Olympische Sommerspiele in Peking: Deutsche Unternehmen können sich schon jetzt als Sieger fühlen

Von Alexander Hauk

Obwohl die Olympischen Spiele in Peking erst im August beginnen, fühlen sich viele deutsche Unternehmen schon jetzt als Olympiasieger: Nicht nur große Konzerne, auch zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen konnten Aufträge in Peking ergattern, berichten das Bundeswirtschaftsministerium und die Deutsche Auslandshandelskammer in Peking. Erfolgreich war zum Beispiel die Peter Maier Leichtbau GmbH aus dem baden-württembergischen Singen. Das Unternehmen sorgt mit seinen Aluminiumbrücken dafür, dass die Straße beim Platz des himmlischen Friedens auch für Fußgänger passierbar ist. Ein weiteres Beispiel: Die Gail Architektur-Keramik GmbH aus Gießen lieferte die Keramik für die Sportbecken im Schwimmstadion sowie die Becken im Shooting Centre. Die lichtdurchlässige Kunststoffverkleidung des so genannten Wasserwürfels stammt ebenfalls von einem deutschen Unternehmen, der Vector Foiltec-Gruppe mit Sitz in Bremen. Auch die heimische Reiseindustrie und selbst Dolmetscher profitieren von der Sportveranstaltung.

Zwar gibt es keine genauen Zahlen oder Studien, dennoch war und ist das Interesse der deutschen Wirtschaft an der Sportveranstaltung groß: „Im vergangenen Jahr haben wir über 10.000 Anfragen von Unternehmen erhalten. Das ist eine Steigerung von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Jutta Ludwig, Geschäftsführerin der Auslandshandelskammer in Peking. In der chinesischen Hauptstadt kümmern sich 40 Mitarbeiter um die Fragen von Unternehmern, die in China Fuß fassen wollen und helfen zum Beispiel bei der Suche nach Ansprechpartnern oder Partnerunternehmen.

Viele Unternehmen schaffen den Einstieg aber ohne fremde Unterstützung, wie zum Beispiel die Peter Maier Leichtbau (pml) GmbH. Mit ihren beiden Hauptverkaufsargumenten, nämlich minimale Wartungskosten und kurze Aufbauzeit, konnte pml die Verantwortlichen vom Beijing General Municipal Engineering Design & Research Institut von ihren Aluminiumbrücken überzeugen. Das Unternehmen stellte kürzlich insgesamt drei Brücken entlang der North Xidan Avenue, einer der viel befahrenen Hauptstrassen im touristischen Zentrum Pekings fertig. Die vorgefertigten Brückenbauteile konnten vor Ort montiert und innerhalb von wenigen Stunden am endgültigen Bestimmungsort von einem Kran eingeschwenkt werden. „Deshalb musste die Hauptstraße nur für kurze Zeit gesperrt werden, der Verkehrsfluss war minimal beeinträchtigt“, berichtet pml-Geschäftsführer Jürgen Hoffmann. Auch beim Preis und den Folgekosten konnte das Unternehmen punkten: Weil Aluminium nicht rostet und im Vergleich zu Holzbrücken auch nicht faulen kann, sind die Brücken mit einer Spannweite von bis zu 40 Metern nahezu wartungsfrei.

Kunststoffwaben für den Wasserwürfel

Spektakulär ist auch das Olympia-Schwimmstadion: Eine lichtdurchlässige Membran umgibt den „Wasserwürfel“. Die 100.000 Quadratmeter Dachfläche ist die derzeit größte Folienkonstruktion der Welt und stammt von der deutschen Vector Folitec-Gruppe. „Unsere Folie ist reißfest, Schmutz abweisend, lichtdurchlässig, isolierend und äußerst flexibel“, berichtet Reinhard Schmidt, Technischer Geschäftsführer von Vektor Foiltec. Im Sommer werden Millionen Menschen auf die reißfesten Waben aus Bremen schauen. Insgesamt sind es 3.000 blaue, mit trockener Luft gefüllte Kissenelemente aus recycelbarem Kunststoff. Die transparente Hülle lässt mehr Wärme und Licht ins Innere als Glas. Das senkt laut Schmid die Energiekosten für das Beheizen der Becken um bis zu 30 Prozent.

