Ausstellungseröffnung „Objects of Desire“: Vom Einwegrasierer über einen zerplatzten Luftballon bis hin zur Katzenmaske

–Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter aller Couleur teilen ihre Geschichten im Schwulen Museum Berlin -

Mit Vorurteilen und Klischees ringend, gestatten in Berlin lebende und arbeitende Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter unterschiedlichster Sexualitäten, Geschlechter und Hintergründe nun einer breiten Öffentlichkeit einen einzigartigen Einblick in ihren Alltag, ihren Job und ihre Gefühlswelt. Anhand von teilweise sehr alltäglichen Objekten und Kunstwerken werden ab dem 7. März ihre Geschichten erzählt ? nicht sie selbst, sondern die „Objekte der Begierde“ werden zu Geschichtenerzählern.
„Unser Ziel ist es, eine Vielfalt von Geschichten zu präsentieren, die Sexarbeit in ihren vielen Nuancen zeigt. Es ist eine Arbeit, der wie in jedem anderen Beruf auch Menschen aus vielen verschiedenen Beweggründen nachgehen“, sagt Isaak R. aus dem von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern geleiteten interdisziplinären Initiatoren- und Kuratorenkollektiv der Ausstellung: „Es ist an der Zeit, dass wir anfangen, Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern zuzuhören und sie als Expertinnen ihrer eigenen Geschichten ernst nehmen!“
Der anthropologische Ansatz der Ausstellung soll helfen, mit Vorurteilen aufzuräumen, Berührungsängste abzubauen und eine Kommunikation auf Augenhöhe zu ermöglichen, um zukünftig nicht über, sondern mit Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern über ihre Zukunft zu entscheiden. Nötig geworden ist dies unter anderem durch das am 01. 07. 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz, welches schon alleine durch seinen Titel eine Stigmatisierung dieser Berufsgruppe weiter salonfähig macht.
Hinter jedem „Object of Desire“ verbirgt sich eine Geschichte, aufgeschrieben in langen Interview-Sessions mit über 40 Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern. Über die Katzenmaske erfährt der Besucher der Ausstellung zum Beispiel Folgendes: „Das ist eine Maske, die ich bei ein paar Fotoshootings anhatte, um einen Teil meiner Identität zu verbergen. Sie hat einen Riss. Und manchmal reißt meine Maske auch bei der Arbeit. Natürlich verhalte ich mich wie eine Frau, und ich spreche von mir als Frau. Es ist komisch, weil ich immer das Gefühl habe, dass ich lüge. Ich lüge natürlich auch in Bezug auf andere Sachen in meiner Arbeit. Also ist es irgendwie immer so, als würde ich eine Maske tragen. Ich sage den Kunden, dass ich die Sitzung genossen habe, obwohl ich es nicht getan habe. Es ist einfach Arbeit, die ich hinter mich bringe. Wenn ich anschließend nach Hause komme, will ich darüber auch nicht mehr reden, weil es halt Arbeit ist. Manche Menschen haben das Glück, ihre Arbeit zu lieben, manche nicht. Es ist genauso wie bei jedem anderen Job auch.“
Bis zum 1. Juni 2019 werden in der durch die „Open Society Foundations“ geförderten Ausstellung neben den eigentlichen „Objects of Desire“ auch Kunstwerke aus den Bereichen Objekt/Installation und Fotografie von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern gezeigt und verschiedenste Events wie Workshops, Partys und Performances veranstaltet. Alle Informationen zu Öffnungszeiten und Terminen sind auf der Internetseite des Schwulen Museums Berlin unter www.schwulesmuseum.de zu finden.