Medikamente - Hilfe oder Gefahr?

Dass der Konsum von Alkohol, Nikotin, Marihuana in eine Abhängigkeit führen kann, ist heute allseits wohlbekannt.
Relativ unbekannte und häufig verkannte Problem ist jedoch die Abhängigkeit von Medikamenten.
Wir verbinden Medikamente häufig mit Gesunderhaltung, Prophylaxe, Linderung von Beschwerden und Heilung.
Nur wenigen ist bekannt, dass Medikamentenabhängigkeit nach der Alkoholabhängigkeit die zweithäufigste Suchterkrankung in Deutschland ist.
Nach Angaben der DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.) im Jahrbuch Sucht 2008 wurden 2006 in Deutschland rund 1,5 Milliarden Arzneimittelpackungen verkauft, davon 47% ohne Rezept, also im Rahmen einer Selbstmedikation.
4-5% aller verordneten Medikamente besitzen ein Missbrauchs- bzw. Abhängigkeitspotential.
Die Gesamtzahl der Arzneimittelabhängigen wird derzeit in Deutschland auf 1,5 bis 1,9 Millionen Menschen geschätzt.

Während Suchtstoffe wie Heroin, Kokain usw. auf illegalem Weg beschafft werden müssen, ist die Beschaffung von Medikamenten zumeist legal, oftmals werden diese sogar von Experten empfohlen. Der Erwerb von Medikamenten ist kostengünstig, bei ärztl. Verordnung mitunter sogar kostenfrei. Im Gegensatz dazu ist die Beschaffung von illegalen Drogen kostenintensiv, zum Teil entsteht Beschaffungskriminalität die bei Medikamenten zumeist entfällt.
Während der Konsum von Medikamenten gesellschaftlich akzeptiert wird (ärztl. Verschreibung, Gesundheitsverhalten), wird der Konsum von illegalen Drogen und Alkohol gesellschaftlich stigmatisiert.
Forensische Probleme entstehen bei Medikamentensucht, im Gegensatz zu anderen Suchterkrankungen, zumeist nicht.
Durch psychotrope Medikamente lässt sich gezielt und sozial unauffällig ein sedierender oder antriebssteigernder Effekt hervorrufen.
Allerdings wird Medikamentenabhängigkeit gesellschaftlich eher bagatellisiert als andere Suchterkrankungen.
Bei Medikamentenabhängigkeit existiert, wie auch bei den meisten anderen Suchtverläufen, eine behandlungsbedürftige Komorbidität, es besteht ebenfalls die Tendenz zur Dosissteigerung und nach Absetzen der Substanz, wie bei anderen Suchtverläufen eine Entzugssymptomatik.
Allerdings kann sich der Entzug gewisser Medikamentengruppen komplizierter gestalten als beispielsweise ein reiner Heroinentzug.

Diverse Risikofaktoren begünstigen die Entwicklung einer Medikamentenabhängigkeit..
So können beispielsweise Hektik, Lärm, grelles Licht, aber auch Schichtarbeit, Mobbing oder Arbeitslosigkeit zu einem erhöhten Beruhigungs- bzw. Schmerzmittelkonsum führen.

Auch Kinder werden bei Prüfungsängsten, Leistungsabfall, und leichten Erkrankungen, seitens der Eltern mit entsprechenden Medikamenten „ „behandelt“ bzw. greifen selbst zu entsprechenden Arzneimitteln.

Desgleichen werden Menschen über 60 Jahre vermehrt mit Psychopharmaka behandelt, vorwiegend mit Schlafmittel und Tranquilizern, ohne z.B. bei der Verordnung das tatsächliche Schlafbedürfnis zu beachten

Frauen bekommen 2/3 aller beruhigenden Psychopharmaka verordnet und sind häufiger medikamentenabhängig als Männer.
Dies ist zum einem darauf zurückzuführen, dass Frauen in allen Lebensbereichen versuchen reibungslos zu funktionieren. Zum anderen leiden Frauen häufiger an funktionellen und vegetativen Erkrankungen sowie Depressionen und Angststörungen und sind sensibler für Körperempfindungen. Sie suchen somit häufiger einen Arzt auf und bekommen beruhigenden Psychopharmaka verordnet.
Darüber hinaus leben Frauen länger, was zu längerfristigem Konsum führt.

Als Medikamentenmissbrauch bezeichnet man jede regelmäßige Anwendung eines Arzneimittels ohne zwingende medizinische Indikation. Der Weg vom Missbrauch in die Abhängigkeit verläuft dann schleichend, wobei die Betroffenen sich häufig keine Gedanken mehr über die Konsumgründe machen.
Oftmals liegt schon lange keine medizinische Indikation mehr vor. Das Medikament wird weiter eingenommen, da die Betroffenen häufig das Gefühl haben, ohne ihre „Stütze“ nicht mehr angemessen funktionieren zu können. Speziell Psychopharmaka werden häufig eingenommen, um negative Emotionen zu unterdrücken oder das Wohlbefinden zu steigern.
Dabei wird oft nicht bedacht, dass Psychopharmaka zwar symptomlindernd wirken, jedoch die Beschwerden nicht heilen, wird also die Einnahme beendet, treten die Beschwerden erneut auf.
Bei Abhängigkeit von, beispielsweise, Sedativa/Hypnotika aus der Barbiturat- Tranquilizer Gruppe kann sich dazu noch eine so starke körperliche Abhängigkeit entwickeln, dass es bei abruptem Absetzen zu Komplikationen wie Krampfanfällen, Delirien, Angst und Schlafstörungen bis hin zu einem akut lebensbedrohlichem Entzugssyndrom kommen kann. Folglich ist das Ausschleichen unter ärztlicher Aufsicht erforderlich.

Dabei könnten Ängste, stressbedingte Probleme, Schlafstörungen oder psychische Probleme heutzutage mit psychotherapeutischen Methoden sehr gut und oftmals gesundheitsfreundlicher therapiert werden.

Sandra Sopp-Ehlting

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