Scheitert Islamic Finance in Deutschland?

Einkommensschwäche der Muslime und Uneinigkeit der Scharia-Gelehrten als intrinsische Hindernisse islamischer Finanzprodukte

Berlin/Jena, 24. Juli 2012 – Islamic Finance ist in Deutschland bisher weitestgehend erfolglos geblieben. Ein Diskussionspapier der STRESEMANN STIFTUNG zeigt nun, dass dafür vor allem intrinsische Hindernisse ausschlaggebend sind: Zum einen sind muslimische Migranten durch geringere formale Bildung und der oft fehlenden Erwerbstätigkeit der Frauen einkommensschwach und weisen wenig Anlagepotenzial für Finanzprodukte auf. Zum anderen führt das System der Scharia-Gelehrten durch unklare Rechtspraxis selbst zu Problemen.

„Das vorläufige Scheitern islamischer Finanzprodukte hierzulande kann nicht auf die mangelnde Unterstützung von Politik und Behörden zurückgeführt werden“, erklärt Rebecca Schönenbach, Autorin des Diskussionspapiers und zertifizierte Islamic Finance Spezialistin. „Denn auch in Großbritannien und Frankreich, die ihre Finanzregularien großzügig dem Scharia-konformen Banking angepasst haben, gibt es kaum Nachfrage bei den Anlegern.“

Wie im Diskussions-Papier der STRESEMANN STIFTUNG anhand wissenschaftlicher Studien erläutert wird, fällt nicht nur das geringere Einkommen der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland ins Gewicht. So investieren zwei Drittel der hier lebenden Türken vorwiegend in Immobilien in der Türkei, knapp ein Viertel in hiesige Immobilien. Nicht einmal ein Fünftel gibt an, ein Sparkonto in Deutschland zu haben, in andere Geldanalageformen inklusive türkischer Islamic Finance-Produkte wird praktisch nicht investiert.

Auf Anbieterseite liegt laut Schönenbach außerdem das Problem vor, dass die Rolle der Scharia-Gelehrten innerhalb der Banken bisher nur ungenügend geklärt ist. „Es gibt kaum klare Richtlinien für Fatwas, die islamischen Rechtsgutachten, und die verschiedenen Autoritäten widersprechen sich. Hinzu kommen oft mangelndes Wirtschaftswissen und fehlende Unabhängigkeit von den Finanzinstituten“, so Schönenbach. „Insgesamt müssten die Gelehrten Transparenz über die Werte des Islamic Finance und der Scharia schaffen, auch gegenüber einem nicht-muslimischen Publikum.“

Sie erhalten das Diskussionspapier als PDF unter www.stresemann-stiftung.de/islamic-finance

Ein Interview mit der Autorin des Diskussionspapiers finden Sie im Stiftungsmagazin Citizen Times.

Die Stresemann Stiftung – eine Lobby für die Freiheit

Die STRESEMANN STIFTUNG E.V. setzt sich im Zeichen des großen Staatsmannes und Friedensnobelpreisträgers Gustav Stresemann für den Erhalt bürgerlich-liberaler Werte ein. Darüber hinaus berät und unterstützt sie politische Akteure.

Gustav Stresemann Stiftung e.V.
Presseansprechpartner: Felix Strüning (Geschäftsführer)
fs@stresemann-stiftung.de | 0177-5 24 25 24
Kanzlei im Roten Turm | Löbdergraben 11a | 07743 Jena | Germany
www.stresemann-stiftung.de

AnhangGröße
Stresemann_logo300px.png5.83 KB

Über StresemannStiftung