Durch Selbstständigkeit der Krise trotzen

Während in den klassischen Wirtschaftsbranchen immer mehr Menschen um ihren Arbeitsplatz bangen müssen, gibt es Lichtblicke in modernen Dienstleistungsberufen. Neben Hausmeisterdiensten und Internet-Agenturen erlebt vor allem der Wachstumsmarkt Fingernageldesign einen Gründungsboom. Ob im Privathaushalt als Homestudio geführt, ob als angemieteter Tisch im Friseursalon, oder ob als zentral gelegenes Nagelzentrum mit internationalem Flair - Nagelstudios sind aus dem Bild der City schon lange nicht mehr weg zu denken. Nun erobern sie auch die Vororte.
"Nach letzter Zählung haben wir allein in Stockelsdorf 15 Nailstylistinnen", berichtet Jenny Henke, Inhaberin des Stockelsdorfer Homestudios 'na!ls by Jenny'. "Und nach neuesten Gerüchten soll gegenüber von 'Janny's Eis' bald noch ein Studio eröffnen." Auf die Frage, ob der Markt so viel Konkurrenz vertragen könne, gibt Frau Henke sich gelassen: "Die Nachfrage ist immens. Gute Nageldesigner werden am Markt immer bestehen können." Sie selbst habe in ihrem Studio schon seit Monaten Aufnahmestopp für Neukundinnen.
Warum ausgerechnet die Beauty-Branche sich in der Krise stabil zeigt, ist nur im ersten Moment überraschend. Die Hälfte der Teilnehmer einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young will "nicht auf gelegentlichen Luxus verzichten". (Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Verbraucher-Umfrage-Deutsche-knau... ) Es scheint so, als hätten die Deutschen auch in Krisenzeiten das Bedürfnis nach dem Gefühl, sich etwas gönnen zu können.
Fingernägel als Weg aus der Krise also? Jenny Henke gibt sich verhalten optimistisch: "Wer mutig ist, Talent hat und viel Biss mitbringt, kann mit diesem Business seinen Lebensunterhalt bestreiten. Wichtig ist aber, dass man die Grundlagen beherrscht." Noch immer gibt es für die Ausübung des Berufs der Nailstylistin keine verpflichtenden Regelungen. Selbst die Berufsbezeichnung ist unklar. "Nailstylistin, Nageldesignerin, Nageltante - ich hab' schon so viel gehört", lacht Frau Henke, und fügt hinzu: "mir gefällt Nagelfee".
Wichtiger als der Titel sind der gelernten Krankenschwester allerdings ganz andere Themen: "Es ist erschütternd, wie oft elementare Grundlagen einfach nicht beachtet werden. Hübsche Nägel machen kann ja jeder" ereifert sie sich, und so wie sie das sagt, glaubt man es ihr beinahe. "Aber Sachen wie Anatomie, Krankheitslehre, Hygiene, die muss man lernen, und da hapert es leider manchmal."
Abhilfe würde hier eine gelenkte Ausbildung schaffen, wie man es von anderen Berufen kennt, doch das ist Zukunftsmusik. Zwar könne an einigen Handwerkskammern bereits heute eine Prüfung abgelegt werden, doch die Wege sind weit und die Kosten für die Vorbereitungskurse hoch. "Wer für sich erst entdecken muss, ob das 'Nageln' überhaupt das Richtige ist, für den sind 1000 Euro Schulungskosten und dasselbe nochmal für Fahrtkosten, Unterkunft und Schulungsmaterial einfach zuviel", resümiert Jenny Henke, obgleich sie die Notwendigkeit einer organisierten Ausbildung nachdrücklich bejaht: "In der Vergangenheit haben viele Schwarze Schafe unsere Branche in Verruf gebracht und ihre Kundinnen fahrlässig gefährdet." Dem entgegen zu wirken ist der Anspruch der 28jährigen mit ihrem eigenen Schulungsprogramm.
In modular aufgebauten Einzel- und Gruppenschulungen lehrt Jenny Henke die Grundlagen der Gelmodellage, Nailart, Airbrush, den Umgang mit der Elektrofeile, und gibt Profi-Tips aus der täglichen Praxis. Besonderen Wert legt die dreifache Mutter auf Hygiene und das Wissen um Nagelaufbau und Nagelerkrankungen. Der Weg in die Selbstständigkeit kann unter Umständen von der Arbeitsagentur finanziell gefördert werden. Informationen über Schulungsinhalte und Termine gibt es im Nagelstudio 'na!ls by Jenny' unter 0451-4868511, auf http://www.nails-by-jenny.de oder via studio@nails-by-jenny.de