Lange Strümpfe & Blaues Halstuch Autobiografie über das Heranwachsen im sozialistischen System

Edgar Stötzer legt mit seinem Buch "Lange Strümpfe & Blaues Halstuch" eine packende Schilderung über die Kindheit und das Heranwachsen nach dem Krieg im sozialistischen Staat vor.
1945. Deutschland lag in Schutt und Asche. Der Werwolf streifte durch das Land, suchte nach Männern oder Knaben, die noch taugten, in eine Uniform gesteckt zu werden und eine Panzerfaust zu tragen, um den bereits sinnlos gewordenen Krieg noch länger hinauszuzögern. Der Vater des Autors war nicht mehr an die Front zurückgekehrt und lag zu dieser Zeit schwer krank im Heimat-Lazarett. Kurz nacheinander lösten sich nach Kriegsende amerikanische und russische Besatzer in Thüringen ab. Die abziehenden Amerikaner nahmen den Vater als Gefangenen mit nach Westen. Niemand wusste zunächst etwas über seinen Verbleib. In dieses Chaos hinein wurde Edgar Stötzer am 27. September in Ernstroda, einem kleinen Dorf im Kreis Gotha (Thüringen) geboren. Ein spannender Blick zurück in eine Zeit ohne Carepakete aus den USA, ohne Spielzeuge und ohne Urlaubsreisen mit den Eltern. Sachlich schildert er, wie er diese Zeit aus kindlicher und jugendlicher Sicht empfunden hat. Nicht nur für Zeitzeugen, sondern für alle später Geborenen ein interessanter Blick in die jüngere deutsche Geschichte.
Leseprobe: Der kleine Luftkurort Friedrichroda am Rande des Thüringer Wal¬des wurde massiv von amerikanischen Bombern attackiert. Zweifellos hatten die Alliier¬ten Kenntnis von einem geheimen Projekt erlangt, welches hier in der Werk-statt eines Möbeltischlers das „unsichtbare Flugzeug“, eine immer wieder angekündigte Wunderwaffe, entwickelte. Es soll sich um einen „Nurflügler“ mit Holzbeplankung und Radar absorbierendem Tarn-Anstrich gehandelt haben. Ein Eisenbahntunnel ganz in der Nähe, unter dem Rheinhardsberg, in welchem bisher Granaten gedreht wurden, diente jetzt der Teilefertigung für das Flugzeug. Tatsächlich war man mit der Entwicklung der „HortenIX“ der Zeit schon weit voraus. Aber das Flugzeug ging nie in Serienproduktion. 135 Einwohner kamen damals im Bombenhagel um. Über 35 Häuser wurden zerstört…