Von der FDJ-Aktivistin zur Kanzlerin - Angela Merkels wahre Rolle in der DDR

In der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem war sie natürlich schon längst und hat einen Kranz niedergelegt, unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mit einem Besuch in der Gedenkstätte des ehemaligen Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen ließ sie sich Zeit. Erst jetzt, fast am Ende ihrer ersten (und womöglich letzten) Kanzlerschaft erschien sie dort und legte immerhin auch einen Kranz im Innenhof der seit 1992 unter Denkmalschutz stehenden Anlage nieder.

Merkel wollte ihren Besuch in dem ehemaligen Stasi-Kerker, in dem alle, deren Fluchtversuch gescheitert war oder die gegen das Regime mehr oder weniger offen opponierten, landeten und geschunden wurden, als Botschaft an alle verstanden wissen, die die DDR-Diktatur im Rückblick verharmlosen wollten. Im Gespräch mit Gymnasiasten, die zeitgleich die Gedenkstätte besichtigten, lobte Merkel die Menschen, die damals Mut gezeigt hätten. Sie selbst sei keine Oppositionelle gewesen. Nicht jeder sei ein Held. Sie habe sich aber auch nicht „auf zu viel Nähe“ zum System einlassen wollen. Auf ein wenig Nähe aber wohl schon?

ALS SPITZEL UMWORBEN

Als die Schüler die Kanzlerin nach ihren Erfahrungen mit der Stasi fragten, behauptete sie, als Studentin von Stubennachbarn bespitzelt worden zu sein. Deren Berichte schienen aber keine Gefahr für die Bespitzelte gewesen zu sein. Im Gegenteil. In den siebziger Jahren, so Merkel weiter, habe die Staatssicherheit versucht, sie als Spitzel zu gewinnen. Doch weil ihre Eltern geraten hätten, in einer solchen Situation zu sagen, sie könne den Mund nicht halten und erzähle allen alles weiter, habe die Stasi das Interesse an ihr verloren.

Die Darstellungen der Kanzlerin sind allerdings wenig glaubhaft. Ihr Vater, Pfarrer Kasner, der sie angeblich vor der Stasi gewarnt hat, war einer der ganz wenigen, die freiwillig die Bundesrepublik verließen und in die DDR übersiedelten. Kirchenintern wurde er mit dem Spitznamen „der rote Kasner“ bedacht. Auf Synoden habe er „mit Vehemenz Positionen vertreten, die im machtpolitischen Interesse der DDR“ gelegen hätten, so Merkel-Biograph Prof. Gerd Langguth.

Kein Wunder, dass Angela Merkel anstandslos an der Karl-Marx-Universität in Leipzig Physik studieren konnte und anschließend „eine der begehrtesten Stellen an der Akademie der Wissenschaften, der zentralen Forschungsakademie der DDR, und zwar am Zentralinstitut für Physikalische Chemie“ erhielt, wie ihre Biographin Nicole Schley schreibt.

BEI DEN ROTEN „BLAUHEMDEN“

Nachgewiesen ist ferner, dass Merkel nicht nur als Jugendliche, sondern auch noch, ab 1978, als erwachsene Vollakademikerin an der Akademie der Wissenschaften, wo man länger als in anderen Bereichen, nämlich bis zum 30. Lebensjahr, der FDJ angehören konnte, bei den roten „Blauhemden“ rührig war. Im Westen erklärte Merkel ihre damaligen Aktivitäten so: „Ich habe Theaterkarten besorgt, Buchlesungen organisiert, z.B. die Bücher jüngerer sowjetischer Schriftsteller, Vorträge. Auch alles, was zwischen den Zeilen kritisch gegenüber der DDR war, hat uns interessiert.“

Diesen Reinwaschungsversuch widerlegt die Merkel-Biographin Evelyn Roll. Merkel habe, betont sie, „als Schülerin das blaue Hemd einer Organisation getragen, die in der Bundesrepublik als verfassungsfeindlich erklärt war“. Auch sei Merkel „tatsächlich FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda an der Akademie der Wissenschaften“ gewesen. Und Biographin Jacqueline Boysen hält fest: „Angela Merkel übernahm ganz selbstverständlich eine Funktion im Sekretariat der FDJ-Grundorganisation an ihrem Institut. Zwang oder Überredung waren nicht notwendig ... Während Kollegen von damals sich an Angela Merkel in der Position der FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda erinnern, beschreibt sie selbst ihre damalige Aufgabe in der staatlichen Jugendorganisation als die einer Kulturfunktionärin.“

DEN MARXISMUS-LENINISMUS VERMITTELT

„Professor Hans-Jörg Osten war mehrere Jahre lang der FDJ-Sekretär am Institut, Merkels FDJ-Chef also gewissermaßen“, fährt Evelyn Roll fort. Sie zitiert einen Bericht Ostens, demzufolge Angela Merkel sich „vor allem um das so genannte Studienjahr zu kümmern hatte, eine monatliche Zwangsveranstaltung zur politischen Weiterbildung“. 2001 wurde Prof. Osten hinsichtlich Angela Merkels FDJ-Aktivitäten von rbb-online wie folgt zitiert: „Sie hat sich da sehr engagiert ... Wir waren auch zusammen im Ferienlager, sie hat die älteste Mädchengruppe betreut.“

Professor Langguth wiederum schreibt in seiner Merkel-Biographie: „Osten kann sich nicht an die genaue Funktion seiner damaligen Kollegin erinnern, wohl aber daran, dass sie in dem vier- bis fünfköpfigen Leitungskreis unter anderem für das ‚Studienjahr‘ verantwortlich war – worunter ‚politische Bildung‘ und die Vermittlung des Marxismus-Leninismus verstanden wurde.“

In Hohenschönhausen aber wollte sich die bekennende „Nicht-Heldin“ Merkel einen Lorbeerkranz winden. Ihr sei bewusst gewesen, „ständig in Gefahr zu schweben“, „in die Mühle zu kommen“. „Tägliche Angst und Sorgen“ hätten das Leben „denkender Menschen“ (zu denen sich Merkel natürlich zählt) begleitet. Je mehr man nachgedacht und Unabhängigkeit gezeigt habe, umso mehr sei man angeeckt. Wenn sie sehe, dass von den Tätern der SED-Diktatur nur sehr wenige verurteilt worden seien, „da kriegt man schon die kalte Wut“.

Nein, eine Heldin war Merkel in der DDR wirklich nicht. Und Gefahr, in Hohenschönhausen eingeliefert zu werden, lief sie gleich gar nicht. Sich jetzt in der Gedenkstätte der Stasi-Hölle hinzustellen und sich als verkappte Widerständlerin aufzuspielen, entlarvt wieder einmal ihre opportunistische Grundhaltung. So scheute sie sich beispielsweise auch nicht, zu Beginn ihrer Karriere als Bundesministerin in einem Interview mit der „Ostsee-Zeitung“ zu äußern: „Wir müssen lernen, über unsere eigene Vergangenheit zu sprechen. Wenn ich heute durch die neuen Bundesländer reise, habe ich den Eindruck, dass niemand in der Gewerkschaft, der Partei oder der FDJ war. Es gibt nur den Schrei nach vier oder fünf Leuten, die man an der Fahnenstange hängen sehen will.“

19.05.2009: | | | |

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