Afghanistan-Konferenz Petersberg 2

Zur 2. Afghanistan Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn ist zu rekapitulieren und zu konstatieren: 2001 wurde ein illegitimer
Präsident auf dem kleinen Petersberg bei Bonn installiert und von der bestechlichen Loya Jirga nur als Übergangspräsident bestätigt, ermöglicht von der US-amerikanischen Raketendiplomatie. Der amtierende Präsident Rabbani wurde bedrängt, ja genötigt zurückzutreten, unter anderem durch eine von einem US-Flugzeug abgefeuerte Rakete, die ganz zufällig in unmittelbarer Nähe von Rabbanis Haus einschlug. Nun war der Weg frei für Karzai, von dem die Deutschen sich dann haben rufen lassen, und seine Abwahl wurde später verhindert, indem eine inszenierte Scheinwahl geduldet wurde. Die deutsche Regierung gibt vor, gegen Korruption vorgehen zu wollen und versorgt den korruptesten aller Korrupten mit vielen Millionen Dollar und Euro Bestechungsgeld. Die Bundeswehr kommt mit albernen Militärfahrzeugen und bewacht sich selbst und den Drogenanbau, den sie klammheimlich fördert, weil die Millionen und Abermillionen ja irgendwoher kommen müssen. Am Hindukusch wird Heroin verteidigt. Warum kommen die Deutschen statt mit Überwachungsmilitär nicht mit ein paar Pioniereinheiten, die in der Tat Straßen planieren könnten, Brunnen bohren und Brücken bauen?
Eine Mitschuld der Afghanen ist nicht zu bestreiten. Doch wie viel Schuld hat eigentlich ein Volk, deren vorgeblich demokratische Regierung handverlesene Leute politisch und militärisch in ihrem Land ausbildet, sie dann zurückschickt in ihr Heimatland, wo sie sich an die Macht putschen und für lange Zeit halten durch die Unterstützung dieser ausländischen Geheimdienste und deren Konzernmanager? Wie schuldhaft ist das? Und wie demokratisch?
Viele Afghanen wissen davon, obwohl sie zum großen Teil nicht lesen und nicht schreiben können. Aber sie sehen, was sie sehen. Vor Ort und in ihrem jeweiligen Dorf, wo mindestens ein Satellitenfernseher steht. Sie schauen arabische Sender, sind also durchaus informiert, auch über Terrorismus und Terrorcamps. Wobei die Terroristen des elften September fast alle Saudis und Jemeniten waren, und sich die Terrorcamps ausschließlich in Pakistan befinden, das eine Atommacht ist, und noch niemals haben die USA eine Atommacht angegriffen.
Und immer geht es um Geld und ums Öl. Es geht um die Milliardengewinne aus der Erdölförderung am Kaspischen Meer, die Ölpipelines durch Afghanistan, Öl, ohne das die Militärmaschinerie nicht laufen könnte, und es geht um den Profit direkt aus dem Mohnanbau hier und dem Opiumverkauf gegen Waffenlieferungen, die den Krieg erst ermöglichen und in Gang halten. Es sind schon Diplomaten mit Opium im Diplomatengepäck erwischt worden, auch Deutsche waren dabei. Roger Willemsen schreibt in seinem Buch „Afghanische Reise“ von einem berüchtigten US-Geheimdienstmann, der in ganz Afghanistan als der `weiße Ibrahim´ bekannt ist, der in großem Stil Drogenhandel betreiben soll. Man möchte sich nicht vorstellen, wie viel Rohopium in den Militärmaschinen unkontrolliert außer Landes geschafft wird. Die US-Amerikaner haben es in Vietnam und Laos gemacht, im Goldenen Dreieck, und sie machen es noch in Südamerika, warum sollte es im Goldenen Halbmond anders sein? Man kann die Drogenflieger in der Luft praktisch riechen. Und dieser andere Duft weht von Norden her ins Land am Hindukusch: Das Öl, das durch eine Pipeline durch Afghanistan fließen soll, um die Russen zu umgehen und den Iran. Und dafür sind alle Mittel recht, ob horrende Milliardenbeträge, mit denen allein man ganz Afghanistan zehn Mal hätte aufbauen können, oder die sogenannten Antiterrorgesetze, die immer dann angewandt werden, wenn es um Macht- und Geldinteressen geht. Die westlichen Antiterrorparagrafen werden eingesetzt gegen politisch missliebige Menschen, die man unrechtmäßig einsperrt für lange Zeit oder gar töten lässt, oder auch mal gegen ganze Staaten wie den Iran oder Island. Ja, Island, das kleine kalte, heiße Eiland der Banken und Geysire im Nordatlantik mit gerade mal dreihunderttausend Einwohnern. Es geht den Europäern bei Island um den Zugang zu den Rohstoffreserven am Nordpol, die Briten haben Island gar auf diese unsägliche, willkürliche Terrorliste gesetzt, weil sie auf diese Weise Vermögen auf Bankkonten einfrieren konnten. Antiterrormaßnahmen werden gegen alles und jeden eingesetzt, wenn es, angeblich, den Interessen der Demokratie, eigentlich aber des Globalkapitals entgegensteht.
Auch nach den Aussagen des langjährig orienterfahrenen Deutsch-Franzosen Pierre Scholl-Latour: Es ging und geht den großen amerikanischen Konsortien nicht nur darum, die Erdölförderrechte in Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan zu erwerben, weswegen sie sich überhaupt erst wieder für Afghanistan interessierten, sondern auch darum, den Transport des „schwarzen Goldes“ sicher und kostengünstig unter eigene Kontrolle zu bringen. Den US-amerikanischen Prospekteuren ist daran gelegen, die russischen Leitungen und die iranische Route zu umgehen. Stattdessen haben sich die texanischen Investoren für den Bau einer eigenen Pipeline durch Afghanistan entschieden. Seitdem gilt es, diese Trasse politisch und militärisch zu stabilisieren. Nicht aus Dankbarkeit für ihren heldenhaften Kampf gegen den Sowjet-Giganten hat man sich der Afghanen wieder angenommen, sondern „aus schnödem Kalkül und merkantiler Habgier“.
Die aktuelle Afghanistan Konferenz wird an allem nichts ändern, sondern die unrechtmäßigen Dinge ebenso wie den schlechten Verlauf der Geschichte Afghanistans festschreiben. Es wird Absichtserklärungen und wieder schönklingende, aber falsche Worte, damit alles den Gang geht, der von Anfang an beabsichtig war.
Vom Autor Norbert F. Schaaf stammen die zwei Bücher: „Afghanistan Horsegirl“ und „Afghanistan Dragon“.
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Über Norbert F Schaaf