DDR-Wende-Roman: KUMPANE, RÄUBER & GENOSSIN - Wie Schillers RÄUBER die Berliner Mauer zu Fall bringen ...

DDR-Wende-Roman: KUMPANE, RÄUBER & GENOSSIN - Wie Schillers RÄUBER die Berliner Mauer zu Fall bringen und den Arbeiter-und-Bauern-Adel von Wandlitz demaskieren

Ein wehrerziehender Oberlehrer mit Märchenauge nimmt den Fahnenappell
der Schüler ab; En-Vau-A und Betriebskampfgruppen üben strikten Schießbefehl; Rotkäppchen füllt den Bauch des Wolfs mit Akten und Tonbändern; polnische fliegende Händler huldigen schon der freien Marktwirtschaft, da kubanische Studenten noch der reinen planwirtschaftlichen Lehre nachlauschen; der Arbeiter- & Bauern-Adel spielt große Welt, die Parteibonzen führen das Leben von mondänen Fürsten mit abscheulichen Sexspielen und Drogenkonsum, wobei sich in der Vandalitzer Walddatsche ein Sexualmord ereignet; wer den großen Räuber lebendig liefert, fragt sich Schillers Leipziger-Karl; ein devisenanschaffender Doktor gedenkt sich im November 1989 „ein wenig freizumachen“, während die Staatssicherheit sich anschickt, die Küche einer Bürgerin zu verlassen: Das sind nur einige der eigentümlichen Realitäten, die in Norbert F. Schaafs episch aufgebautem Roman Gestalt annehmen. Alle sind sie (noch) Bürger der DDR, dieser einfarbig beherrschten SED- & Blockflöten-Provinz, deren letzte dreißig Tage vor Mauerdurchbruch erzählt werden. Gut vierzig Jahre real existierender Sozialismus haben die Menschen zum Teil auch seelisch-geistig enteignet: sie gleichen den leeren Regalen in den so bezeichneten Konsum-Läden. Doch die Sonne der Avantgarde des Sozialismus in der sogenannten Übergangsepoche vom Spätkapitalismus in den Kommunismus geht unwiderruflich unter, während die Führungskader der Staatspartei ewig stur gebetsmühlenartig ihre alten Versprechungen vom Paradies auf Erden herunterleiern. Die sich feudal gebärdenden Pseudo-Zaren beschwören noch das Morgenrot, während „ihr“ Volk in der Abenddämmerung bereits seit langem für Reise-, Meinungs- und Lebensfreiheit demonstriert. Heute – fast zwei Jahrzehnte nach Vereinigung in Freiheit, da sich der Erinnerungsbedarf steigert – drohen alte, aber auch neue Unrechtszustände und deren betroffene Opfer rasch der Vergessenheit anheimzufallen verdrängt durch menschliche Bequemlichkeit, rasch um sich greifendes Anspruchsdenken und verklärende Nostalgieduselei.
Rezension: http://www.l-iz.de/Bildung/B%C3%BCcher/2011/08/Norbert-F-Schaaf-Kumpane-...
Link zum Buch: http://www.amazon.de/Kumpane-R%C3%A4uber-Genossin-Norbert-Schaaf/dp/3942...
Verlag: http://einbuch-verlag.de/romane