Dialog der Zivilisationen: Helga Zepp-LaRouche in Rhodos

Eine Vision für die Zukunft der Menschheit

Von Helga Zepp-LaRouche

Helga Zepp-LaRouche, Vorsitzende der BüSo und des internationalen Schiller-Instituts, sprach beim diesjährigen Weltforum "Dialog der Zivilisationen" in Rhodos, das vom 4.-7. Oktober 2012 stattfand. Bei der abschließenden Plenarsitzung der international hochrangig besetzten Konferenz hielt sie die folgende Rede zum Thema "Eine Vision für die Zukunft der Menschheit".

Sehr verehrte Damen und Herren,

wir haben in den letzten Tagen über viele wichtige Themen gesprochen, aber ich stimme mit Herrn Prof. Dallmayr überein, daß wir diese Konferenz nicht beschließen können, ohne uns noch einmal auf die Realität zu konzentrieren, daß wir als Zivilisation am Rande eines thermonuklearen Krieges stehen. Die Möglichkeit eines militärischen Angriffs auf den Iran, die Eskalation der Lage zwischen Syrien und der Türkei, die Entsendung amerikanischer Flugzeugträger in die Nähe der umstrittenen Inseln im Westpazifik und Hillary Clintons Erklärung, daß ein Angriff auf diese Inseln das amerikanisch-japanische Beistandsabkommen ins Spiel bringen würde, die Zustimmung der spanischen Regierung zur Teilnahme am Raketenabwehrschild der NATO - alle diese Entwicklungen demonstrieren, daß wir in tödlicher Gefahr sind.

In den letzten Wochen wurde für alle denkenden Menschen offensichtlich, in welcher existentiellen Gefahr sich die menschliche Gattung jetzt befindet. Die fast ununterbrochene Politik des "Regimewechsels", mit der nach dem Kollaps der Sowjetunion der Irak "in die Steinzeit zurückgebombt" wurde, Libyen in Anarchie gestürzt, Afghanistan in einen Alptraum verwandelt und der weltliche Staat Syrien zum Opfer ausländischer Interventionen und religiöser Kriege gemacht wurde, könnte sich zu einem unkontrollierbaren, weltweiten Flächenbrand ausweiten. Der Nahe und Mittlere Osten droht zu einem neuen Balkan zu werden, in dem die bestehenden Bündnisse wie die vor dem Ersten Weltkrieg zu einem Feuersturm führen. Das Undenkbare könnte geschehen, daß die "gegenseitig zugesicherte Zerstörung" nicht länger als Abschreckung wirkt, sondern zur Konsequenz eines Krieges wird, in dem thermonukleare Waffen eingesetzt werden und der zur Auslöschung der Menschheit führt. Nicht irgendwann, sondern schon in den kommenden Wochen.

Die Dynamik, die diese Kriegsgefahr vorantreibt, wird durch den beschleunigten Zusammenbruch des transatlantischen Finanzsystems noch verstärkt. Bernankes euphemistisch als "Quantitative Erleichterung III" bezeichnete Liquiditätsausweitung ist ebenso hyperinflationär wie Mario Draghis unbegrenztes Aufkaufen ("koste es, was es wolle") von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank. Hyperinflationäres Gelddrucken in Verbindung mit brutaler Austerität gegen die Bevölkerung und die Realwirtschaft - in der Tradition von Reichskanzler Brüning - wirkt bereits lebensverkürzend für Millionen Menschen in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal und droht Europa in einen Feuersturm des sozialen Chaos zu stürzen.

Die Menschheit ist dabei, mit voller Fahrt vor die Wand zu fahren. Die Frage, die wir dringend beantworten müssen, lautet: Ist die menschliche Gattung angesichts ihrer drohenden Selbstzerstörung intelligent genug, den Kurs rechtzeitig abzuwenden vom gegenwärtigen, ruinösen Paradigma des Versuchs der Konsolidierung eines Weltreichs und der vorgeblichen Legitimation der Lösung geopolitischer Konflikte durch kriegerische Mittel, und es durch ein anderes Paradigma zu ersetzen, mit dem die Menschheit überleben kann?

Um dieses Problem zu lösen, müssen wir ein epistemologisches Problem ansprechen: Wir müssen die Relikte der Denkmethode, die mit dem oligarchischen System verbunden ist, überwinden - einschließlich der Vorstellungen deduktiver, positivistischer, empiristischer, monetaristischer oder linear-statistischer Projektionen, die eine schlechte Unendlichkeit zum Ausdruck bringen, denn diese gehören zu einer Weltanschauung, die nichts mit den Gesetzen des realen physischen Universums oder mit der Kreativität der menschlichen Vernunft zu tun hat.

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