Anwender wünschen sich mehr Flexibilität

Dialog mit Kartellamt und SAP Deutschland gesucht

Aachen, 24.03.2010 – Das Kundenverhältnis der SAP hat in den letzten Monaten stark gelitten. Viele Anwender bemängeln, dass ihnen neue Konzepte eher aufgezwängt werden, als dass mit ihnen kommuniziert wird; letztes bekanntes Beispiel war die (versuchte) Durchsetzung des Enterprise-Supports. Das Seestern IT Forum ist der Ansicht, dass SAP seine Marktstellung in gewissen Bereichen ausnutzt – und hat sich daher an das Bundeskartellamt sowie SAP Deutschland gewandt.

„Vielen SAP-Anwendern hat erst die geplante Durchsetzung des Enterprise-Supports wieder gezeigt, wie abhängig sie von SAP sind – und wie wenig Rücksicht auf sie genommen wird“, fasst Axel Susen, Initiator des Seestern IT Forums, die Lage zusammen. „Jetzt scheint SAP den Kunden etwas entgegengekommen zu sein. Trotzdem gibt noch andere Bereiche, wo SAP unserer Meinung nach ihre Lieferanten-Stellung zu Lasten der Anwender ausnutzt!“ Insgesamt 11 Kritikpunkte hat das Seestern IT Forum in einem Dokument zusammengestellt. Mit der Bitte, diesen Sachverhalt zu überprüfen, wurde sich ans Bundeskartellamt sowie an SAP Deutschland gewandt.

Die Auslandszuschläge werden inzwischen zwar nicht mehr erhoben, die anderen 10 Punkte – wie z. B. Kosten für indirekte Nutzung oder die Vorgabe für vollständige Wartung – bleiben aber bestehen.

Hat SAP eine marktbeherrschende Stellung inne?

Laut Antwort von SAP kann von keiner Ausnutzung der Marktsituation gesprochen werden – immerhin habe SAP gar keine marktbeherrschende Stellung inne. Berufen wird sich dabei u. a. auf das Bundeskartellamt. Unabhängige Analysten sehen den Markt in Deutschland aber anders: Laut Gartner hatte SAP 2008 einen ERP-Marktanteil von fast 60 % in Deutschland; laut Experton immerhin 51 %. Somit scheint der deutsche ERP-Markt fest in den Händen der Walldorfer zu sein. Ein Wechsel des gesamten SAP-Systems würde dementsprechend zu einem hohen wirtschaftlichen Schaden führen; ein Wechsel in Teilen wird von SAP über die Wartungsgebühren und Konditionen untersagt. „Somit müssen Anwender entweder ganz auf SAP verzichten – was sich kaum ein Unternehmen nach den hohen Investitionen ins SAP-System leisten kann – oder SAP komplett einsetzen, ohne große Chancen, die laufenden Kosten zu beeinflussen“, erläutert Susen das Dilemma vieler SAP-Kunden.

Hinzu kommt noch, dass der Markt für SAP-Wartung ein eigenständiges Marktsegment darstelle, erklärt Prof. Dr. Weber von der Universität Zürich. Und hier müsse von einer marktbeherrschenden Stellung der SAP ausgegangen werden, wird er von CIO zitiert: „Aufgrund dieser Monopolstellung bestehe für die Abnehmer keine Auswahlmöglichkeit zu den Wartungsdienstleistungen von SAP.“

Während das Bundeskartellamt zu keiner Antwort zu bewegen war, spricht SAP davon, dass ihr Verhalten branchenüblich und am Markt akzeptiert sei. „Aber viele Anwender wünschen sich mehr Wettbewerb und Flexibilität,“ kommentiert Susen.

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