Wollte Al-Qaida die Kontrolle über das Urknall-Experiment übernehmen?

Auch nach der Festnahme des CERN-Physikers Adlène Hicheur, der mit dem nordafrikanischen Flügel der Al-Qaida in Verbindung stand, herrscht über dessen terroristische Absichten Rätselraten. Der Wissenschaftler, ein Franzose mit algerischen Wurzeln, wurde vergangene Woche an seinem Wohnsitz in der Nähe von Lyon von der französischen Polizei verhaftet.

Angaben des CERN zufolge gibt es in der Großforschungseinrichtung weder radioaktive noch sonstige Materialien, die sich für externe terroristische Anschläge eignen. Das ist wohl unbestritten. Vielmehr mehren sich Spekulationen, dass der Physiker, der bereits seit 2003 für das CERN und unter anderem auch im sensiblen Bereich des großen Teilchenbeschleunigers LHC tätig war, sich in dieser Zeit ein umfangreiches Detailwissen aneignete, um einen gezielten Anschlag auf die „Urknall-Maschine“ zu planen.

Hierzu muss man die Schwachstellen des LHC kennen. Dies ist zum einen das hochkomplexe und sensible Kühlsystem des Beschleunigers. Wie bereits nach der Panne im vergangenen Herbst würde bereits eine mittlere Sprengladung genügen, um das Experiment für rund 12 Monate lahm zulegen und einen Sachschaden in dreistelliger Millionenhöhe anzurichten.

Eine Manipulation des Protonenstroms wäre der Super-Gau

Weitaus gravierender wären die Folgen, wenn sich ein Terrorist nach der Inbetriebnahme des Urknall-Experiments dieses in einem günstigen Moment manipuliert. Das größte Sicherheitsrisiko stellt die gezielte Manipulation des Protonenstroms dar. Kommt zu einer totalen Übersteuerung des Experiments, würde es durch Überhitzung zu großen Schäden an den supraleitenden Magneten kommen, was ebenfalls einen Millionenschaden nach sich ziehen würde.

Jetzt kann niemand vorhersagen, wie lange die Magnete einem überhöhten Protonenstrom standhalten würden. Vermutlich sind es eher Sekunden als Minuten. Dieses Zeitintervall reicht aber aus, um eine gigantische Teilchenkollision mit ungeahnten Folgen auszulösen. Die Gefahr, dass in diesem Szenario ein mikroskopisch kleines Schwarzes Loch entsteht, wäre größer denn je.

Genau dieses Szenario wurde in dem vor drei Monaten erschienenen Science-Thriller „Sekunde Null. Das Urknall-Experiment“ detailliert beschrieben. Hans Wagner, Chefredakteur des Eurasischen Magazins, kam im August unter anderem zu folgendem Resümee. „Der Autor ist selbst Wissenschaftler und der Hintergrund seines Plots ist real. Er ist so ungeheuerlich, dass man beim Lesen nicht nur von der Spannung schier aufgefressen wird, sondern auch ins Grübeln kommt. Der britische Wissenschaftler Stephen Hawking hatte die Möglichkeit des Entstehens eines Schwarzen Lochs bei den Experimenten in dem 27 Kilometer langen Tunnel unter der Stadt Genf nicht ausgeschlossen.“ Siehe
http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20090823&marker=Froböse
Der Vorfall zeigt also in aller Deutlichkeit, wie nahe Fiktion und Wirklichkeit oftmals beieinander liegen.
„The Show must go on“ – doch gibt es weitere potenzielle Täter?
Unterdessen wurde der geplante Neustart des Urknall-Experiments für Mitte November erneut bestätigt. Die Abkühlung des auch als Urknall-Maschine bezeichneten Large Hadron Collider (LHC) sei nahezu abgeschlossen, teilte der Sprecher des CERN, James Gillies, am gestrigen Freitag mit. Seinen Angaben zufolge haben sieben der acht Sektoren der Urknall-Maschine mittlerweile die Betriebstemperatur von 1,9 Kelvin erreicht. Lediglich der letzte Sektor muss noch um ein Zehntel Grad abgekühlt werden. Nach der vollständigen Abkühlung werden die supraleitenden Magnete, die die Elementarteilchen im Ring zurückhalten, unter Spannung gesetzt. Mitte November, nach einer Serie von Tests, sollen erste Protonenbündel durch den Ring laufen.
Bleibt zu hoffen, dass Adlène Hicheur ein mutmaßlicher Einzeltäter war und sich am CERN nicht noch weitere „Schläfer“ mit terroristischen Absichten befinden.
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17.10.2009: | | | |

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