Jakobsweg Special: Lissabon und der Caminho Português im Herbst

Wunderschöne Landschaften in herbstlicher Stimmung und ein angenehmes Klima. Der Herbst ist eine ideale Reisezeit für kulturinteressierte Aktivsportler, die einen Städtetrip nach Lissabon planen und sich auf eine Jakobsweg – Wanderung einstimmen möchten.

Der portugiesische Weg (Caminho Português) durchquert fast ganz Portugal, von Süden nach Norden und hatte wesentlichen Einfluss auf den kulturellen, intellektuellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen Portugal und Spanien. Lissabon ist der Ausgangspunkt für den Caminho Português und vielleicht ist ein herbstlicher Städtetrip dorthin ja eine gute Gelegenheit sich auf ein Jakobsweg Erlebnis einzustimmen.

Ein Tag in Lissabon
Unser Tagesausflug beginnt in der Baixa, führt hinauf in die Alfama um dann am Nachmittag im Stadtteil Belem zu enden. Ausgangspunkt ist die Metrostation Rossio, die Sie mit der grünen Linie „Linha da Caravela“ erreichen. Sie stehen jetzt auf dem großen Platz „Praça dos Restauradores“, der seinen Namen zu Ehren der im Restaurationskrieg gefallenen Männer erhielt. In der Mitte des Platzes ragt ein imposanter Obelisk in die Höhe, der 1886 als Denkmal für die Befreiung Portugals von Spanien im Jahr 1640 errichtet wurde. Die Namen und Daten sind Schlachten während des Befreiungskrieges, die Bronzefiguren am Sockel stellen Viktoria mit Palme und Krone sowie die Freiheit dar. Sie verlassen den Platz in Richtung Süden, laufen über den kleinen Platz „Praça Dom João da Câmara“ und gelangen zum Rossio („Praça Dom Pedro IV“).
Dieser weitläufige Platz war viele Jahrhunderte lang der Hauptplatz Lissabons. Auf ihm fanden Stierkämpfe, Militärparaden und im Mittelalter schaurige Ketzerverbrennungen statt. An der Nordseite steht das „Teatro Nacional Dona Maria II“ aus der Mitte des 19. Jh., , an der südlichen Ecke findet sich das „Café Nicola“, in früheren Jahrhunderten ein beliebter Literatentreff. Vorbei an dem Café geht es in die Rua Áurea und nach wenigen Metern liegt rechts der beeindruckende Aufzug „Elevador de Santa Justa“ oder auch „Elevador do Carmo“ genannt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem Gustav Eiffel Schüler Raoul Mesnier du Ponsard errichtet, bringen heute zwei Kabinen die Passagiere zum 32 m höher gelegenen Largo do Carmo im Bairro Alto.
Auf der Spitze des Turmes, über eine schmale Treppe zu erreichen, können Sie einen großartigen Ausblick über die Altstadt von Lissabon genießen und sich mit einem Kaffee stärken. Zurück auf der Rua Áurea, den Fahrstuhl im Rücken laufen Sie geradeaus in die verkehrsberuhigte Rua de Santa Justa und biegen an der zweiten Straße nach rechts in die Hauptader der Baixa, die Rua Augusta ein. In dieser von vielen kleinen Geschäften und Restaurants gesäumten Fußgängerzone erreichen Sie den Triumphbogen „Arco da Rua Augusta“ am südlichen Ende. Der Triumphbogen stellt den Durchtritt zu dem weiten Platz „Praça do Comércio“ dar.
An diesem großen Platz, von den Einheimischen auch „Terreiro do Paço“ genannt, befand sich bis zu dem schweren Erdbeben von 1755 der Königspalast. Nach dem Wiederaufbau umfasst der neue Palast drei Seiten des Platzes, die Südseite öffnet sich um Fluss und schließt mit einer Treppe und zwei Säulen ab. In der Mitte thront die Reiterstatue von König José I, 1775 von dem berühmtesten Bildhauer seiner Zeit, Machado de Castro, erschaffen und erlebte 1908 die Ermordung von König Carlos und seinem Sohn Luis Felipe sowie den ersten Aufstand der