Anleihemarkt für festverzinsliche Wertpapiere nach Dr. Horst Siegfried Werner ebenso günstig wie für Nachrangdarlehen

Der Anleihemarkt für festverzinsliche Schuldtitel ist nach Dr. Horst Siegfried Werner Mitte 2012 ebenso zinsünstig wie für unverbriefte Nachrangdarlehen. Dabei präsentiert sich der Anleihemarkt gespalten: Der internationale Anleihemarkt an den Börsen ist unter Druck und erlebt unruhige Zeiten. Der nationale Anleihemarkt für Unternehmenstitel und Industrieanleihen verläuft von der Nachfrageseite her normal und zu sehr niedrigen Zinsen. Anleihen als Schuldtitel werden von Unternehmen zur Finanzierung mit einer jährlichen Festverzinsung ausgegeben. Anleihen sind deshalb nichts anderes als formalisierte wertpapierorientierte "Darlehen". Sie stellen bilanzrechtlich Verbindlichkeiten dar und werden mit einem gebundenen Zins oder auch einer Mindestverzinsung plus Gewinnbeteiligung ( = Gewinn-Schuldverschreibungen ) zur Unternehmensfinanzierung auf Zeit ausgegeben. Nachrangdarlehen und partiarische Darlehen sind im Gegensatz zur Schuldverschreibung keine wertpapierverbrieften Rechtsverhältnisse, sondern formlose Individualverträge.

Die internationalen Anleihemarkt-Experten erstaunt zwar, dass derzeit nicht nur die Papiere der Krisenländer massiv unter Druck gerieten, sondern dass auch viele Anleihen der bislang als sicher geltenden Länder unter Zinsdruck kamen. Bundesanleihen, deren Kurse sich normalerweise entgegengesetzt zu denen beispielsweise aus Spanien oder Italien entwickeln, notierten Mitte Juni 2012 zwar deutlich im Minus. Dasselbe Szenario zeigt sich bei englischen Bonds und sogar bei den amerikanischen Dollar-Staatsanleihen, die in Krisenzeiten ebenfalls nachgefragt sind, wenn die Anleihe- und Finanzmärkte in die Defensive geraten. Dennoch gilt, dass der Anleihemarkt trotz Volatilitäten sehr günstige Zinskonditionen bereithält.

Langfrisitg betrachtet können sich Unternehmen gerade jetzt wegen der von der EZB niedrig gehaltenen Leitzinsen sehr günstig über Firmenanleihen am Anleihemarkt refinanzieren. Die günstigen Refinanzierungszinsen gelten, obwohl in den vergangenen Monaten die Kurse von Firmenbonds wegen der Schuldenkrise in Europa gefallen und die Renditen gestiegen sind. Im Schnitt rentieren auf Euro lautende Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität aktuell mit ca. 4,5 Prozent an den Börsen-Anleihemärkten. Das sind etwa zwei Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt der vergangenen zwanzig Jahre. Am ausserbörslichen Anleihemarkt müssen die Unternehmen je nach Bonität und Investment-Grade ca. 5 % bis 7,5 % p.a. für das Anleihekapital zahlen. Das im langfristigen Mittel sehr günstige Anleihezinsniveau schafft gute Refinanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen aller Größenordnungen und Branchen.

Am Anleihemarkt haben europäische Unternehmen im Jahr 2010 neue Anleihen im Volumen von 170 Milliarden Euro an den Anleihemarkt gebracht. In dem Vorjahr 2009 kamen neue Firmenanleihen von mehr als Euro 300 Mrd. an den Anleihemarkt. Auch 2011 wurden überdurchschnittlich viele neue Anleihen am Bondsmarkt emittiert. Am Anleihemarkt sind Unternehmensanleihen ein beliebtes Finanzierungsinstrument unabhängig von Bankkreditfinanzierungen ( siehe auch www.finanzierung-ohne-bank.de ) geworden. Der Anleihemarkt in und ausserhalb der Börse zeigt sich als sehr leistungsfähiger Finanzierungmarkt für Unternehmen.