automatisch einfacherer Abschlussprüfungen haben und das Studium weniger anspruchsvoll ist. Doch auch in den Niederlanden wird sehr auf die Eignung für ein Studium geachtet: Wer im ersten Jahr, der so genannten Propedeuse, zu geringe Leistungen bringt, wird vom weiteren Studium ausgeschlossen.

Die Folge:
Absolventen niederländischer Fachhochschulen haben auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland ausgezeichnete Chancen. Dies liegt nicht zuletzt an den stark entwickelten Soft-Skills, die in der niederländischen Hochschulbildung eine große Rolle spielen. Denn die Unterrichtsform des sogenannten „Problemgesteuerten Unterrichts“ zwingt die Studierenden, sich in Gruppen durchzusetzen und zu behaupten. Eine wichtige Eigenschaft, die im späteren Berufsleben eine große Rolle spielt.

International vergleichende Studien wie das Reflex- Projekt über die Anforderungen an junge Fachkräfte zeigen, dass im Beruf stehende Absolventen niederländischer Fachhochschulen und Universitäten des Jahrgangs 1999 ihr Studium in höherem Maße als deutsche als gute Basis für zukunftsgerechte berufliche Entwicklung ansehen. Lediglich im Hinblick auf “Personal development” bewerteten deutsche Absolventen ihr Studium besser als niederländische.

Weitere Informationen zur Pressemitteilung: http://www.studieren-in-holland.de/