Nelkenrevolution von 1974 mit. Wer Lust hat, kann noch einen kleinen Abstecher zur Kirche „Nossa Senhora da Conceiçao Velha“ in der Rua da Alfândega machen, die vor allem durch ihr reichverziertes manuelinisches Portal besticht. Das Portal ist der einzige Teil, der von der ursprünglichen Kirche Nossa Senhora da Misericordia aus dem 16. Jh. nach dem großen Erdbeben erhalten geblieben ist. An der Praça do Comércio besteigen Sie die alte Straßenbahn der Linie 28 und fahren durch die engen Gassen der Altstadt hinauf zum Castelo São Jorge. Diese beeindruckende Burganlage wurde aus den Resten der maurischen Zitadelle nach deren Vertreibung 1147 von dem portugiesischen König Afonso Henriques zur Residenz umgebaut und bis in die Mitte des 16. Jh bewohnt. Anschließend zog das Königshaus in den neuen Palast am Praça do Comércio um und die Anlage erfuhr eine vielfältige Nutzung als Theater, Gefängnis oder Waffendepot. Beim schweren Erdbeben erlitt sie zahlreiche Beschädigungen und wurde erst von Salazar 1938 restauriert und mit neuen „mittelalterlichen“ Mauern und Gärten ausgestattet. Von der erhöhten Lage bieten sich zahlreiche schöne Aussichten auf die Stadt und den Tejo. Sie betreten die Burganlage durch die Porta de S. Jorge und können einen schönen Rundgang durch die Anlage über den Largo de Santa Cruz do Castelo mit der Kirche aus dem 12.Jh., durch die Rua de Santa Cruz hinauf zum Torre de Ulisses mit den beeindruckenden Burgmauern, welche zu besteigen sind, und schließlich hinunter zu der Aussichtsterrasse nahe dem Restaurant Casa do Leão machen. Von hier gibt es einen besonders schönen Blick auf die Stadt und Fluss. Sie verlassen die Anlage wieder durch die Porta de S. Jorge und gehen hinab durch die Rua Chão da Feira zum Museu de Artes Decorativas am Largo das Portas do Sol. Von dem kleinen Platz oder der Dachterrasse eines angrenzenden Hauses können Sie wieder einen schönen Blick auf die Alfama und den Tejo genießen, bevor Sie durch die engen Gassen und Treppen hinablaufen. Zunächst geht es an der Kirche Santa Luzia mit der schönen Kachelfassade und einem weiteren Aussichtspunkt vorbei, die Treppen und auf halben Weg scharf nach links auf weiteren engen Treppen hinab zur Rua de S. Miguel, die Sie nach links bis zur rechts abgehenden Beco do Mexias nehmen. Am Largo de S. Pedro biegen Sie wieder rechts ab und finden in den kleinen Gassen ein Restaurant für ein schönes Mittagessen. So kann man im Restaurant Lautasco authentische portugiesische Küche bei gutem Wetter auf einer Straßenterrasse genießen. Nach der Stärkung wandern Sie auf der Rua de S. Pedro weiter und gelangen alsbald an die Kathedrale Sé mit ihren beiden mächtigen Türmen. Sollten Sie morgen auf dem Weg aus der Stadt keine Zeit für eine Besichtigung haben, bietet sich jetzt ein Rundgang durch den imposanten Kirchenbau mit der einzigartigen Rosette im Hauptportal an. Ebenso können Sie schon den ersten Stempel für Ihren Pilgerpass an dem kleinen Schalter im Kircheninneren erhalten.
