Stufenleiter der Zärtlichkeit und Sexualität

Seit vielen Jahren ist die Gruppe des sog. "Zweiten Vatikanischen Konzils" (V2) wegen Kindesmissbrauchs in den Schlagzeilen; Internetseiten wie bishopaccountability geben dazu einen ersten Überblick. Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten tolerierte die Bezeichnung "Kinderficker-Sekte" für die V2-Gruppe. Aktuell ist das Thema "Kinderschändungen in der Kirche" präsent wegen a) der Verhaftung des "Kurienkardinals" und früheren "Papst-Vertrauten" George Pell sowie b) des "Antimissbrauchsgipfels" im Vatikan mit Jorge Bergoglio, vulgo "Papst Franziskus".
Manche behaupten, der Zölibat, d.h. der Eheverzicht um des Himmelreichs willen, sei ein Grund für die Missbrauchsfälle. Aber den Zölibat gibt es ja auch in der katholischen Kirche, während es dort eben nicht viele Missbrauchsfälle gibt. Viel wahrscheinlicher sind die Kinderschänderfälle ein Ausdruck einer radikal unchristlichen Lehre. Und tatsächlich behauptete die sog. "Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland" von 1971 bis 1975, kurz "Würzburger Synode": "Im Vorraum der vollen sexuellen Gemeinschaft gibt es ein breites Spektrum sexueller, das heißt aus der geschlechtlichen Bestimmtheit des ganzen Menschen erwachsender Beziehungen unterschiedlicher Intensität und Ausdrucksformen, auch eine Stufenleiter der Zärtlichkeit. Diese Beziehungen können als gut und richtig gelten, solange sie Ausdruck der Vorläufigkeit sind und nicht intensiver gestaltet werden, als es dem Grad der zwischen den Partnern bestehenden personalen Bindung und der daraus resultierenden Vertrautheit entspricht. Volle geschlechtliche Beziehungen freilich haben ihren Ort in der Ehe. Auch Praktiken, bei denen im gegenseitigen Einvernehmen [die Triebbefriedigung] gesucht, aber nur der letzte leibliche Kontakt nicht vollzogen wird, gehören nicht in den vorehelichen Raum."
Dieser Text wird auch zitiert im sog. "Katholischen Erwachsenen-Katechismus. Leben aus dem Glauben" von 1995 (S. 361); Autoren sind u.a. Walter Kasper, Karl Lehmann und Leo Scheffczyk.
Es ist bereits aus der Vernunft erkenntlich, dass der sexuelle Umgang auf Fortpflanzung hingeordnet ist, und dementsprechend kann es eine Stufenleiter der Zärtlichkeit nur innerhalb der Ehe geben. Die katholische Moraltheologie ist ganz klar: "Erlaubt ist den Brautleuten an sich nicht mehr, als auch den übrigen Leuten erlaubt ist" (Heribert Jone, K.M., Paderborn (7)1936, 193). Zwar können ehrbare Umarmungen und ehrbare Küsse außerhalb der Ehe manchmal erlaubt sein. Aber bereits intensive Küsse außerhalb der Ehe müssen grundsätzlich als Todsünden gewertet werden, erst recht jede weitergehende Handlung. Und so wie es grundsätzlich Todsünde ist, intime Körperbereiche ohne gerechten Grund, z.B. als Arzt oder Krankenpfleger, zu betrachten, so gilt dies selbstverständlich auch bei allen Unverheirateten. Der katholische Katechismus lehrt (1948; S. 194f): "Die Tugend der Keuschheit besteht in dem ernsten und dauernden Streben, den Geschlechtstrieb in der von Gott gewollten Ordnung zu halten. Nur in der Ehe darf der Geschlechtstrieb seine Erfüllung finden; hier hat er seine heilige Aufgabe im Dienste des göttlichen Schöpfungsplans ... Vor der Ehe und außer der Ehe ist Enthaltsamkeit und vollkommene Beherrschung des Geschlechtstriebes strenge, von Gott auferlegte Pflicht." Und "Praktiken, bei denen [die Triebbefriedigung] gesucht, aber nur der letzte leibliche Kontakt nicht vollzogen wird", sind an sich Todsünde - auch innerhalb der Ehe. Denn weil der Geschlechtstrieb seine heilige Aufgabe im Dienste des göttlichen Schöpfungsplans hat, sind Handlungen in sich schlecht, die den natürlichen Vollzug und die natürlichen Folgen verhindern.
Erst recht muss jedem Christen klar sein, dass die Ausdrucksformen des körperlichen Begehrens ganz ausschließlich nur innerhalb der Ehe ihren Platz haben können. Im wahren Christentum ist die Ehe ein Sakrament. Paulus nennt die christliche Ehe ein Abbild der gnadenvollen Verbindung Christi mit seiner Kirche (Eph 5,22f).
In der V2-Gruppe empfangen mittlerweile auch notorische Ehebrecher öffentlich die sog. "Kommunion" - wobei es in der V2-Gruppe allerdings grundsätzlich kein Messopfer, sondern nur eine nichtsakramentale Mahlfeier gibt. Aber die zugrundeliegende Ideologie bleibt klar: Es ist die Geringschätzung der Sakramente - namentlich sowohl der Ehe als auch der Eucharistie - und eigentlich eine Auflehnung gegen die göttliche Ordnung.
Wichtig: Wegen ihrer häretischen Struktur (Leugnung des Dogmas der kirchlichen Heilsnotwendigkeit in Unitatis Redintegratio 3) kommt die V2-Gruppe für Christen überhaupt nicht in Betracht. Also selbst wenn die Zahl der Missbrauchsfälle sinken würde, würde das in keiner Weise eine Glaubwürdigkeit der V2-Gruppe bewirken. Vielmehr muss man die seit vielen Jahren tatsächlich dort wuchernden Fälle von Unkeuschheit, namentlich die Zölibatsbrüche, im Lichte der dort verbreiteten unchristlichen Moral beurteilen.

05.03.2019: | |

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