Finanzierung durch förderorientierte Beteiligungsgesellschaften

von Dr. jur. Lutz WERNER www.hi-tech-media.de

Auf der anderen Seite des Spektrums der institutionellen Investoren aus der Industrie stehen als förderorientierte Beteiligungsgesellschaften die mittelständischen Beteiligungsgesellschaften und die Beteiligungsgesellschaften der Sparkassen, die nicht ausschließlich renditeorientiert operieren, sondern bei ihren Investitionen auch Aspekte der Mittelstandförderung berücksichtigen.

1. Mittelständische Beteiligungsgesellschaften
Die bisher genannten Beteiligungsgesellschaften aus der Industrie richten ihre Beteiligungen ausschließlich an der erreichbaren Rendite für ihr eingesetztes Kapital aus. Wie gezeigt wurde, kommt die Beteiligung an kleineren mittelständischen Unternehmen für eine kommerzielle Beteiligungsgesellschaft wegen des geringen erforderlichen Beteiligungsvolumens, der hohen Renditeerwartungen und der eingeschränkten Exitmöglichkeiten nicht in Betracht. Vor dem Hintergrund einer sinkenden Eigenkapitalquote und zunehmender Schwierigkeiten bei der Finanzierung vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen sah die Politik deshalb bereits Anfang der 70er Jahre Handlungsbedarf und initiierte das ERP (European-Recovery-) Beteiligungsprogramm. Das Programm war offen für alle Beteiligungsgesellschaften, wurde aber von den kommerziellen Beteiligungsgesellschaften nicht angenommen.

Auf Bundesländerebene wurden daraufhin Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBG) als Selbsthilfeeinrichtungen der Wirtschaft gegründet. Zu deren Gesellschafterkreis zählten meist Wirtschaftsverbände, Kreditinstitute und Versicherungen der jeweiligen Region. Als förderorientierte Gesellschaften verfolgen sie als wichtigstes Ziel die Strukturförderung und refinanzieren sich aus dem ERP-Beteiligungsprogramm und anderen Fördermitteln. Zudem erhalten sie Bürgschaften von privaten Bürgschaftsbanken, die wiederum Garantien von den Bundesländern erhalten.

Dank der Inanspruchnahme öffentlicher Fördermittel ist eine Beteiligung auch an solchen Unternehmen möglich, in die eine Beteiligungsgesellschaft sonst nicht oder nur zu erheblichen schlechteren Konditionen investieren würde. Im Fokus des Geschäfts der MBG stehen deshalb kleinere Unternehmen in traditionellen Wirtschaftsbereichen mit häufig regionalem Markt und teilweise geringen Wachstumsraten. Rund 60 % dieser Investitionen entfallen auf die verschiedenen Branchen der Industrie, weitere 10 % jeweils auf Handel, Handwerk und Dienstleistungsgewerbe. Der Investitionsschwerpunkt der MBG liegt bei Wachstums- und Expansionsfinanzierungen, doch auch Gründungsvorhaben werden unterstützt. Bei der Mehrzahl der eingegangenen Beteiligungen handelt es sich zudem um Erstinvestitionen, also die erstmalige Bereitstellung von Beteiligungskapital für das Unternehmen.

Die MBG stellen den mittelständischen Unternehmen stilles Kapital mit einer Laufzeit von zehn Jahren in den alten Bundesländern und fünfzehn Jahren in den neuen Bundesländern zur Verfügung. Die maximale Beteiligungshöhe beträgt 2,5 Mio. €. Die Rückzahlung des Kapitals erfolgt zum Nominalwert. Die erwartete Rendite beträgt derzeit maximal ca. 12 % jährlich über die Beteiligungsdauer. Neben dem finanziellen Vorteil der Beteiligung bieten die MBG zusätzliche Leistungen für die Unternehmen, wie etwa Unterstützung beim Controlling, Netzwerkkontakte und sonstige Beratungsdienste. Die MBG gehen selten Engagements oberhalb von 1 Mio. € ein. Die durchschnittliche Beteiligungssumme liegt bei 370.000 €, verglichen mit einem durchschnittlichen Beteiligungswert von 2,8 Mio. € bei den übrigen im BVK zusammengeschlossenen Venture-Capital- und Private-Equity-Gesellschaften.

2. Beteiligungsgesellschaften der Sparkassen
Auch die Beteiligungsgesellschaften der Sparkassen können zu den förderorientierten Beteiligungsgesellschaften gezählt werden. Zwar ist die Gewinnerzielung bei ihnen ein wesentliches Ziel, doch daneben werden auch Aspekte der regionalen Wirtschaftsförderung berücksichtigt und öffentliche Fördermittel zur Refinanzierung genutzt.

Das traditionelle Geschäft der Sparkassen ist wie bei allen Kreditinstituten die Vergabe von Darlehen. Wo die Fremdmittelvergabe bei Erfüllung dieser Aufgabe an ihre Grenzen stößt, sollen Beteiligungen die Finanzierungslücke auf Seiten der Unternehmen schließen. Mittlerweile hat sich die Beteiligungsfinanzierung durch die Sparkassen oder ihre Beteiligungsgesellschaften in ganz Deutschland etabliert.

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