Die Keramik für die Schwimmbecken stammt ebenfalls von einem deutschen Unternehmen: Die widerstandsfähigen Beläge lieferte die Gail Architektur-Keramik GmbH aus Gießen. Insgesamt seien rund 6.000 Quadratmeter Spaltplatten und Schwimmbad-Formteile verlegt worden, berichtet Gail-Geschäftsführer Iordanis Papassimeon. Die Farbe Weiß prägt nun das Gesamtbild. „Auf Wunsch des Bauherrn ist der Farbton um einige Nuancen heller als üblich“, so Papassimeon.

Dass deutsche Architekten auch international gefragt sind, beweist einmal mehr die Glöckner Architektur und Städtebau GmbH aus Nürnberg. Das Architekturbüro von Thomas Glöckner gewann den internationalen Architektenwettbewerb für die Planung des National Indoor Stadiums für die Olympiade. Das Stadion ist nach dem National Stadium und nach dem National Swimming Center das dritte große Olympiagebäude und bietet Platz für 18.400 Besucher. Millionen Fernsehzuschauer und Radiohörer werden die Sportveranstaltungen aus den Stadien verfolgen. Dabei setzen die Betreiber der zentralen Fernsehanstalt China Central Television auch auf deutsche Antennentechnik. Für den dritthöchsten Turm in Asien hat die Kathrein-Werke KG aus Rosenheim mehrere Antennenanlagen geliefert. Auf der Spitze des 405 Meter hohen Bauwerks stand den Übertragungsexperten eine Fläche von fast 6.000 Quadratmetern zur Verfügung.

Bis zu 20 Interviews am Tag

Eine problemlose Übertragung - immerhin liegen zwischen Peking und Deutschland rund 7.000 Kilometer - wünscht sich auch Jürgen Stähle. Der Stuttgarter wurde von ARD und ZDF als einer von zwei Simultandolmetschern engagiert, die im Olympiastudio in Peking im Schichtdienst die Gespräche mit Studiogästen vom Englischen oder Französischen live und simultan ins Deutsche übersetzen. „Darüber hinaus machen wir auch Nachbearbeitungen und Vertonungen von Beiträgen und stehen den Programmverantwortlichen als Dolmetscher bei Gesprächen und Verhandlungen zur Verfügung“, sagt Stähle. Zehn bis zwanzig Interviews wird er pro Wettkampftag übersetzen. „Immer dann, wenn ein ausländischer Goldmedaillensieger interviewt wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man mich dolmetschen hört“, so der 59-Jährige, der auch Inhaber eines der führenden Beratungsbüros für mehrsprachige Konferenzen ist. Am 5. August wird er nach Peking fliegen und einen Tag nach der Abschlussfeier wieder nach Deutschland zurückkehren. Seit 1984 ist Stähle bereits als Simultandolmetscher für die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender bei allen Sommer- und Winterspielen als Dolmetscher mit dabei: „Eine aufregende Zeit.“

Reiseveranstalter rechnen zunächst mit Rückgang, dann mit Anstieg

Die Deutschen Reiseveranstalter rechnen für den direkten Zeitraum während der Olympischen Spiele mit einem Rückgang der Buchungen und Touristen aus Deutschland. „Die Hotelpreise werden in dieser Zeit in den Veranstaltungsstädten deutlich steigen“, berichtet Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen ReiseVerbands (DRV) in Berlin. Grund dafür seien Kapazitätsengpässe und höhere Preise für Reiseleistungen im Vergleich zu den Reisezeiträumen vor und nach den Olympischen Spielen. „Bedingt durch die hohe internationale Nachfrage werden die Hotelzimmerpreise bis um das Vierfache steigen“, so der Reiseexperte. Das sei ein übliches und bekanntes Phänomen zu Zeiten von Großveranstaltungen. Seinen Erfahrungen nach dürfte aber durch die Berichterstattung das Interesse an China und speziell an Peking nach den Spielen überdurchschnittlich steigen. Schließlich sei die Veranstaltung auch eine Werbung für das Land und seine Einwohner. Tourismusexperten rechnen daher nach den Olympischen Spielen für 2008 mit einem deutlichen Anstieg der Buchungen. Schon jetzt liegen die Vorausbuchungen von Reisen über Reisebüro für das gesamte Jahr 2008 im Vergleich zu 2007 um neun Prozent höher.


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