Erfolgsebook- Die Horrorzahlen haben auch eine gute Seite

Von Thomas Exner
Der Wettlauf der Hiobsbotschaften über die deutsche Wirtschaft scheint kein Ende zu nehmen. Ständig wird die Öffentlichkeit von neuen Horrorzahlen geschockt. Doch wenn man genauer hinschaut, relativieren sich die negativen Nachrichten. Denn das Schlimmste scheint in der Tat überwunden.

Die Wirtschaftsnachrichten sind in diesen Tagen mit Superlativen gespickt: Erst berechnen die Steuerschätzer Einnahmeausfälle des Staates von sagenhaften 316 Milliarden Euro in den kommenden Jahren. Und dann schrumpft die Wirtschaftsleistung in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum ohnehin schon katastrophalen Vorquartal auch noch um historisch einmalige 3,8 Prozent. Im Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahres beträgt der Rückgang damit sogar 6,7 Prozent.

Es scheint, als befinde sich die deutsche Wirtschaft im freien Fall – als könnten sich selbst die pessimistischen Annahmen vieler Ökonomen im Nachhinein als noch zu hoffnungsfroh erweisen. Doch was sagen die genannten Daten wirklich? Dass das konjunkturelle Umfeld derzeit so düster wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik ist, bestreiten selbst Daueroptimisten nicht mehr. Wichtiger ist aber die Frage, welchen Aufschluss die Zahlen über die zu erwartende weitere Entwicklung geben. Und hier ist das Bild nicht so schwarz in schwarz wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

Zwar wird der Staat in den kommenden Jahren zweifellos den Gürtel erheblich enger schnallen müssen als es nach den bisherigen, optimistischen Annahmen zu erwarten war. Dabei handelt es sich aber um Ausfälle gegenüber einer Prognoserechnung, die irrigerweise von einem beständig steigenden Steuerfluss ausgegangen ist. Tatsächlich werden Bund, Länder und Kommunen in den Jahren bis 2013 aber im Schnitt immer noch mehr Einnahmen als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre verbuchen können. Das macht die finanzpolitische Planung in der Praxis nicht unbedingt leichter, aber es relativiert die derzeit gängigen Katastrophenszenerien ein wenig. Und auch bei der Konjunktur gibt es erste Hoffnungsschimmer.

Die gute Nachricht lautet: So schlimm wie im ersten Quartal wird die Wirtschaft in den kommenden aller Voraussicht nach nicht mehr abstürzen. Das Tempo der Talfahrt hat sich verlangsamt. Schon im März gab es erste Stabilisierungstendenzen – erstmals seit einem halben Jahr konnte die deutsche Industrie im Vergleich zum Vormonat wieder ein leichtes Auftragsplus verzeichnen. Viele Stimmungsindikatoren zeigen inzwischen – wenn auch auf niedrigem Niveau – wieder nach oben.

Schon für das zweite Vierteljahr dürfte das Minus beim Bruttoinlandsprodukt deutlich kleiner ausfallen. Und irgendwann in der zweiten Jahreshälfte wird die europäische Wirtschaft aller Voraussicht nach aufhören zu schrumpfen. Dann werden die massiven Impulse durch die Geld- und Finanzpolitik ihre Wirkung zeigen. Das heißt noch nicht, dass dann auch alle Probleme gelöst sein werden.

Vom Arbeitsmarkt werden zumindest bis weit in das Jahr 2010 hinein neue Schreckensbotschaften zu hören sein. Und das Ende einer wirtschaftlichen Talfahrt bedeutet auch nicht zwangsläufig, dass es danach zu einer durchgreifenden Erholung kommen muss. Aber nachlassender Schmerz ist in diesem Fall ja auch schon eine gute Nachricht. Quelle: www.welt.de

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