„Die Flammen von Prag“

„Mein letztes Geschäftstreffen war so erfolgreich, dass meine tschechischen Geschäftspartner und ich
noch vor Ort den Vertrag unterzeichneten“. So beginnt die Geschichte von Michael. Seine Firma ist
vor kurzem erst zum Global Player aufgestiegen und sein Erfolg in Prag unterstreicht diesen jüngst
erarbeiteten Triumph nur noch mehr. Das Team aus Prag hielt deswegen eine kleine Feier für
angemessen. Sie trafen sich in einem fabelhaften Restaurant im Herzen Prags. Die Verköstung dort
war herausragend: Die Kellner brachten einen ganzen Tisch voller lokaler Spezialitäten, dazu gab es
gute Weine und natürlich, wie sich das für Prag gebührt, Slivovice. Nach mehreren fröhlichen Stunden
war Michael zwar bereits reichlich begnügt und verschwendete einen Gedanken daran nach Hause zu
gehen, doch seine Tschechischen Kollegen hatten andere Pläne. Schließlich verließen sie gemeinsam
das Restaurant und zogen weiter, natürlich in eine der angesagtesten Bars des berühmten Prager
Rotlichtviertels. Wein wurde gegen Absinth getauscht, Kellnerinnen gegen wunderschöne Frauen in
freizügigen Kleidern. Speisen und Getränke wurden reichlich an den Tisch gebracht. Und so verlief die
Nacht, versackt in samtenen Couches, umgeben von Frauen, fahlem Licht und glänzenden Spiegeln.
Im Morgengrauen machte sich Michael auf den Heimweg. Immer wieder versuchte er gerade zu
laufen und er sang, er sang so laut und fröhlich. Es war der schönste Tag des Jahres, nein, seines
Lebens! Das zumindest dachte er in diesem Moment.
Zuhause am Flughafen begrüßten ihn seine Frau und seine beiden Kinder. Er hatte zwar noch immer
einen üblen Kater, doch angesichts des Erfolgs den der Vertrag für ihn versprach, sah seine Frau
wohlgesonnen darüber hinweg. Bald war sein Kater ganz vergessen und er konnte seinen Rum
genießen: Die Kollegen gratulierten ihn zum Erfolg, selbst sein Chef kam persönlich vorbei und
schüttelte ihm die Hand. Von seinen tschechischen Partnern erhielt er Mails, viele Mails, die alle
Aussichten auf einen erfolgreichen Deal versprachen. Jede dieser Mails öffnete er in freudiger
Erwartung. Jede, bis auf eine.
Als die eine Mail eintraf, konnte Michael es zunächst nicht begreifen. Die Bilder zeigten ihm das volle
Programm: Er, ein verheirateter Mann, umgeben von halbnackten Frauen. Viel schlimmer noch, sie
waren nicht nur halbnackt, sie hatten auch Sex. „Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern“,
murmelte er zu sich selbst. Doch es bestand kein Zweifel, Michael war es, der auf den Bildern zu
sehen war.
Schnell stieg die Panik in ihm auf. Eilig bezahlte er das Lösegeld. Es war nicht ganz einfach eine so
hohe Summe unter dem Rader seiner Frau ins Ausland zu schmuggeln, aber es ging. „Es ist vorbei“
dachte er, als er das Geld überwies. Er ahnte nicht, wie falsch er damit lag.
Die Summe die in der nächsten Mail gefördert wurde war ungeheuerlich. Jedoch waren darin auch
neue Bilder enthalten. Noch schockierender, noch enthüllender. „Das kann nicht ich gewesen sein“
sagte er immer wieder zu sich. Und doch, er war es. Und es war auch kein schlechter Scherz mehr. Als
er die zweite Zahlung in Auftrag gab wusste er, er würde schon bald eine neue Mail erhalten, mit
einer noch höheren Summe. Und dann noch eine. Und noch eine. Sie würden ihn ausnehmen, bis auf
den letzten Cent.