Den Straßenbahnschienen folgen Sie hinab zurück zum Praça do Comercio, wo Sie erneut die Straßenbahn (Linie 15) in Richtung Belém besteigen. Dem Lauf des Tejo flussabwärts folgend gelangen Sie in den Ortsteil Belém. An der Mündung des Tejo gelegen, ist dieser Stadtteil Zeuge für die reiche Vergangenheit dieser Stadt. Die beiden bedeuteten Gebäude, der Torre de Belém und das Mosteiro dos Jerónimos wurden unter dem König Manuel I. zu Beginn seiner Herrschaft am Anfang des 16. Jh. in dem für seine Zeit typische und nach ihm benannten Baustil errichtet. Die Bahn verlassen Sie an der Haltestelle „Belém“ und gehen auf der Rua de Belém weiter in Fahrtrichtung. Zur Linken erscheint alsbald eine imposante Mauer, hinter der der ehemalige Königspalast und heutige Sitz des Präsidenten („Palacio de Belém“) zu finden ist. Kutschenbegeisterte können das ebenfalls in dem Komplex untergebrachte „Museo Nacional dos Coches“ besichtigen. Gegenüber können Sie in den kleinen Park abbiegen und weiter parallel der Hauptstraße durch die bezaubernde Rua Vieira Portuense mit ihren bunten Häusern aus dem 16. und 17. Jh. laufen. Sollten Sie noch keine Mittagsrast in der Alfama gemacht haben, bieten sich hier die zahlreichen Restaurant für eine entspannte Pause an. Am Ende biegen Sie rechts ab, überqueren die Hauptstraße und statten der berühmtesten Konditorei Lissabons, der „Antiga Confeitaria de Belém“ mit seinen wunderbaren Blätterteigtörtchen mit Puddingfüllung einen Besuch ab. Nun wenden Sie sich nach links und laufen die wenigen Meter weiter bis zum Praça do Império mit dem beeindruckenden Gebäudekomplex des Klosters „Mosteiro dos Jerónimos“. An der Außenfassade ist das üppig ausgestattete Südportal zu beachten. Im Innern des Klosters ist die Kirche mit dem schönen Altarraum und gegen Eintritt der Kreuzgang zu besichtigen. Im Westflügel des Klosters ist heute das Museu Nacional de Arqueologia mit Fundstücken aus der reichen Vergangenheit des Landes untergebracht. Am Ende des Westflügels und unter Nutzung der dortigen Kapelle findet sich noch das Museu de Marinha mit Schaustücken zur Seefahrergeschichte Portugals. Sie gehen aber weiter über den streng geometrisch angeordneten Praça do Império bis an das Flussufer und können dort weiter flussabwärts bis zum Torre de Belém laufen. Auf dem Weg passieren Sie das mächtige Denkmal Padrão dos Descobrimentos, welches zum 500. Todestages des Infanten Henrique 1960 errichtet wurde. Auf der Ostseite der Säule sind die wichtigsten portugiesischen Eroberer dargestellt. Ein Stück weiter liegt das Museu de Arte Popular, das einen guten Überblick über das landestypische Kunsthandwerk bietet. Bald schon sehen Sie den Torre de Belém aus dem Wasser aufragen. Mitten im Tejo zu Anfang des 16. Jahrhunderts im Auftrag von Manuel I. errichtet, diente er einst als Startpunkt für die auf Entdeckungsreise gehende Seefahrer und wurde zum Symbol für Portugals Zeit der Entdeckungen. Typisch für den manuelinischen Baustil finden sich reiche Ausschmückungen und Schnurreliefs. Das große Gewölbe unterhalb der Terrasse diente einst als Gefängnis und Waffenlager. Ein Stück weiter flussabwärts liegen in einer kleinen alten Festung das Militärmuseum und davor die sehr moderne Gedenkstätte für in den verschiedenen Kriegen gefallenen Soldaten. Mit der Straßenbahn geht es zurück in die Altstadt, für das Abendessen bieten sich die Santo Amaro Docas an. Hierfür verlassen Sie die Straßenbahn an der Haltestelle „Alcantara“ und laufen in Richtung der mächtigen Brücke. In den alten Hafengebäuden findet sich eine Vielzahl von Restaurants und bei schönem Wetter können Sie auf einer der zahlreichen Terrassen mit Blick auf den Tejo einen Sundowner genießen und sich auf Ihre kommende Wanderung durch Portugal einstimmen.

Dies ist ein Abdruck aus dem Buch Caminho Português |Der Portugiesische Weg von Kathrin Hützen.

Pero Negro Editions, 2011 erhältlich im Webshop unter: http://www.peronegro.com/shop/ oder im gut sortierten Buchhandel.

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