Michael war kein schlechter Kerl. Er war schlau und sonst immer treu. Er war einer der Guten, der
seinen Erfolg einmal zu sehr feierte. Doch war er auch kein James Bond. Er konnte nicht nach Prag
fliegen und mit seinen Fäusten dagegen ankämpfen. Ganz im Gegenteil: Michael war ein Mann,
dessen Ehe er am Ende sah. Dessen Job er am Ende sah. Den er am Ende sah. Das zumindest dachte
er in diesem Augenblick. Und vermutlich wäre es auch so gekommen, wenn nicht ein „alter
Bekannter“, der einmal recht ähnliche Probleme hatte, Mr. Black ins Spiel gebracht hätte. ?
„Ich war nie ein schlechter Mensch und bin noch nie in so einer Situation gewesen. Ich weiß nicht wie
man so etwas löst, genaugenommen will ich es nicht einmal wissen. Ich will nur dass es aufhört“
erklärte er Mr. Black bei ihrem ersten Treffen. Eigentlich war es auch das letzte Treffen, denn ein
weiteres war nicht nötig.
Er erhielt keine Erpresser-Mails mehr. Er konnte nicht ahnen, dass binnen 24 Stunden ein Team von
Mr. Black vor Ort in Prag war. Und ganz im Gegensatz zu Michael, wussten die, wie mit Erpressern
umzugehen ist. Innerhalb von einer Woche erhielt Michael die Meldung, dass die Akte geschlossen
werden könne. Noch ein paar Tage später, erhielt er ein Spezialpaket das „nur für ihn bestimmt“ war.
Es enthielt all die Bilder und Aufnahmen, an die sich Michael nicht mehr erinnern konnte. Eine bizarre
Genügsamkeit lag in seinen Augen, als er sie alle auf’s Mal verbrannte. So blieben sein Geschäft und
seine Ehe Aufrecht und eine Erpressung, die hat es nie gegeben.
Viele Menschen die Opfer von Erpressungen sind wissen nicht, wie sich zu verhalten. Im Normalfall
sind es schlichtwegeinfach Leute, die einmal einen Fehler gemacht haben. Mr. Black ist derjenige, der
diesen Personen die Kontrolle wieder zurückgibt. In dem meisten Fällen wollen die Betroffenen nicht
einmal wissen wie er das genau anstellt – sie wollen, dass das Problem verschwindet. Und das ist der
Job von Mr. Black.
Wenn Sie sich selbst jemals in einer solchen Situation befinden sollen, bezahlen Sie niemals das
Lösegeld. Das ist immer die denkbar schlechteste Alternative. Folgen sie anstelle dessen ein paar
Tipps um ihre Situation zu entschärfen: Am wichtigsten ist, dass Sie Ruhe bewahren. Angst und
Verzweiflung waren noch nie gute Ratgeber. Nehmen Sie sich Zeit und schreiben Sie ein detailliertes
Gedächtnisprotokoll. Schreiben Sie alles nieder was Ihnen einfällt, aber: Schreiben sie es
handschriftlich, nicht an einem Computer. Nehmen Sie das Papier und verstecken Sie es an einem Ort,
den nur Sie kennen. Sprechen oder Schreiben Sie auf gar keinen Fall mit irgendjemandem darüber.
Darüber hinaus sollten Sie von nun an nicht mehr unnötig dritte Personen involvieren. Reduzieren Sie
ihren Kontakt nach Außen auf die notwendigsten Personen und kommunizieren Sie keinesfalls mit
irgendwem unbedacht. Dann sollten Sie einem Ermittler, die Polizei oder Spezialkräfte alarmieren, die
Sie unterstützen werden. Und während der Ermittlungen am wichtigsten: Verhalten Sie sich so, als
wäre nie etwas gewesen. Haben Sie all diese Schritte ausgeführt, sind Sie bereits mit einem Fuß auf
der sicheren Seite. Und um den Rest kümmert sich für Sie Mr. Black persönlich.

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